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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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Kollegen, Dr. Danielle Brecht, gehalten werden (stark verkürzt – Hassan war für sein Improvisationstalent bekannt).
    Mr. Hassan starb am Abend des 20. Mai im Krankenhaus, genau während der Liveübertragung des Abschlusskonzerts, bei dem Stars und Sternchen aus dem Film- und Popgeschäft ihre Botschaften in sämtliche japanische Fernsehhaushalte sandten.
    Die Obduktion wurde am Morgen des 21. Mai durchgeführt, wobei das Ergebnis in Mr. Hassans Hotel (ebenso wie von den mehr als hundert weiteren Gästen, die sich am Vorabend in dem Hotel aufgehalten hatten) brennend erwartet wurde. Die Laboranalyse ergab als Todesursache eine Atropinvergiftung (Atropin ist ein Alkaloid, das in der Schwarzen Tollkirsche vorkommt. Abgeleitet vom griechischen atropos , ›die Schicksalsgöttin, die den Lebensfaden durchschneidet‹.)
    Als Hassan noch bei Bewusstsein war, jedoch glaubte, schon im Delirium zu sein, redete er von einem Mädchen, vermutlich einer Studentin. Er erwähnte ihre ›Schönheit und Großzügigkeit‹. Die Hotelbelegschaft bestätigte auf Nachfragen, dass Mr. Hassan in der Nacht des 19. Mai von einer jungen Frau auf sein Zimmer begleitet worden war. Niemand hatte sie das Hotel wieder verlassen sehen, obwohl die Rezeption rund um die Uhr besetzt war. Die Frau wurde unterschiedlich beschrieben. Jemand schätzte ihre Größe auf einen Meter achtzig oder mehr, jemand anders nur auf einen Meter achtundsechzig. Jemand sagte, sie habe kurz geschnittenes schwarzes Haar, jemand anders behauptete, es sei braun. Ferner war die Frau hellhäutig, wenn auch sonnengebräunt. Vielleicht Europäerin, vielleicht auch Asiatin. Niemand hatte sie sprechen gehört. Sie hatte die Eingangshalle mit Mr. Hassan durchquert und mit ihm den Aufzug bestiegen. Sie trug schwarze Jeans, ein leichtes T-Shirt und einen hellen Blazer. Mr. Hassan trug eine mit Büchern gefüllte Plastiktüte. Das Rezeptionspersonal glaubte, dass die Tüte der Frau gehörte.
    Die Frau konnte nie ausfindig gemacht werden. Hassans sexuelle Vorgeschichte wurde überprüft (Witwe wenig mitteilsam). Anmerkung: Die Einreise der Frau ins Land war plump und hat sofort Verdacht erweckt. Und die Verwendung von Atropin – oder zumindest die zum Einsatz gekommene Dosis – war ebenfalls plump, da sie es dem Opfer ermöglichte, noch zu reden, bevor es starb. Schade nur, dass es nichts Erhellendes gesagt hat.
    Siehe: HEXEN-Dossier
    Letzte Anmerkung: Susa liegt etwa achtzig Kilometer von Hiroshima entfernt.«
    Barclay nahm sich die dritte und letzte Seite vor. Doch auf dieser Seite befanden sich lediglich Zeitungsartikel über die Ermordung Jerome Hassans, in denen Gift und die mysteriöse junge Frau erwähnt wurden. Es gab auch Anspielungen auf einen eifersüchtigen Liebhaber. Er blickte auf und sah, dass Joyce Parry in eins von Elders Dossiers vertieft war. Er überflog noch einmal seine eigenen Papiere; Elders Art zu berichten gefiel ihm – die Erklärung des Wortes Atropin, die Erwähnung des Rockkonzerts, mit dem die Konferenz beschlossen wurde, sowie der nette abschließende Hinweis, dass Hassan ein verheirateter Mann gewesen war.
    »Sie sehen die Übereinstimmung«, sagte Parry wie aus heiterem Himmel. Sie sah ihn jetzt an. »Eine Killerin wird in Japan abgesetzt, danach vernichtet sie das Schiff, das sie an Land gebracht hat. Jetzt, sechs Jahre später, geschieht etwas Ähnliches.«
    Barclay dachte über ihre Worte nach. »Die Special Branch denkt eher an Drogen oder Waffen.«
    »Genau. Und deshalb hätte ich es besser gefunden, wenn Sie sie nicht schon in einem so frühen Stadium alarmiert hätten. Sie setzen ihre Leute womöglich auf ein halbes Dutzend falsche Fährten an. Und wenn wir dann mit neuen Informationen antworten, werden sie sich fragen, warum wir nicht früher damit rübergekommen sind. Verstehen Sie, was ich meine?« Ihre Brille glänzte. Barclay nickte.
    »Es lässt uns schlecht aussehen.«
    »Es lässt mich schlecht aussehen.« Sie benetzte mit ihrer Zungenspitze zwei Finger und blätterte eine Seite um.
    »Was ist das Hexen-Dossier?«, wollte Barclay wissen.
    Doch sie war so in ihre Lektüre vertieft, dass sie seine Frage überhörte. Hin und wieder schien sie ein Lächeln zu unterdrücken, als ob sie in Erinnerungen schwelgte. Schließlich hob sie den Blick.
    »Das Hexen-Dossier existiert nicht. Es war nur eine fixe Idee von Mr. Elder.«
    »Wer ist die Hexe dann?«
    Sie schloss die Mappe vorsichtig und dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete.
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