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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Ackers’ Kopf, er trennte lediglich den rechten Fuß vom Bein.
    Ackers wälzte sich brüllend im Schnee.
    Der Professor beugte sich zu ihm hinunter, packte ihn bei den Haaren und hielt seinen Kopf so fest, dass Ackers ihm in die Augen sehen musste. Ullrichs Stimme war heiser und schneidend. «Ich könnte dich töten», sagte er höhnisch. «Aber den Gefallen tu ich dir nicht. Du sollst nicht so schnell in einem neuen Leben mit einem gesunden Körper belohnt werden. Ich will, dass du lebst. So lange wie möglich. In deiner ganzen Erbärmlichkeit. Ohne Job. Ohne Verstand. Ohne Fuß. Als sabberndes Häufchen Elend in einer Irrenanstalt. Für diesmal hast du verloren, Xu.» Dann drehte er Ackers’ Kopf zur Seite und drückte sein Gesicht in den Schnee.
    Vivien stand immer noch starr. Tom würgte trocken.
    Vivien fühlte sich zerrissen. Sie wollte hinlaufen zu Ackers. Seinem geschundenen Körper konnte sie wohl nicht mehr helfen, aber seiner Not leidenden Seele wollte sie Trost spenden. Sie wünschte sich von Herzen, dass er sie geliebt hatte. Dass er sie nicht nur hatte benutzen wollen im Kampf gegen Toi.
    Endlich kehrte die Sprache zu Tom zurück. Er wollte sagen: Lass uns abhauen, Vivien. Der hat das Beil. Wir sind als Nächste dran. Doch er brachte nur ein Krächzen zustande.
    Schon kam Ullrich auf sie zugestampft. Da Vivien sich nicht von der Stelle bewegte, blieb auch Tom stehen. Auf keinen Fall würde er weglaufen.
    Der Professor bückte sich, hob Schnee auf und rieb damit das Blut von der Schneide. Wenn die Augen Fenster der Seele waren, dann konnte Vivien durch Peter Ullrichs Augen direkt ins Höllenfeuer schauen. Sie sah nichts als glühenden Hass. Seine Worte jedoch klangen anders. Einschmeichelnd und triumphierend sagte er: «So, meine Liebe, habe ich dich immer beschützt. Die ganze Zeit. Durch alle Leben hindurch. Und das werde ich auch weiter tun. Es ist meine eigentliche Aufgabe. Denn ich bin Josch.»
    Zum Schein ging sie darauf ein. Ich muss mit ihm reden, dachte sie, reden. Wir haben im Gespräch so viel geklärt. Vor allen Dingen wollte sie Zeit gewinnen.
    «Warum hast du das alles für mich getan, Josch?», fragte sie, um einen ehrfurchtsvollen Ton bemüht.
    Ullrich rieb mit einem Eiszapfen an der scharfen Seite der Klinge, so als wollte er sie schleifen. Dabei entstand ein unerträglich schrilles Geräusch.
    Tom hätte sein Messer ziehen und den Professor umbringen können, nur damit dieses Geräusch endlich verstummte. Nie, nie wieder wollte er es hören. Alles Grauen, das er bis dahin erlebt hatte, würde für immer an dieses Geräusch geknüpft sein.
    «Weil ich dich liebe», antwortete Professor Ullrich bedächtig. «Ich habe dich immer geliebt.»
    «Aber ich denke, du warst der Sohn von Lin.» Dazu schlug sie sich auf die Brust, als müsse sie sich selbst klar machen, dass sie sich meinte.
    Er nickte langsam. «Ja. Ist es nicht natürlich, dass ein Sohn seine Mutter liebt, dass er durch alle Inkarnationen hindurch versucht, ihr nahe zu sein? Dass er sie beschützt und dafür sorgen will, dass es ihr gut geht?»
    Vivien fuchtelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger vor der Nase des Professors herum. So konnte sie die Bewegung seiner Augäpfel lenken, was ihr das Gefühl gab, die Situation noch ein wenig steuern zu können. Es war, als könne gleich eine Hypnose beginnen. Sie befanden sich ohnehin alle drei in einem hypnoseartigen Zustand.
    «Aber in diesem Leben», stellte sie klar, «bist du nicht mein Sohn, und ich bin nicht deine Mutter. Ich bin fünfzehn und du …» Sie hatte zwar seine letzten Geburtstage mit ihm gefeiert, aber an sein Alter konnte sie sich nicht erinnern. « … bist viel älter als ich!»
    «Das stimmt, du bist jetzt nicht Uta und nicht mehr Lin. Du bist Vivien. Ich bin dein Arzt, und du bist meine Patientin.»
    «Lass dich doch nicht zusülzen von dem, Vivien! Am liebsten wär er dein Lover! Der will dich vögeln, merkst du das denn nicht? Darum geht es, dafür ist ihm jedes Mittel recht! Ärzte nehmen sich mit Patientinnen keine Doppelzimmer. Sie flüchten nicht mit ihnen kreuz und quer durchs Land. Sie hinterlassen keine Spur der Verwüstung. Wo der Typ mit dir auftaucht, liegen Leichen herum! Der ist völlig krank, Vivien! Der hat dir den ganzen Mist nur eingeredet!»
    Tom merkte nicht, dass er sich damit aus der Geschichte herauskatapultierte. Vivien wandte sich ihm zu.
    «Ach, er hat sich das nur ausgedacht? Wer hat denn hier behauptet, Josch zu sein? Er will mich
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