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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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langsam auf. »Eine Familienstreitigkeit.«
    Joyce Parry schlang ihren Arm um seine Taille. Ihre Finger lagen auf seinem Rücken. Sein Rücken fühlte sich vollkommen taub an.

Abschied
    Doyle behielt seinen Kopfverband ein paar Tage um, obwohl die Ärzte ihm gesagt hatten, dass das nicht erforderlich sei. Aber er war der Meinung, dass der Verband ihm gut stehe, und seine Freundin sah das genauso.
    »Sie sagt, ich sehe aus wie ein Kriegsheld.«
    »Oder wie ein Lobotomiepatient«, entgegnete Greenleaf.
    Elder lachte. Sie standen in dem Boxstudio im East End, das Doyle wieder einmal für eine seiner inzwischen berüchtigten Partys gemietet hatte. Das französische Lagerbier stapelte sich in Kartons mit jeweils achtundvierzig Flaschen. Die Sandsäcke und Barren waren in Gebrauch.
    »Ein pfiffiges Kerlchen, stimmt’s, Dom?«, sagte Doyle und deutete mit einem Nicken in Greenleafs Richtung.
    Elder nickte. »Aber jetzt mal ehrlich, Doyle, wie geht es Ihnen?«
    »Oh, mir geht’s gut. Ich leide nur unter leichtem Gedächtnisverlust.«
    »Tatsächlich?«
    »Wie es scheint, habe ich all meine charakterlichen Defizite vergessen. Schaut, schaut! Da kommt ja unser Casanova.«
    Sie sahen zur Tür. Barclay betrat erhobenen Hauptes den Raum. Er hatte soeben mit Dominique telefoniert und vereinbart, sie das nächste Wochenende in Paris zu besuchen.
    »Mamas Idee«, hatte sie gesagt, aber das nahm er ihr nicht ab.
    Doyle hatte sich von Barclay abgewandt und war zum Tisch gegangen. Als er sich wieder umdrehte, hielt er eine Flasche Bier in der Hand.
    »Hier, Mikey. Einen Flaschenöffner brauchen Sie nicht, Sie können einfach den Kronkorken aufdrehen.«
    »Na dann, Prost!«, rief Barclay. Greenleaf wusste, was jetzt kam. Als Barclay den Kronkorken aufdrehte, spritzte eine Schaumfontäne aus der Flasche und ergoss sich über sein Hemd.
    »Na, na«, mokierte sich Doyle. »Immer noch ein bisschen aufgekratzt von dem Trip, was?«
    Später, als hitzig darüber debattiert wurde, welches indische Restaurant die Partytruppe diesmal zu vorgerückter Stunde noch aufsuchen sollte, schlich Elder sich davon, um ein Taxi zu suchen.
    »Wollen Sie sich schon wieder mein Auto unter den Nagel reißen?«, hörte er auf der Straße eine Stimme fragen.
    Er drehte sich um und erkannte Barclay, der ihm gefolgt war. Und bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass er tatsächlich neben dem weißen Ford Fiesta stand. Barclay schloss die Beifahrertür auf.
    »Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit.«
    »Sie wissen doch gar nicht, wo ich hinwill.«
    »Egal, ich bringe Sie überall hin.«
    Sie brauchten fast eine halbe Stunde für die Strecke, an deren Ende ihn Joyce erwarten würde. Genauso wie die Nacht zuvor und die davor. Heute würden sie vorerst ihre letzte gemeinsame Nacht verbringen: Tommy Bridges fuhr in Urlaub, und Elder wurde wieder in seinem Garten gebraucht. Doch Joyce stand noch etwas Urlaub zu, und sie spielte mit dem Gedanken, Elder wenn möglich vor Ende des Monats zu besuchen. Sie würden sehen, ob es klappte. Nachdem die Hexe jetzt Vergangenheit war, konnte Dominic nun vielleicht ein wenig zur Ruhe kommen. Vielleicht.
    »Woran denken Sie gerade?«, wollte Barclay wissen.
    »Ich frage mich, ob ich Sie beneiden soll oder nicht.«
    »Um was denn?«
    »Es ist schwer in Worte zu fassen, ohne zu viele abgedroschene Phrasen zu benutzen.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Sie fangen gerade erst an, Michael.« Elder hielt abrupt inne. Er konnte es nicht artikulieren. Barclay nickte trotzdem.
    »Ich habe die Botschaft verstanden«, sagte er.
    Elder lächelte. »Ich hoffe es.«
    »Apropos, wie geht es eigentlich der Patientin?«
    Ja, wie ging es ihr eigentlich? Früher an diesem Tag hatte Elder das Krankenhaus in Leeds aufgesucht. Ohne die Geräte... Der Arzt hatte mit den Achseln gezuckt. Er sah keinen Sinn darin, eine Killerin künstlich am Leben zu erhalten.
    Elder hingegen schon... na ja, zumindest manchmal. Er saß eine halbe Stunde an ihrem Bett, starrte ihr Gesicht an und die Schläuche, die aus Nase und Mund hingen, und die Maschine selbst, die in regelmäßigen Abständen piepte und deren Beatmungsgerät zischte.
    »Sie haben mir meine Frage nie beantwortet«, sagte er leise. Er wandte sich von ihr ab, um die Funktionsweise der Geräte, die ihn umgaben, besser studieren zu können. Sein Blick folgte dem Weg der sich schlängelnden Kabel zu den unten an der cremefarben gestrichenen Wand angebrachten Steckdosen, und hin und wieder verharrte er auf den diversen
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