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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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Burger-Drive-in, genehmigte sich einen Kaffee und später, als er tankte, noch einen. Da ihm wegen der Straßensperren keine andere Wahl blieb, fuhr er in Richtung Norden. Er hatte keine Hinweise, keine wirkliche Idee. Nichts.
    Und für das, was er hier tat, würde sich mit Sicherheit niemand bei ihm bedanken. Sich auf eigene Faust aus dem Staub zu machen, genauso wie früher. Barclay würde Joyce informieren, und Joyce würde nicht gerade begeistert sein. Ganz bestimmt nicht. Gestern Nacht hatte sie seinen Rücken massiert.
    »Es ist nicht verheilt«, hatte sie gesagt. »Ich dachte, inzwischen wäre alles wieder in Ordnung.«
    »Manchmal ist es besser, dann fängt es wieder an.«
    Sie war mit dem Finger der Linie gefolgt. »Tut das weh?«
    »Es ist mehr ein Jucken, als dass es schmerzt, aber wenn ich kratze... Ja, es tut weh. Und ich weiß, was du denkst: Geschieht ihm recht. Was ja stimmt. Aber ich habe meine Lektion gelernt.«
    »Wirklich, Dominic? Das frage ich mich. Ich frage mich, ob du aus Silberfisch wirklich gelernt hast.«
    Silberfisch, ein bescheuerter Name für eine bescheuerte Operation. Eine Terroristenzelle in London. Sie hatte unter Beobachtung gestanden. Dann war das Gerücht aufgetaucht, dass sich leitende Mitglieder von vier europäischen Terrororganisationen in der Londoner City treffen wollten. Doch der Einsatz war verbockt worden, die Terroristen entkamen. Darunter eine Frau, eine Frau, die Elder zu kennen glaubte. Es wurden umgehend schärfste Maßnahmen ergriffen: Checks an sämtlichen Flughäfen, Fährterminals und Fischereihäfen. Einer der Terroristen, ein Spanier, wurde am Flughafen Glasgow verhaftet. Dann kam der Anruf von Charlie Giltrap.
    »Könnte was sein oder auch nicht, Dom. Da ist eine Frau, die in der Nähe der riesigen Baustellen in den Docklands auf einem brachliegenden Gelände im Freien übernachtet hat. Sie redet nicht und sieht irgendwie komisch aus, du weißt schon, was ich meine. Sie passt irgendwie nicht dahin.«
    Für Elder hatte das gereicht, sich sofort zu den Docklands aufzumachen, eine Gegend mit Schrottplätzen, Baustellen und brachliegenden Flächen. Es war spät am Abend, und er hatte niemandem von seinem Vorhaben erzählt. Er wollte lediglich die Lage erkunden, und falls Verstärkung notwendig wäre, würde er sie telefonisch anfordern.
    Außerdem hatte er seine Browning dabei.
    Nachdem er eine halbe Stunde gesucht hatte, entdeckte er neben den Resten einer ehemaligen Lagerhallenmauer eine zusammengekauerte Gestalt. Sie aß geschnittenes Weißbrot aus einer Tüte, doch als er sich ihr näherte, huschte sie davon wie eine aufgeschreckte Maus. Er folgte ihr.
    »Ich will nur mit Ihnen reden!«, rief er. »Ich will Sie nicht von hier vertreiben. Ich will nur reden.«
    In der Ruine eines anderen verfallenen Gebäudes trieb er sie in die Enge. Das Gebäude besaß kein Dach mehr, nur vier Wände, eine klaffende Türöffnung und Fenster ohne Scheiben. Sie hatte sich wieder zusammengekauert, ihr Blick wirkte verängstigt und verschüchtert. Doch ihre Kleidung sah irgendwie nicht so zerlumpt aus, wie man es erwartet hätte. Er näherte sich ihr.
    »Ich will nur reden.«
    Und dann war er ihr nahe genug, um ihr in die Augen schauen zu können, und in diesem Moment wusste er Bescheid. Sie spielte mit ihm. Sie hatte weder Angst, noch war sie verschüchtert. Sie war die Hexe. Und sie sah, dass er Bescheid wusste.
    Und sie war schnell. Der Tritt traf seine Kniescheibe und zerschmetterte sie fast. Er stolperte, und die flache Kante ihrer Hand krachte gegen seine Kehle. Er würgte, doch irgendwie schaffte er es, seine Pistole zu ziehen.
    »Ich kenne Sie«, sagte sie und trat ihm die Pistole gekonnt aus der Hand. »Sie heißen Elder. Sie haben ein schönes, dickes Dossier über mich angelegt, stimmt’s?« Sie trat erneut zu, diesmal landete ihr Absatz an seiner Schläfe. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn. »Sie nennen mich Hexe.« Ihre Stimme war ruhig, beinahe ätherisch. Ein Tritt in die Rippen. Mein Gott, was für Schuhe trug sie bloß? Sie waren wie Waffen. »Sie heißen Dominic Elder. Wir haben auch unsere Quellen, Mr. Elder.« Dann kicherte sie, ging vor ihm in die Hocke und hob seinen Kopf an. Es war dunkel, er konnte nicht erkennen, wie sie... »Dominic Elder. Der Name eines Priesters. Sie hätten Priester werden sollen.«
    Dann stand sie auf und ging. Schotter und Glas knirschten unter ihren Schuhen. Sie blieb stehen und hob seine Pistole auf. Er hörte, wie sie die
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