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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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gehalten?«
    »O ja.« Pellengro blätterte die Karten durch. »Zuerst hatten sie regen Kontakt. Ich habe schon befürchtet, dass Barker Verdacht schöpfen könnte, aber der nicht.« Sie tippte sich an die Stirn. »Er war zu blöd, nur mit sich selbst beschäftigt.«
    »Und dann?«
    »Dann?« Ein Achselzucken. »Marions Besuche wurden immer seltener. Inzwischen war Barkers Frau gestorben. Marion und er wollten heiraten. Weitere Kinder wurden geboren... ehelich geboren. Rechtmäßige Kinder. Irgendwann kam sie gar nicht mehr. Sie ließ sich nie wieder blicken.«
    »Und das Kind? Das Mädchen?«
    Ein schwaches Lächeln. »Sie nennen sie Hexe, aber für mich ist sie Brigid Anastasia. Brigid, die keltische Feuergöttin, und Anastasia, Auferstehung. Brigid Anastasia... Ein schöner Name, nicht? Ich habe sie immer Biddy genannt. Ich habe sie aufgezogen, Mister. Ich habe sie erzogen, so gut ich konnte. Sie war immer unberechenbar. Unberechenbar wie Feuer.« Ihre Augen funkelten. »Einmal stach sie einen Jungen nieder, der sie belästigt hatte. Mit vierzehn ist sie mit einem Iren durchgebrannt. Er hatte wochenlang auf der Kirmes herumgehangen. Wir waren in Liverpool. Nachdem sie mit ihm abgehauen war, dachte ich zuerst, er hätte sie umgebracht oder ihr sonst was angetan. Aber sie schickte mir einen Brief aus Irland. Früher hat sie mir viele Briefe geschickt. Dann kamen auf einmal gar keine mehr. Stattdessen kreuzte sie einfach irgendwann unerwartet bei mir auf. Häufig habe ich sie nicht einmal wiedererkannt.«
    »Aber dieses Mal... Als sie dieses Mal bei Ihnen auftauchte, war es da anders?«
    »Ja, es war anders. Weil sie herausgefunden hatte, wer ihre Mutter war.«
    »Wie?«
    Die Frau zuckte erneut mit den Schultern. »Sie konnte sich vage erinnern, dass sie als Kleinkind oft von einer Dame besucht worden war, die sie auf den Arm genommen und liebkost und dabei geweint und sie selber auch zum Weinen gebracht hatte.« Eine Träne rollte über Rose Pellengros Wange. »Und als sie ein bisschen älter war, habe ich ihr ein wenig erzählt. Nicht viel, aber genug.« Sie schniefte. »Genug, damit sie beim Lesen der Todesnachricht... In einer der Zeitungen sah sie ein Foto von Marion. Biddy war nicht doof. Sie erinnerte sich gut. Und sie wusste jetzt, wer ihr Vater war und was er getan hatte.«
    Sie griff in den Ärmelaufschlag ihrer Strickjacke und zog ein kleines Spitzentaschentuch heraus, mit dem sie sich die Augen trocknete und die Nase putzte.
    »Hat sie Ihnen verraten, was sie vorhatte?«
    Pellengro schüttelte den Kopf. »Nein, nichts dergleichen. Sie wollte nur die Geschichte von mir hören. Na ja, alt genug ist sie ja wohl, oder? Also habe ich ihr alles erzählt. Ich dachte, dass sie vielleicht... Na ja, eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie... O mein Gott, was hat sie bloß mit ihm vor?«
    »Was glauben Sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was glauben Sie eigentlich, was sie in all diesen Jahren gemacht hat?«
    »Das hat sie mir nie erzählt.«
    »Und Sie haben keine Vorstellung?«
    »Ich dachte, dass sie vielleicht als Prostituierte gearbeitet hat?«
    Elder schüttelte den Kopf.
    »Was dann?«
    »Vergessen Sie es. Wo sie ihn wohl hinbringt?«
    »Gott im Himmel! Woher soll ich das wissen?«
    »Wir müssen sie finden, das ist Ihnen doch klar, oder? Wenn wir zu spät kommen, könnte sie wegen Mordes angeklagt werden.«
    »Sie würde ihn doch wohl nicht umbringen, oder? Meine kleine Biddy? Na gut, früher war sie ein bisschen ungestüm, aber inzwischen ist sie eine erwachsene Frau.«
    Er umfasste ihre Hände. »Rosa, erzählen Sie mir, was Sie ihr erzählt haben. Erzählen Sie mir alles , was Sie ihr erzählt haben.«
    Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Wer sind Sie? In welcher Funktion sind Sie hier? Sind Sie von der Polizei?«
    »Ich bin ein Vater«, erwiderte er.
    Sie putzte sich erneut die Nase und starrte ihn an. Dann begann sie, die Tarotkarten einzusammeln, und während sie dies tat, begann sie zu erzählen.
     
    Eine halbe Stunde später trat er hinaus in die Abendluft. Seine Beine fühlten sich steif an, weshalb er sie rieb. Er gab dem Special-Branch-Agenten ein Handzeichen, der daraufhin zu ihm trat.
    »Bleiben Sie hier«, wies Elder ihn an. »Vielleicht kommt sie zurück.«
    Barclay und Dominique waren nirgends zu sehen. Es gab jetzt mehrere Möglichkeiten, was er als Nächstes tun konnte, und er brannte darauf, von der Kirmes wegzukommen. Er ging an Barnabys Schießbude vorbei.
    »Kommen Sie,
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