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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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und es wurde schwächer. Er tauchte in das Straßengewirr der alten Stadt ein, folgte dem Geräusch. Er hatte sich hier schon einmal verlaufen, obwohl es gar nicht so viele Straßen gab!
    Als er die Schritte nicht mehr hörte, blieb er kurz stehen und lauschte angestrengt. Dann ging er weiter. Die Straßen wurden noch enger und gleich darauf wieder breiter. Ein Platz. Dann weitere Straßen. Es war stockdunkel. Verstärkung. Er brauchte Verstärkung. Gab es hier irgendwo in der Nähe eine Polizeiwache? Und dann plötzlich Lärm, Stimmen... Sie näherten sich dem Platz. Drei Teenager, zwei Mädchen und ein Junge. Sie wirkten betrunken und fröhlich, wankten langsam nach Hause. Er steckte seine Pistole ins Halfter und rannte auf sie zu.
    »Habt ihr eine Frau gesehen?«
    »Nicht nötig, ich hab schon diese beiden hier.« Der Junge drückte seine beiden Begleiterinnen an sich.
    Elder versuchte, verschwörerisch zu lächeln. »Gibt es hier in der Nähe eine Polizeiwache?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sind Sie in Schwierigkeiten?«, fragte eines der Mädchen. Elder schüttelte den Kopf.
    »Ich bin nur auf der Suche nach... meiner Frau. Sie ist groß, jünger als ich. Wir haben es tatsächlich geschafft, uns zu verlieren, und...«
    »Sie machen hier Urlaub, oder? Hab ich mir gleich gedacht.«
    »He, die Frau haben wir doch gesehen... Wo war das noch? Stonebow?«
    Allgemeines Schulterzucken.
    »Da lang«, sagte das Mädchen und wies ihm den Weg.
    »Danke«, entgegnete Elder. Als er weiterging, hörte er den Jungen ziemlich laut »blöder Sack« sagen. Die Mädchen kicherten.
    Da lang. Obwohl, Moment mal... Er blieb erneut stehen. Was tat er da eigentlich? Die Hexe hatte bereits einen Schuss auf ihn abgefeuert. Sie wusste, dass er hier war. Warum also nicht sie ihn finden lassen? War sie hinter ihm? Folgte sie ihm womöglich und sah geduldig zu, wie er mit hängender Zunge herumrannte? Das wäre typisch für sie: den rechten Augenblick abwarten, warten, bis er erschöpft war, und ihn dann stellen. Ja, er konnte stundenlang in diesem Labyrinth herumirren und sie niemals finden. Jedenfalls nicht, wenn sie es nicht wollte. Er ging den Weg zurück, den er gekommen war, wobei er sich immer wieder umsah. Was er brauchte, war eine Sackgasse, und er fand eine: eine Gasse, die von The Shambles abging. Er hastete hinein, stieß einen Mülleimer um und lehnte sich keuchend und hustend an eine Hauswand. Mit einer Hand stützte er sich an der Wand ab, die andere schob er unter seine Jacke, als ob er Seitenstechen hätte. Wann immer er den Atem anhielt, herrschte Stille, eine beinahe drückend schwere Stille. Und sein Herz pochte wie verrückt.
    »He, Priester!« Ihre Stimme klang leise. Er hatte sie nicht kommen hören und drehte langsam seinen Kopf in Richtung Gassenanfang. In der Gasse selbst war es dunkel, doch die Straße, von der sie abging, war beleuchtet. Er konnte sie also besser sehen als sie ihn, was sie natürlich wusste. Wahrscheinlich stand sie deshalb an einer Seite der Gassenmündung, wo die Ecke einer Hauswand ihr einen gewissen Schutz bot. Sie zielte mit einer Pistole auf ihn.
    Sie sah anders aus. Nicht nur physisch – das war zu erwarten gewesen -, sie wirkte irgendwie ruhiger, als wäre sie mit sich im Reinen.
    »Sind Sie jetzt zufrieden?«, rief er ihr zwischen zwei Atemzügen zu. »Jetzt, wo Ihr Vater tot ist?«
    »Alle Achtung, Mr. Elder. Ich hatte schon gedacht, das Alter hätte Sie langsamer werden lassen. Ja, ich bin zufrieden.« Sie hielt inne. »Jedenfalls fast.« Die Pistole lag ruhig in ihrer Hand. Sie machte keine Anstalten, die Gasse zu betreten. Warum sollte sie auch? Es war eine Sackgasse. Er konnte ihr nicht entkommen.
    »Und was jetzt? Setzen Sie sich zur Ruhe?«, fragte er. »Ihr holländischer Freund hat uns erzählt, dass Sie für Ihren Auftrag eine Million Dollar eingesackt haben.«
    »Eine Million, ja. Dafür kann man sich eine Menge Ruhe kaufen. Was ist mit Ihnen, Mr. Elder? Ich dachte, Sie wären auch im Ruhestand?«
    »War ich auch, aber wie hätte ich mir die Gelegenheit entgehen lassen können, Sie aufzuspüren?«
    Er sah ihr Lächeln. »Mich noch einmal aufzuspüren«, korrigierte sie ihn. »Sagen Sie mal, Mr. Elder, wie geht es Ihrem Rücken?«
    »Der ist so gut wie neu.«
    »Tatsächlich?« Sie lächelte immer noch. »Dann sind Sie wohl bereit für ein weiteres Autogramm. Etwas Dauerhafteres diesmal.«
    »Wissen Sie noch«, fuhr er fort, »damals in den Docklands, kurz bevor Sie mich k.o. getreten
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