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Karlsson vom Dach

Karlsson vom Dach

Titel: Karlsson vom Dach
Autoren: Lindgren Astrid
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war gezwungen zu erzählen, daß er Karlsson vom Dach eingeladen hatte, wenn Mama auch nicht einverstanden sein würde.
    «Karlsson vom Dach kommt auch», sagte Lillebror und sah seiner Mutter fest in die Augen.
    «Oooh», sagte Mama. «Oooh! Aber — na schön, die Tasse holen wir, wenn Karlsson da ist.»
    Sie strich Lillebror über das helle Haar.
    «Was hast du nur alles für kindische Einfälle, Lillebror. Man sollte nicht glauben, daß du schon acht Jahre geworden bist. Wie alt bist du jetzt eigentlich?»
    «Ich bin ein Mann in meinen besten Jahren», sagte Lillebror würdevoll. «Und das sagt Karlsson auch.»

    Der Geburtstag schlich im Schneckentempo dahin. Jetzt war es schon ziemlich «im Laufe des Tages», aber noch immer hatte er keine weiteren Geschenke bekommen.
    Endlich bekam er jedenfalls eins. Birger und Betty, deren Sommerferien noch nicht begonnen hatten, kamen von der Schule nach Hause. Und sie schlossen sich in Birgers Zimmer ein. Lillebror durfte nicht mitkommen. Er hörte, wie sie da drinnen kicherten und mit Papier raschelten. Lillebror war so neugierig, daß er am liebsten geplatzt wäre.
    Nach einer ganzen Weile kamen sie heraus, und Betty lachte und reichte ihm ein Paket.

    Lillebror freute sich mächtig und wollte gleich das Papier abreißen. Aber da sagte Birger:
    «Du mußt erst das Gedicht lesen, das außen draufsteht.»
    Sie hatten es mit großen Blockbuchstaben geschrieben, damit Lillebror es selber lesen konnte, und er las:

    Jeden Tag und jede Stund
    redest du ja nur von Hund.
    Betty, Birger eilten sich,
    weil sie mächtig lieben dich,
    kauften dir ein prima Tier,
    um es heut zu schenken dir.
    Dieser kleine Sammethund
    ist gar artig, weich und rund,
    hüpfet nicht herum und bellt,
    ist das Sauberste der Welt.

    Lillebror stand wie angewurzelt und völlig stumm da. «Mach jetzt das Paket auf», sagte Birger.
    Aber Lillebror schmiß es auf die Erde, und die Tränen schossen ihm aus den Augen.
    «Aber Lillebror, was ist denn los?» rief Betty.
    «Was hast du denn?» fragte Birger. «Bis du denn so unglücklich?»
    Betty schlang die Arme um Lillebror.
    «Sei nicht böse, es war doch nur Spaß, das mußt du doch verstehen.»
    Lillebror riß sich heftig los. Die Tränen strömten ihm über die Backen.
    «Ihr habt ja gewußt», schluchzte er, «ihr habt ja gewußt, daß ich einen lebendigen Hund haben wollte, und dann braucht ihr mich doch nicht so anzuführen.»
    Er rannte ihnen davon in sein Zimmer und warf sich aufs Bett. Birger und Betty gingen ihm nach, und Mama kam angelaufen.

    Aber Lillebror achtete nicht auf sie. Er weinte so sehr, daß er vom Schluchzen geschüttelt wurde. Jetzt war der ganze Geburtstag verdorben. Er hatte sich doch vorgenommen, vergnügt zu sein, auch wenn er keinen Hund bekam, aber wenn die ankamen und ihm einen Samthund schenkten... Das Weinen stieg zu einem richtigen Gejammer an, als er daran dachte, und er bohrte das Gesicht in die Kissen, so tief er konnte. Mama und Bir-ger und Betty standen um das Bett herum und waren ebenfalls ganz niedergeschlagen.
    «Ich läute Papa an und bitte ihn, ob er nicht etwas früher vom Büro nach Hause kommen kann», sagte Mama.
    Lillebror weinte — was für einen Zweck hatte es, daß Papa nach Hause kam? Alles war jetzt so trostlos und der Geburtstag verdorben, nichts und gar nichts hatte noch irgendeinen Sinn. Er hörte, wie Mama hinüberging und telefonierte — aber er weinte. Er hörte auch, wie Papa eine Weile später nach Hause kam — aber er weinte. Er konnte nie mehr fröhlich sein.
    Es wäre schon besser, er wäre tot. Und da mochten Birger und Betty ihren Samthund nehmen und immer, immer daran denken, wie häßlich sie zu ihrem kleinen Bruder gewesen waren, als er noch lebte und seinen achten Geburtstag feierte.
    Da standen sie plötzlich alle miteinander an seinem Bett — Papa und Mama und Birger und Betty. Er grub sein Gesicht noch tiefer in das Kissen.
    «Lillebror, da draußen auf dem Korridor ist jemand, der auf dich wartet», sagte Papa.
    Lillebror gab keine Antwort. Papa rüttelte ihn an der Schulter.
    «Draußen auf dem Korridor wartet ein guter kleiner Freund von dir, hast du nicht gehört!»
    «Ist es Gunilla oder Krister?» murmelte Lillebror mürrisch.
    «Nein, einer, der Bimbo heißt», sagte Mama.
    «Ich kenne keinen, der Bimbo heißt», murmelte Lillebror noch mürrischer.
    «Das mag wohl sein», sagte Mama. «Aber er möchte dich gern kennenlernen.»
    Da ertönte vom Korridor her ein kurzes,
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