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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow
Autoren: Boris Strugatzki
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Lichttupfen über sein Gesicht huschte. Shilin ließ den Blick weiterwandern ... Die Augen am Periskop, trat Jurkowski unaufhörlich von einem Bein aufs andere. Auf seiner Brust pendelte an einem dunklen Band das eiförmige Mikrofon. Tja, die bekannten Planetologen Dauge und Jurkowski ...
    Vor einem Monat hatte der Stellvertretende Direktor der Hochschule für Kosmonautik, Santor Yan, den Absolventen Iwan Shilin zu sich kommen lassen. Die Interplanetarier nannten Santor Yan den »Eisernen Yan«. Er war über fünfzig, wirkte aber in seiner blauen Jacke mit dem offenen Kragen viel jünger. Man würde sogar sagen, er sähe sehr gut aus, wenn nicht die rosa Flecken auf seiner Stirn und seinem Kinn gewesen wären. Spuren eines Strahlenstoßes, in den er vor langer Zeit geraten war. Santor Yan hatte ihm eröffnet, die Dritte Abteilung des Hauptkomitees für Interplanetaren Verkehr brauche dringend einen tüchtigen Nachwuchsbordingenieur, und die Wahl des Hochschulrats sei auf den Absolventen Shilin gefallen. (Der Absolvent Shilin war vor Erregung wie gelähmt; denn er hatte während des ganzen fünfjährigen Studiums befürchtet, zum Praktikum auf die nicht besonders reizvolle Mondroute geschickt zu werden.) Santor Yan wies darauf hin, dass dies für den Absolventen Shilin eine große Ehre sei; denn er werde gleich beim ersten Einsatz an Bord eines Raumschiffes kommen, das per Oversun zum Jupiter fliegt (Shilin hätte vor Freude beinahe einen Luftsprung vollführt), und zwar mit Lebensmitteln für die J-Station auf dem fünften Jupitermond, auf der Amalthea.
    »Auf der Amalthea droht eine Hungersnot«, hatte Santor Yan gesagt. »Ihr Kommandant ist ein berühmter Mann der interplanetaren Raumfahrt, der ebenfalls an unserer Hochschule studiert hat: Alexej Petrowitsch Bykow. Ihr Chefnavigator ist der sehr erfahrene Raumnavigator Michail Antonowitsch Krutikow. Unter ihrer Leitung werden Sie eine erstklassige praktische Schule durchlaufen, und ich freue mich aufrichtig für Sie.«
    Dass bei dieser Fahrt auch Grigori Johannowitsch Dauge und Wladimir Sergejewitsch Jurkowski an Bord sein würden, erfuhr Shilin später, erst im Raumhafen Mirsa-Tscharle. Was für berühmte Namen! Jurkowski und Dauge, Bykow und Krutikow, Bogdan Spizyn und Anatoli Jermakow – eine gruselige und zugleich schöne, von Kindheit an vertraute Legende! Diese Menschen haben der Erdbevölkerung einen gefährlichen Planeten unterworfen. Mit einem vorsintflutlichen Schiff, mit der Chius , einer Photonenschildkröte mit nur einer einzigen Schicht Mesomaterial auf dem Reflektor, haben sie die rasende Atmosphäre der Venus durchquert. In dem schwarzen Ursand haben sie den Atomvulkan Golkonda entdeckt, der durch den Aufprall eines gigantischen Meteoriten aus Antimaterie entstanden war.
    Natürlich kannte Shilin auch andere berühmte Menschen. Zum Beispiel den Raumfahrttestpiloten Wassili Ljachow, der im dritten und vierten Kurs an der Hochschule Vorlesungen über die Theorie des Photonenantriebs gehalten hatte. Ljachow organisierte seinerzeit für die Absolventen ein dreimonatiges Praktikum auf einer Spu-20, die die Interplanetarier »Sternchen« nannten. Das war sehr interessant. Dort wurden die ersten Linearstrom-Photonenantriebe getestet und automatische Aufklärungssonden in die Zone des absolut freien Fluges ausgebracht. Dort wurde auch das erste Interstellarraumschiff Chius-Molnija gebaut. Einmal führte Ljachow die Absolventen damals in einen Hangar. Darin hing ein soeben zurückgekehrter automatischer Photonentanker, der vor einem Jahr in die Zone des absolut freien Fluges entsendet worden war.
    Der Tanker, ein riesengroßer, plumper Apparat, hatte sich einen Lichtmonat von der Sonne entfernt. Alle überraschte vor allem seine Farbe. Die Außenhaut war türkisgrün und blätterte ab, sowie man sie mit der Hand berührte. Sie zerkrümelte wie Brot. Aber die Steuerungssysteme funktionierten einwandfrei. Andernfalls hätte der Aufklärer natürlich ebenso wenig zurückkehren können wie jene drei von neunzehn Aufklärern, die in die Zone des absoluten freien Fluges geschickt worden waren. Die Kursanten fragten Ljachow, wie das zu erklären sei, aber Ljachow wusste darauf keine Antwort.
    »In den großen Entfernungen von der Sonne gibt es etwas, was wir bis jetzt nicht kennen«, erwiderte er, und Shilin dachte damals an die Piloten, die einige Jahre später mit einer Chius-Molnija dorthin starten sollten, wo es etwas gibt, was wir bis jetzt nicht
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