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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton
Autoren: Daniel Defoe
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Gewürze, insbesondere Nelken und Muskatnüsse. Man bot uns hier Geld für unsere Nelken, aber der Holländer riet uns, sie nicht fortzugeben, und sagte, wir würden in Aleppo oder in der Levante einen besseren Preis dafür erzielen; und so bereiteten
wir uns auf die Reise mit der Karawane vor.
Wir verheimlichten so gut wie möglich, daß wir Gold und
Perlen hatten, und verkauften deshalb drei, vier Ballen
Chinaseide und indischen Kaliko, um das nötige Geld zu
haben, Kamele zu erwerben, den Zoll zu bezahlen, der an
mehreren Stellen erhoben wurde, und uns für die Wüste mit
Proviant auszurüsten.
Ich unternahm diese Reise mit äußerster Sorglosigkeit, was
meinen Reichtum oder meine Waren anging, denn ich glaubte,
da ich mir alles durch Raub und Gewalttätigkeit angeeignet
hatte, werde Gott es so fügen, daß ich es auf die gleiche Art
wieder verlor; ich denke sogar, ich kann sagen, daß ich dies
nicht ungern gesehen hätte. Aber so, wie ich über mir einen
gnadenreichen Beschützer hatte, hatte ich auch einen sehr
treuen Verwalter, Ratgeber, Partner, oder wie man ihn nennen
will, zur Seite, der mein Führer, mein Lotse, mein Erzieher,
mein Alles war und sowohl für mich als auch für das, was wir
besaßen, sorgte, und obgleich er noch niemals in diesem Teil
der Welt gewesen war, nahm er es doch auf sich, sich um alles
zu kümmern. Nach ungefähr neunundfünfzig Tagen gelangten
wir von Basra an die Mündung des Tigris oder Euphrat, kamen dann durch die Wüste und über Aleppo nach Alexa ndrette oder
Iskenderun, wie wir es nennen, in der Levante.
Hier berieten William, ich und unsere beiden anderen treuen
Kameraden, was wir tun sollten, und hier beschlossen William
und ich, uns von den beiden zu trennen, denn sie wollten mit
dem Holländer in die Niederlande reisen und dazu ein hollä ndisches Schiff benutzen, das dort gerade auf Reede lag.
William und ich erklärten ihnen, wir seien entschlossen, uns
auf Morea niederzulassen, das damals den Venezianern
gehörte.
Gewiß handelten wir weise, sie nicht wissen zu lassen, wohin
wir uns begaben, da wir nun einmal beschlossen hatten, uns zu
trennen, aber wir ließen uns von unserem alten Doktor
angeben, wohin wir ihm nach Holland und nach England
Briefe schicken sollten, damit wir gelegentlich Nachricht von
ihm erhielten, und versprachen, ihn wissen zu lassen, wohin er
uns schreiben konnte, was wir später auch taten, wie der Leser
noch erfahren wird.
Wir blieben dort noch einige Zeit, nachdem sie fort waren,
und hatten uns noch nicht entschlossen, wohin wir uns wenden
sollten, bis endlich ein venezianisches Schiff Zypern anlief und
dann in Iskenderun anlegte, um sich nach Fracht für die
Heimfahrt umzusehen. Wir befolgten den Wink, feilschten um
den Preis für unsere Überfahrt und den Transport unserer
Waren und schifften uns nach Venedig ein, wo wir nach
zweiundzwanzig Tagen wohlauf mit unserem gesamten Schatz
ankamen – mit einer Ladung, wenn man unsere Waren, unser
Geld und unsere Edelsteine zusammenzählte, wie sie zwei
einzelne Männer wohl noch nie zuvor in die Stadt gebracht
hatten, seit der Staat Venedig bestand.
Wir blieben hier lange inkognito und gaben uns auch weiterhin, wie schon zuvor, für zwei armenische Kaufleute aus;
inzwischen hatten wir uns soviel von dem persischen und
armenischen Kauderwelsch angeeignet, das die Leute in Basra und Bagdad sowie überall im Lande, wohin wir gekommen waren, sprachen, wie nötig war, um uns in die Lage zu versetzen, miteinander reden zu können, ohne daß uns jemand
verstand und freilich zuweilen auch kaum wir selbst. Hier setzten wir alle unsere Waren in Geld um und richteten
unsere Wohnung ein, als wollten wir recht lange Zeit hier
bleiben. William und ich, die wir durch unverbrüchliche
Freundschaft und Treue miteinander verbunden waren, lebten
dort wie zwei Brüder; wir hatten keine gesonderten Interessen
und suchten auch keine; wir führten ständig ernsthafte,
tiefsinnige Gespräche über das Thema unserer Reue, wir
kleideten uns nie auf eine andere Weise, das heißt, wir gaben
unsere armenische Tracht nicht auf, und man nannte uns in
Venedig die beiden Griechen.
Ich habe schon zwei-, dreimal begonnen, unseren Reichtum
in allen Einzelheiten aufzuzählen, aber er wird unglaublich
erscheinen, und es bereitete uns die größte Schwierigkeit, ihn
zu verbergen, denn wir hatten die berechtigte Furcht, daß man
uns in jenem Land unserer Schätze wegen ermorden könnte.
Schließlich erklärte mir William, er beginne
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