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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach
Autoren: Lindgren Astrid
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Kopf schief und schaute Lillebror an.
    «Ich möchte wirklich mal wissen, was für Geschenke du kriegst», sagte er. «Ich möchte wissen, ob du Bonbons kriegst! In dem Fall, finde ich, sollten sie unmittelbar wohltätigen Zwecken zugeführt werden.»
    «Ja, wenn ich eine Tüte Bonbons bekomme, dann sollst du sie haben», sagte Lillebror.
    Für Karlsson konnte er alles tun, und jetzt mußten sie sich ja außerdem trennen.
    «Karlsson, übermorgen fahre ich zu meiner Großmutter und bleibe den ganzen Sommer dort», sagte Lillebror.
    Karlsson sah erst etwas verdrießlich aus, aber dann sagte er prahlerisch:
    « Ich fahre auch zu meiner Großmutter. Sie ist viel großmuttriger als deine.»
    «Wo wohnt sie, deine Großmutter?» fragte Lillebror.
    «In einem Haus», antwortete Karlsson. «Dachtest du, sie rennt die ganzen Nächte draußen rum?»
    Danach wurde nicht mehr von Karlssons Großmutter oder von Lillebrors Geburtstagsgeschenken oder sonstwas geredet, denn es war spät geworden, und Lillebror mußte ins Bett gehen, damit er an seinem Geburtstag rechtzeitig wach sein konnte.

    Diese Minuten am Geburtstagsmorgen, während man dalag und wartete, daß die Tür aufging und alle miteinander hereinkamen — mit dem Geburtstagstablett und Geschenken das war fast mehr, als man ertragen konnte. Lillebror fühlte, wie es ihm richtig im Bauch kribbelte vor Spannung.
    Aber jetzt kamen sie, jetzt stimmten sie da draußen ihr «Hoch soll er leben» an, jetzt ging die Tür auf, und da waren sie alle versammelt, Mama und Papa und Birger und Betty.
    Lillebror setzte sich kerzengerade im Bett hoch, und seine Augen blitzten.
    «Ich gratuliere, liebster Lillebror», sagte Mama.
    Alle sagten der Reihe nach zu ihm «ich gratuliere». Und da war die Torte mit den acht Lichtern, und auf dem Tablett lagen die Geschenke.

    Mehrere Geschenke. Wenn auch eigentlich nicht so viele, wie er es an seinem Geburtstag gewohnt war. Da lagen nicht mehr als vier Pakete, wie oft Lillebror auch nachzählte. Aber Papa sagte:
    «Im Laufe des Tages kann es noch mehr Geschenke geben. Man braucht ja nicht gleich alles frühmorgens zu bekommen.»
    Und Lillebror freute sich sehr über seine vier Pakete. Er hatte einen Tuschkasten bekommen und ein Spielzeugauto und ein Buch und ein Paar neue Hosen, und er fand alles sehr schön. Wie waren sie doch lieb, Mama und Papa und Birger und Betty! Keiner hatte so liebe Eltern oder so liebe Geschwister wie er.
    Er ließ sein Auto ein paarmal durchs Zimmer sausen. Und die ganze Familie saß auf seiner Bettkante und sah zu. Oh, wie lieb hatte er sie alle miteinander!
    «Denkt bloß, jetzt ist es acht Jahre her, seit dieser kleine Knirps zur Welt kam», sagte Papa.
    «Ja», sagte Mama, «wie doch die Zeit vergeht! Erinnerst du dich noch, wie es an dem Tag in Stockholm regnete?»
    «Mama, ich bin ja hier in Stockholm geboren», sagte Lillebror.
    «Ja, gewiß bist du das», sagte Mama.
    «Aber Birger und Betty, die sind in Malmö geboren?»
    «Ja, das sind sie.»
    «Und du, Papa, du bist in Göteborg geboren?»
    «Ja, ich bin ein Göteborger Kind», sagte Papa.
    «Und wo bist du geboren, Mama?»
    «In Eskilstuna», sagte Mama.
    Lillebror schlang lebhaft seine Arme um ihren Hals.
    «Da haben wir aber ein phenominonales Glück gehabt, daß wir uns alle getroffen haben!»
    Der Meinung waren sie alle. Und dann sangen sie zusammen noch einmal «Hoch soll er leben!», und Lillebror ließ sein Auto fahren, und es sauste durchs Zimmer.
    Er hatte noch viele Male im Laufe des Tages Gelegenheit, sein Auto fahren zu lassen, während er darauf wartete, daß die Geburtstagsgesellschaft anfange. Und er hatte ziemlich viel Gelegenheit, darüber nachzugrübeln, was Papa gesagt hatte — daß es im Laufe des Tages noch mehr Geschenke geben könnte. Einen kurzen glücklichen Augenblick lang dachte er, ob nicht vielleicht doch ein Wunder geschähe und er einen Hund bekäme. Aber dann sah er ein, es war unmöglich. Und er machte sich selbst Vorwürfe, daß er auf so dumme Gedanken kommen konnte — er hatte sich doch vorgenommen, den ganzen Geburtstag über nicht an einen Hund zu denken, sondern trotzdem vergnügt zu sein.
    Und Lillebror war vergnügt. Gegen Nachmittag begann Mama, in seinem Zimmer den Tisch überaus fein zu decken. Sie stellte eine ganze Menge Blumen auf den Tisch und die besten, dünnsten Tassen — drei Stück.
    «Mama, wir brauchen vier Tassen», sagte Lillebror.
    «Wieso denn?» fragte Mama verwundert.
    Lillebror schluckte. Er
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