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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela
Autoren: Sabine Dankbar
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persönlichen Gesprächen eingeladen würde, und das ging in den meisten Fällen über Kontakte. Netzwerke zu knüpfen oder zu nutzen, das war die Devise. Kein leichtes Unterfangen, aber ich ließ mich davon nicht abschrecken.
    Gu und ich würden heiraten, das stand nun fest. Nach der einen sternenklaren Nacht im Urlaub hatten wir darüber diskutiert, wann, wo und wie. Gu wollte unbedingt in seiner Lieblingsjahreszeit, dem Herbst heiraten. Den Wunsch wollte ich ihm gern erfüllen. Meine Bedingung war nur, es erst im nächsten Jahr zu tun. Ich wollte mit Gu die Hochzeit in Ruhe vorbereiten.
    Nach einigem Hin und Her hatten wir uns darauf geeinigt, nur im allerengsten Familien- und Freundeskreis zu heiraten. Alle für uns wichtigen Menschen in unserem Leben sollten möglichst dabei sein. Je kurzfristiger wir den Termin aber anberaumen würden, desto höher war die Gefahr, Absagen zu bekommen. Der Termin war aber wieder abhängig davon, wo wir die Hochzeitsfeier stattfinden lassen würden. Dazu hatten wir zwar jede Menge Ideen, aber keine einzige konkrete Vorstellung. Vielleicht am Meer, auf Norderney, wo meine Eltern und Geschwister oft ihre Ferien verbrachten? Vielleicht am Wolfgangsee, wo Tanja, die Mutter von Gu, ihre Kindheit und Jugend erlebt hatte? In Münster, unserem Zuhause? Sollte es eine wilde Party sein oder eine feierlich-festliche Angelegenheit? Wollten wir den ganzen Tag feiern oder erst gegen Abend einladen? Wie war es denn mit einer anschließenden Hochzeitsreise? Wie viel Geld wollten und konnten wir überhaupt dafür aufbringen? Fragen über Fragen. Über eines war ich sehr froh. Gu hatte nicht auf einer kirchlichen Trauung bestanden. Obwohl ich katholisch bin und somit eine kirchliche Trauung eigentlich nicht mehr in Frage kommt, hätten wir uns trotzdem evangelisch kirchlich trauen lassen können, weil Gu evangelisch ist. Ich wollte und konnte es nicht. Ich hatte die Trauungsworte in der Kirche damals noch gut im Ohr und hätte mich durch die Wiederholung dieser Worte nur an mein damaliges Scheitern erinnert gefühlt. Die katholische Kirche nimmt in diesem Punkt eine Position ein, durch die ich mich ausgegrenzt fühle. Ich habe das Ehesakrament durch meine Scheidung gebrochen. Streng genommen darf ich sogar von offizieller Seite her die Kommunion nicht mehr empfangen. Warum kann mir der Verstoß gegen das Ehesakrament nicht als eine Sünde, die ich begangen habe, verziehen werden? Natürlich habe ich verständnisvolle Priester gefunden, die in diesem Punkt eine versöhnliche Position einnehmen, aber offiziell? Es geht mir nicht um die Erlaubnis nochmals eine große Hochzeit ganz in Weiß zu feiern, sondern um den Aspekt Verzeihen und Versöhnen. Daher fand ich unsere Idee, unter freiem Himmel, wo immer wir auch heiraten würden, uns nach der standesamtliche Trauung unser ganz eigenes Eheversprechen zu geben, eine wunderbare Lösung. Zudem würde Hans-Jakob, unser Freund auf dem Jakobsweg, unseren Übergang segnend begleiten. Seit Santiago hatten wir uns weder gesehen noch telefoniert, aber wir standen in einem regelmäßigen Briefkontakt.
    Ende September 2007 hatte ich einen Durchhänger. Ich war frustriert aufgrund meiner beruflichen Situation. Meine ganzen Bemühungen fruchteten nicht. Es schien, als ob sich die ersten vielversprechenden Kontakte im Sande verliefen. Ich wusste zum ersten Mal nicht, was ich noch Konkretes tun sollte. Ich konnte nur abwarten und mich immer wieder von Neuem in Erinnerung bringen. Obwohl ich frustriert war, war ich zuversichtlich. Ich war ganz bei mir. Das, was ich tat und dachte, war richtig. Es entsprach mir selbst. Ich fühlte eine zuversichtliche Kraft. Meine innere Stimme flüsterte mir zu: »Es ist gut, so wie es ist. Habe Geduld.« Mich in Geduld zu üben, war aber nach wie vor eine schwere Übung für mich. Deshalb versuchte ich mich auf anderen Feldern positiv zu motivieren. Zweimal die Woche ging ich zum Sport und nahm in einer physiotherapeutischen Praxis an einer Art Power- und Konditionsgymnastik teil. Mich körperlich abreagieren zu können, tat gut. Vor allem aber freute ich mich auf den Mittwochabend. Im August hatte ich bei einem Schnupperkurs Biodanza für mich entdeckt. Biodanza steht für »Tanz des Lebens«. Es ist eine Verbindung von Musik, Bewegung und Begegnungen in der Gruppe unter sachkundiger Anleitung. Man tanzt mal wild, mal sanft, allein, zu zweit, zu dritt oder viert oder aber mit der ganzen Gruppe. An der Tür zu unserem Raum hängt
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