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Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin

Titel: Karin Schaeffer 03 - Die stumme Zeugin
Autoren: Kate Pepper
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ansässigen Menschenhändlern. Tina, die Reed ganz besonders mochte, war eins der Mädchen von dort. Und als sie von ihm schwanger war, behielt er sie im Auge. Zu jener Zeit wohnte sie in einem Slum in Rio. Reed und Steve hatten da eine Art Waisenhaus gegründet. Allerdings machten sie nie Anstalten, Eltern für die Kinder zu finden, die dort mehr schlecht als recht hausten. Nach der Geburt nahm Reed Abby – sein Fleisch und Blut – zu sich. Warum er so handelte, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Aber es war nicht so, wie Sie denken ... Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sie nie missbraucht hat. Durchaus möglich, dass er sie auf seine Art tatsächlich geliebt hat. Was wirklich in ihm vorging ... keine Ahnung.« Das Thema wühlte ihn dermaßen auf, dass er nicht weitersprechen konnte.
    »Fahren Sie fort!«, herrschte La-a ihn an.
    Pater X fuhr mit einer zitternden Hand über sein tränennasses Gesicht.
    »Ich bin spielsüchtig.« Er rang sich ein armseliges Lächeln ab und warf den beiden Polizisten einen verlegenen Blick zu. »Ich habe mich verschuldet und Geld genommen, das der Gemeinde gehörte. Ich wollte es zurückzahlen. Zu Anfang bekam ich das noch hin, doch irgendwann stand ich so tief in der Kreide, dass ich es nicht mehr aus eigenen Kräften schaffte und mir auch gar keine Mühe mehr gab. Reed prüfte die Bücher und kam mir auf die Schliche. Da hatte ich leider schon viel zu tief in die Schatulle gegriffen ...«
    Ich warf Sam einen fragenden Blick zu, die daraufhin erklärte: »Reed hat sich freiwillig bereit erklärt, sich um die finanziellen Angelegenheiten der Kirche zu kümmern.«
    »Weshalb hat Pater X der Prüfung der Bücher zugestimmt?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vorschrift. Irgendjemand musste es machen, und er konnte sich in diesem Punkt nicht querstellen. Er mag ein Dieb sein, aber sonderlich gewieft ist er nicht.«
    »Reed suchte eine Möglichkeit, das Geld zu waschen, mit dem er die Reisen nach Brasilien finanzierte«, fuhr Pater X fort. »Und so hat er mir einen Deal vorgeschlagen: Er erklärte sich bereit, das Minus auszugleichen und mich im Notfall finanziell zu unterstützen, falls ich ihm half, wenn er mich brauchen würde. Zuerst habe ich nicht allzu viele Fragen gestellt, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass dabei jemand zu Schaden kam.«
    »Na, an was haben Sie denn gedacht?«, raunzte La-a ihn an, woraufhin Billy wieder ihren Arm berührte und seine Hand dort liegen ließ.
    »Hm ... Wirtschaftskriminalität vielleicht.« Pater X ließ nun den Kopf hängen; nur Augenblicke später nahm er ihn mühsam wieder hoch. »Irgendwelche illegalen Investitionen, die er tätigte. Er war ja Banker und finanziell sehr gut gestellt. Ich hatte keine Ahnung und habe auch nicht nachgehakt. Bis ...«
    Durch den Spiegel konnte man sehen, wie Billy den Druck auf La-as Arm erhöhte, die mit keiner Wimper zuckte. Ich neigte mich neugierig nach vorn.
    »... das erste Mädchen auftauchte und drohte, ihn auffliegen zu lassen. Er versuchte, sie mit Geld zum Schweigen zu bringen, aber darauf war sie nicht aus. Sie wollte sich rächen, vermute ich. Da dämmerte ihm, dass so etwas wieder passieren konnte. Wie ich glaube, hat er alles ganz sorgfältig geplant: Drohte ihm eins der Mädchen, würde er es umbringen und so deichseln, dass die Polizei von einem ganz bestimmten Tätertyp ausging. Er selbst sprach von (Irreführung), und am Anfang schien es ja auch zu funktionieren ...«
    Mädchen, die in jungen Jahren entführt und auf den Strich geschickt wurden, nur um am Ende zum Schweigen gebracht und brutal ermordet zu werden. Und Pater X hatte einfach so mitgespielt? Weil er spielsüchtig war? Das ging weit über den narzisstischen Selbsterhaltungstrieb eines ganz gewöhnlichen Süchtigen hinaus. Selbst wenn man einen Mann wie ihn in die Ecke drängte, hätte er am Ende doch noch Gewissensbisse bekommen müssen. Dass dem nicht so war, deutete auf eine schwere psychopathologische Störung hin. Sein Schweigen, Ausdruck von Desinteresse und Böswilligkeit, war ungeheuerlich und unentschuldbar. Und dennoch – das hatten mich meine Ausflüge in die forensische Psychologie gelehrt – würde sich seine Spielsucht, sofern Pater X nur geschwiegen und ansonsten nichts verbrochen hatte, vor Gericht strafmildernd auswirken. Bei dem Gedanken schnürte es mir die Kehle zu.
    Irgendwie gelang es Billy und La-a, sich zu beherrschen und so zu tun, als wären die Erklärungen von Pater X für sein
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