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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories.
Autoren: Charles Bukowski
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mich nicht weiter gewundert. So aber stolperte ich nun mit meiner deutschen Vorstellung,  wie Poeten wohnen, in eine enge Gasse hinein, vorbei an halbnackten Mädchen und schwitzenden Typen mit offe nen Hemden, dann gings in einen Innenhof, und dort klopfte ich an die Tür eines verwahrlosten ebenerdigen Ein Zimmer-Apartments mit der Nummer 5437. Der Klang der Stimme aus dem Inneren sagte mir, daß ich hier richtig war, und als ich ihn dann endlich vor mir sah, wußte ich: Das ist Charles Bukowski, wie er leibt und lebt.
    Zwei Stunden saßen wir dann herum, tranken eiskaltes Bier, erzählten alles mögliche und begrüßten immer wieder Freunde, die nacheinander hereinrumpelten und zu denen Charles Bukowski jedesmal sagte: »Hey look, that's Thomas from Germany. He's gonna do an interview with me.« Tja, und schließlich fingen wir dann auch tatsächlich mit dem Interview an.
    Sie leben hier in North Hollywood in einer ziemlich heruntergekommenen Gegend - hat das für Sie einen besonderen Reiz ? Ich meine, leben Sie hier, weil Sie sich hier wohler fühlen als anderswo?
    BUKOWSKI: Oh, ich habe keine besondere Vorliebe für diese Nutten viertel. Der Grund ist ganz einfach, daß ich gern parterre wohne, an einem Innenhof, so wie hier. Außerdem stört es hier auch keinen, wenn ich auf meiner Schreibmaschine rumhacke. In einem Apartmenthaus wird ständig mit dem Besenstiel von unten gegen die Decke gedonnert. Oder von oben. Und sowas - um einmal ein Klischee zu gebrauchen - ruiniert einem die Konzentration. Ich wohne also lieber parterre, mit einem kleinen Platz vor dem Haus, und das findet man in Los Angeles aus irgendeinem Grund nur in den ärmeren Vierteln. Drum bin ich also hier.
    Hat es nicht auch damit zu tun, daß Sie hier Menschen um sich haben, die ein ehrlicheres Leben führen als die anderen ?
    BUKOWSKI: Würde ich nicht sagen. Hier gehts bestimmt nicht ehrlicher zu als in Beverly Hills. Es ist eine andere Art von >Ehrlichkeit< ; das ist alles.
    Auf jeden Fall, es würde Ihnen nicht behagen, mit Leuten leben zu müssen, die eine Menge Geld machen,große Villen bewohnen, teure Autos fahren usw.
    BUKOWSKI: Nein, und ich kann Ihnen auch sagen, warum. Als mein Vater starb, erbte ich ein Haus. Es war noch nicht ganz abbezahlt, aber ich hätte es halten können. Nur: die Vorstellung, in so einer Gegend zu wohnen, Nachbarn zu haben, verstehen Sie . . . der Typ von nebenan, man lernt ihn kennen, und er kommt an und sagt >Guten Morgen! Schöner Tag heute, nicht?< . . . Also die Vorstellung, mit so einem 20 oder 30 Jahre leben zu müssen - - nee. Da lebt sichs in einem Loch wie diesem hier viel ungestörter. (Gelächter)
    Das bringt mich auf die frage: wie haben Sie es eigentlich 11 Jahre lang im Postamt ausgehalten?
    BUKOWSKI: Oh, das war einfach. Ich schob Nachtschichten. Und ich leide ohnehin an Schlaflosigkeit. Also sagte ich mir: naja, zum Teufel, schlafen kann ich eh nicht, da kann ich ja hier auch ein bißchen rumsitzen. So als wäre ich auf ner großen Party, ha-ha-ha. Verstehn Sie. Psycholo gisch war das eigentlich ganz gut. Ich reiße meine Nachtschicht ab, und morgens um 8 geh ich ins Bett und höre, wie sie ringsum ihre Autos anwerfen und zur Arbeit fahren. Das war psychologisch irgendwie sehr befriedigend. Mittags stand ich dann auf, trank einige Flaschen Bier und fing an zu schreiben. Wenn ich abends zur Arbeit erschien, hatte ich meistens einen sitzen. Aber das merkte keiner. >Ah, da kommt Hank. Hi, Man.< Die merkten nicht, daß ich einen Schlag hatte. Die hatten bloß ihre Scheißbriefe im Kopf, die sie einsortieren mußten. Ich sagte mal: >Wißt ihr, ich könnte den einen Arm verlieren und einarmig hier aufkreuzen, und es würde mindestens drei Stunden dauern, bis der erste was merkt und sagt, >Hey, Hank, was ist denn mit deinem linken Armpassiert?< . . . (Gelächter)So waren die eben.
    Da gibt es so eine bezeichnende Geschichte aus der Zeit, als Sie im Postamt gearbeitet haben - könnten Sie die erzählen l Die mit der Telefonnummer . . .
    BUKOWSKI: Oh, ja. Also eines Tages verteilte man solche kleinen Broschüren an uns. Nur an die Postangestellten. Die Öffentlichkeit bekam von den Dingern nichts zu sehen. Und da stand zu lesen: >Wie verhalte ich mich bei einem atomaren Angrif f ?< Na, ich nahm das Ding mit nach Hause und las mirs durch, und ich kann Ihnen sagen, mir war ziemlich flau, als ich mir das durchgelesen hatte . . . Denn zunächst mal schilderten sie einem, was passiert, wenn so ein Ding
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