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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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glaubt wird selig.“ Er stand auf. „Sie kommen mit auf´s Revier. Wir nehmen ihre Aussage zu Protokoll.“
      „Was hat die Obduktion ergeben?“ fragte ich.
      „Kein Kommentar“, war seine knappe Antwort.
     
      Die Aktion in Grigoleit´s Büro dauerte länger als ich gedacht hatte. Wieder und wieder musste ich die Geschichte erzählen und wurde zu Details befragt. Und immer wieder auch Fragen zu dem Tag an dem Ali starb. Meine Rolle war offensichtlich undurchsichtig. Scheinbar gehörte ich zu den möglichen Kandidaten. Darum auch „kein Kommentar“. Es war schon spät, als sie mich endlich gehen ließen. Aber ich solle mich weiterhin zur Verfügung halten. Gerädert stieg ich die Stufen zum Friedensplatz hinunter. Die Sonne stand schon tief am Horizont. Aber sie würde noch einige Zeit brauchen, bis sie unterging. Mit Bus und Bahn fuhr ich nach Hause. Das letzte Mal, dass ich öffentliche Verkehrsmittel benutzt hatte, lag schon einige Jahre zurück. Der Busfahrer muffelte mich an, als ich ihn nach einer Fahrkarte fragte und verwies mich an einen Automaten. Ich muss schon sagen: … Immerhin wartete er auf mich. Ich ließ mich auf einen Sitz fallen und genoss die Fahrt. Die vertraute Umgebung zog aus völlig neuer Perspektive an mir vorbei. Ich begann zu grübeln. Ich würde Bob vertrösten müssen. Natürlich hatte ich mit dem „zur Verfügung stehenden Mann“ an mich gedacht. Grigoleit und Konsorten hatten nicht viel von meiner Vorstellung gehalten, mich in den nächsten Tagen nach Südamerika zu verdrücken. Auch, dass ein Job und mein Herzensglück davon abhingen, machte keinen Eindruck auf sie. Ich konnte nur hoffen, dass Dayana und Bob noch ein wenig Geduld mit mir hatten. Mir wurde unbehaglich. Mit einer wachsenden Unruhe in der Brust ging ich erst gar nicht hoch in meine Wohnung. Ich glaube, dass ich einem möglichen negativen Ausgang zweier Telefonate noch eine Zeit lang ausweichen wollte. Stattdessen stieg ich gleich in den Polo, drehte die Musik auf und fuhr durch die Gegend. Das dumpfe Gedröhn von Motörhead-No Sleep til Hammersmith war jetzt genau richtig. Erst bei Bomber wurde ich wieder wach und fand mich am Westfriedhof wieder. Ich stieg aus, schloss den Wagen ab und schlenderte in Richtung Grab. Es war unberührt. Keine Ahnung, wie lange die brauchen, um eine Genehmigung zum Öffnen zu erhalten. Wenn sie sie erhalten. Wenn Carla dicht hielt und ihnen glaubhaft vermitteln konnte, dass es doch ein natürlicher Tod war, … Die Vierzigtausend waren ein Indiz, sagte Grigoleit, kein Beweis. Wenn ich das Geld in Händen gehalten hätte. Vielleicht. Aber so stand Aussage gegen Aussage. Amateurhaft hatte er gesagt. Und gut möglich, dass ich in den nächsten Tagen einen Brief von Carla´s Anwalt oder der Staatsanwaltschaft erhalten würde. Ich würde es auf mich zukommen lassen. Welche Wahl hatte ich? Käme halt noch ein Problem dazu. Ich seufzte und schlenderte weiter. Ich erreichte den Seiteneingang, verließ den Friedhof und lehnte mich mit beiden Armen auf das Geländer der Brücke an der Kanalschleuse. Die Sonne, tief im Westen, erzeugte goldene Reflexe auf dem unbewegten Wasser. Sie tanzten fast genauso vor meinen Augen, wie ein paar Stunden vorher die Feuerwerkskörper in meinem Kopf.
      Hier war es passiert. Was auch immer passiert war.
      „Hi!“ Jemand hatte sich zu mir gesellt.
    Ich zuckte zusammen. Ich hatte nichts gemerkt. Hatte die Schritte nicht gehört.
      Ich drehte den bandagierten Kopf. Peter. Ich fuhr ihn an. „Verdammt! Sag doch was! Musst du dich so anschleichen?“
      Er grinste sein jungenhaftes Grinsen. „Was ist denn mit dir passiert?“ Er sah auf meinen Verband.
      „Kopf gestoßen.“
      „Das muss aber heftig gewesen sein. Bist du besoffen aus dem Bett gefallen, oder was?“ Schadenfreude. Ich grunzte nur. Er lachte. Nachdem er sich ausgiebig über mein Missgeschick amüsiert hatte, spuckte er in´s Wasser. Dann drehte er sich um. Sah mit verschränkten Armen in die andere Richtung und beobachtete ein Schiff, das sich der Schleuse näherte. „Carla hat mich heute Mittag angerufen. War reichlich angepisst, weil sich die Bullen für heute Abend bei ihr angesagt haben. Du hättest sie ihr auf den Hals gehetzt. Wegen Ali.“
      „Auf den Hals gehetzt…“ sagte ich verächtlich. „Sie haben mich gefragt, wen Ali noch hier kennt. Warum sie hier war. Da konnte ich gar nicht anders.“
      „Hm, hm.“
      Wir schwiegen uns an. Nach einer ganzen Zeit,
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