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Karas Reich

Karas Reich

Titel: Karas Reich
Autoren: Jason Dark
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ihm dadurch entgegenkommen. Es war der helle Wahnsinn.
    »Du packst es, Tom! Verdammt, du packst es!« Taggert versuchte, seinem Partner Mut zu machen, ihm Kraft zu geben, denn beides konnte er gebrauchen.
    Ich kam noch höher.
    Dann wieder ein Stück.
    Meine Schulter spürte ich schon gar nicht mehr. Die Finger des Polizisten hatten sich darin verkrampft wie eiserne Griffe. Ich dachte daran, daß mir in einer Lage wie dieser nicht einmal mein Kreuz half. Es war eben kein Wundermittel.
    Ich kam noch weiter.
    Ich schwebte, denn auf einmal riß irgendein Faden in meinem Bewußtsein, so daß ich die folgenden Sekunden überhaupt nicht mitbekam. Sie waren mir nicht mehr bewußt.
    Ich würde es schaffen.
    Nein, ich würde nicht sterben.
    Ein irrer Schrei trompetete an meine Ohren. Ned hatte ihn ausgestoßen.
    Vor meinen Augen tanzten plötzlich Schleier wie die Röcke sich in Bewegung befindlicher Tänzerinnen, aber diese Schleier rissen auf, und ich konnte über mir das Gesicht des Polizisten Tom Turner erkennen. Ich sah es aus einer anderen Position heraus, und da wurde mir mit einemmal klar, was geschehen war.
    Ich hing nicht mehr über dem Abgrund, sondern lag jetzt rücklings auf der Treppe.
    Unter meinem Rücken spürte ich den Druck der harten Stufenkanten. In diesem Augenblick kamen sie mir vor wie das weichste Daunenbett. Es war einfach wunderbar, wieder zu leben.
    Nur reden konnte keiner von uns.
    Wir waren ausgelaugt, erschöpft. Wir lagen neben- und übereinander, und die Luft um uns herum war angefüllt von unserem Keuchen. Noch vor zwei Minuten hätte ich nicht gedacht, aus dieser Falle noch einmal entwischen zu können.
    Ich hatte es geschafft.
    Aber ich war noch gefesselt, doch darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich würde es auch noch für eine Weile bleiben, denn keiner meiner Retter war überhaupt in der Lage, sich darum zu kümmern. Wir waren alle zu erschöpft.
    Zeit verging, Zeit verging eigentlich fast immer. In diesem Fall bekam ich es kaum mit. Ich war am Rande des Grabs angelangt und konnte von Glück sagen, es geschafft zu haben.
    Vor meinen Augen wallten Nebel dick wie rotschwarze Tücher. Ich holte Luft, ich spürte meinen linken Arm kaum, ich war steif, konnte einfach nichts tun und merkte schließlich, daß sich Ned Taggert bewegte und mir erklärte, daß er sich um meine Fesseln kümmern wollte. Ihm ging es von uns dreien noch am besten.
    Er holte ein Taschenmesser hervor.
    »Wenn ich dir ins Fleisch schneide, Kollege, mußt du mir schon verzeihen…«
    »Ich verzeihe dir alles. Laß nur meine Pulsadern in Ruhe.«
    »Werde mich bemühen.«
    Er zerrte an dem Klebeband, drückte meine Haut zurück und versuchte, die Klinge flach zwischen das Klebeband und meine Haut zu schieben.
    Zuerst legte er meine Hände frei, danach, als ich dabei war, die Finger und die Gelenke zu massieren, auch die Füße.
    Das Blut konnte endlich wieder ungehindert fließen.
    Auch Tom Turner hatte sich wieder etwas erholt. Stöhnend setzte er sich auf.
    Er schaute mich an.
    Seine Augen sahen aus, als wäre Wasser hineingekippt worden. Zudem glänzten sie wie im Fieber.
    Er grinste mir zu. Ich aber fühlte mich zu schlaff, um dieses Grinsen zu erwidern.
    Dann drehte sich Turner zur Seite, weil er in die Tiefe schauen wollte.
    Über die Kante der Treppe fiel sein Blick nach unten, und als er sprach, redete er mehr mit sich selbst. »Verdammt, da habe ich mich doch nicht geirrt.«
    »Was ist denn?« fragte Ned.
    »Schau selbst!«
    Auch ich sah nach, obwohl es mir schwerfiel. Mühsam wälzte ich mich herum und schaute über den Stufenrand hinweg in die Tiefe, dort, wo das Licht im Keller seinen hellen Teppich über die Schlangen hinweg verstreute.
    Da waren zwei Personen.
    Den einen kannte ich. Es war einer derjenigen, der mich durch diesen Rohbau gehetzt hatte.
    Die zweite Person war eine Frau. Auch sie kannte ich. Es war Kara, die Schöne aus dem Totenreich.
    Jetzt begriff ich gar nichts mehr!
    ***
    Der Bote des Schwarzen Tods war in Angst erstarrt, als er die Spitze der Klinge an seinem Hals spürte, die noch feucht vom schwarzen Blut seines Artgenossen war.
    »Zu Sinclair!« wiederholte Kara.
    »Ja.«
    »Wo ist er?«
    Er sagte es ihr.
    »Wie kommen wir dahin?«
    »Es ist ein magisches Feld im Keller. Du kannst es finden… du mußt dich konzentrieren.«
    Kara schaute über die Klinge hinweg in sein Gesicht. Es dauerte etwas, dann nickte sie, denn sie hatte festgestellt, daß sie keiner Lüge anheimgefallen
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