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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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gemacht?«
    »Das weiß niemand.«
    »Wo waren sie denn gewesen?«
    Greenleaf schüttelte den Kopf. »Cranes Witwe wusste nicht mal, dass ihr Mann vorhatte, mit dem Schiff rauszufahren. Er sagte nur, dass er eine Spritztour mit dem Auto machen wolle. Er litt unter Schlaflosigkeit, meinte sie. Und der Familie von Perch war lediglich bekannt, dass er irgendeinen Auftrag für Crane zu erledigen hatte. Der Liegeplatz des Schiffs ist nicht weit von Folkestone entfernt, eine Ortschaft namens Sandgate.«
    »Aber das Schiff war näher an Folkestone, als es sank?«
    »Von Sandgate aus gesehen auf der anderen Seite von Folkestone.«
    Doyle klopfte mit den Fingern auf die Kante des Schreibtischs. Sein Anzug sah zerknittert aus, machte aber einen bequemen Eindruck. Greenleaf hingegen fühlte sich, als ob er in einer Art Zwangsjacke steckte. Es war an der Zeit, sich ein neues Jackett zuzulegen oder mit einer Diät zu beginnen. »Was hat Crane beruflich gemacht?«, fragte Doyle.
    »Besaß sein eigenes Bauunternehmen.«
    Doyle hörte auf, mit den Fingern zu trommeln, fasste unter sein Jackett und kratzte sich. »Hätte man sich bei dem Namen ja denken können. Weißt du, warum das Schiff gesunken ist?«
    »Sie wollen heute Nachmittag versuchen, es zu bergen, das heißt das, was davon noch übrig ist.«
    Doyle zog seine Hand unter dem Jackett hervor. »Ich kann dir sagen, was sie finden werden.«
    »Was denn?«
    Doyle lächelte und sah hinunter auf die vor ihm ausgebreiteten Seiten. Schließlich hob er wieder den Blick. »Auf der anderen Seite des Ärmelkanals sind sie ein bisschen flotter als wir. Das Schiffswrack haben sie noch nicht ganz oben, aber die Autopsieergebnisse liegen bereits vor. Ich konnte heute Morgen schon mit dem pathologiste sprechen.« Er lächelte erneut. Greenleaf hasste ihn dafür, wie er die französische Aussprache des Wortes in seinen Satz einflocht. » Docteur Lagarde hatte ein paar interessante Dinge zu berichten. Übrigens gehen sie davon aus, dass sich vier Menschen an Bord befanden. Es war ein in Calais zugelassenes Fischerboot.«
    »Und? Was hatte der Doktor zu berichten?«
    Doyle lächelte über Greenleafs Ungeduld. »Tja, zunächst einmal weisen die Leichen vereinzelt leichte Wunden auf.«
    »Welcher Art?«
    »Von Holz-, Metall- und Glassplittern. Einem der armen Kerle hat Lagarde ein zwanzig Zentimeter langes Teil herausgeholt. Hatte sich in den Magen gebohrt und das Herz durchstoßen.«
    »Was bedeutet, dass Gewalt angewendet wurde?«
    »O ja, und was für eine Gewalt. Nach oben gerichtete. Es gab auch Brandverletzungen. Insbesondere eine der Leichen war fast vollständig verkohlt.«
    »Eine Explosion«, stellte Greenleaf fest.
    »Auf jeden Fall.«
    »Sonst noch was?«
    »Nur, was in dem Ölteppich herumschwamm. Hundertdollarnoten. Fünfzehn Stück und nicht gerade in gutem Zustand. Sie haben ein paar Seriennummern. Die Amerikaner prüfen sie bereits.«
    »Tausendfünfhundert Dollar. Was meinst du, was dahintersteckt? Drogen?«
    »Drogen oder Waffen, aber wahrscheinlich Drogen.«
    »Glaubst du, die beiden Schiffe haben sich in der Mitte des Ärmelkanals getroffen?«
    »Vorstellbar. Um dies mit Sicherheit sagen zu können, gibt es nur eine Möglichkeit: Wir brauchen die Autopsieergebnisse aus Folkestone. Soll ich dich mitnehmen?«
    »Wie bitte?«
    Doyle beugte sich nach unten und hob eine prall gefüllte Reisetasche auf. »Ich nehme die Abendfähre nach Calais, übernachte dort, schnüffle morgen ein bisschen herum, und bevor ich zurückfahre, springe ich noch schnell in einen hypermarché . Trilling hat vor einer Stunde sein Okay gegeben.«
    »Das sprichwörtliche Glück der Iren.«
    Doyles Gesicht verfinsterte sich ein wenig. Was hatte Greenleaf denn Falsches gesagt? Ah, Doyle reagierte offenbar empfindlich, wenn er auf seinen irischen Namen angesprochen wurde. Ertappt, dachte Greenleaf, da hab ich wohl deinen wunden Punkt getroffen!
    Als Doyle erneut das Wort ergriff, war er immer noch etwas verstimmt. »Ich muss nur noch meine Scheinwerfer auf den Rechtsverkehr einstellen, sie entsprechend abblenden, dann bin ich startklar. Bis Folkestone könnte ich dich mitnehmen...«
    »Danke, ich fahre mit meinem eigenen Wagen.«
    »Wie du willst«, entgegnete Doyle. Während er dies sagte, schien er auf Greenleafs zu enges Jackett zu starren.
    »Ich wünschte, Sie wären damit früher zu mir gekommen, Michael.«
    Das war nicht gerade der Eröffnungssatz, den Michael Barclay von seiner Chefin erwartet
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