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Kapitaen Bykow

Kapitaen Bykow

Titel: Kapitaen Bykow
Autoren: Boris Strugatzki
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Die Funkoptiker gingen an ihre Beobachtungen. Die hungrigen Funkoptiker ...
    Der Direktor warf einen letzten Blick auf die wolkig graubraune Kuppel des Jupiters und bedauerte, nicht so lange warten zu können, bis die vier großen Jupitermonde – die rötliche Io, die Europa, der Ganymed, die Kallisto – und der Jupiter selbst, im ersten Viertel zur Hälfte orangefarben, zur Hälfte graubraun, überm Horizont stehen würden. Dabei fiel ihm ein, er hatte den Jupiter noch nie untergehen sehen. Das muss auch schön sein: Langsam erlischt der Strahlenglanz der Exosphäre, und der nachtende Himmel wird allmählich mit Sternen bestickt wie schwarzer Samt mit Diamanten. Aber zur Zeit des Jupiteruntergangs gibt es im Allgemeinen alle Hände voll zu tun.
    Der Direktor betrat den Lift und fuhr zum untersten Stockwerk. Die Planetologische Station auf der Amalthea war eine kleine Stadt der Wissenschaften, die in die Eisdecke eingelassen und aus Metallplast gegossen war. Hier lebten, arbeiteten, studierten und bauten an die sechzig Menschen. Sechsundfünfzig junge Männer und Frauen, alle vortreffliche Menschen mit einem vortrefflichen Appetit.
    Der Direktor warf einen Blick in die Sporträume, aber darin war keiner mehr. In dem kugelförmigen Bassin badete noch jemand, und das Echo des Geplätschers wurde von der Decke zurückgeworfen. Der Direktor ging weiter, ziemlich bedächtig – die Magnetschuhe waren schwer. Auf der Amalthea gibt es fast gar keine Schwerkraft, und das ist äußerst unbequem. Natürlich gewöhnt man sich daran, aber in der ersten Zeit hat man das Gefühl, der Körper wäre mit Wasserstoff gefüllt und wolle unbedingt aus den Magnetschuhen herausschlüpfen. Besonders schwer ist es anfangs, unter diesen Bedingungen zu schlafen.
    Zwei Astrophysiker kamen mit nassen Haaren vom Duschen, begrüßten den Direktor und eilten weiter zum Lift. Der eine ging seltsam taumelig und tänzelnd – anscheinend waren seine Magnetsohlen defekt. Der Direktor bog zum Speiseraum ab. Etwa fünfzehn Menschen saßen hier und frühstückten.
    Der Koch, Onkel Walnoga, der Chefgastronom der Station, fuhr mit dem Servierwagen von Tisch zu Tisch. Er hatte schlechte Laune. Ohnehin von Natur aus ziemlich unfreundlich, war er schon seit Tagen ausgesprochen mürrisch, und zwar seitdem von der Kallisto, dem vierten Jupitermond, über Funk die Katastrophenmeldung gekommen war: Das Lebensmitteldepot auf der Kallisto durch Pilzbefall vernichtet! – Pilzbefall hatte auch früher schon Schaden angerichtet. Aber diese Katastrophe hatte alle Lebensmittel bis zum letzten Zwieback und auch die Chlorellaplantagen vernichtet.
    Auf der Kallisto war ein sehr schweres Arbeiten. Im Gegensatz zur Amalthea hatte der vierte Trabant eine Biosphäre, und es gab bisher kein Mittel, das Eindringen des Pilzes in Wohnräume zu verhindern. Dieser Pilz ist sehr interessant. Er durchdringt jede beliebige Wand und verschlingt alles Essbare – Brot, Konserven, Zucker. Besonders gierig verschlingt er Chlorellas. Gelegentlich befällt er auch Menschen, aber das ist ganz ungefährlich. Zuerst machte man sich deswegen große Sorgen, und sogar die Tapfersten erbleichten, wenn sie auf ihrer Haut den charakteristischen, ein wenig glitschigen Belag entdeckten. Aber die Pilze verursachen im lebenden Organismus weder Schmerzen noch Schaden. Man spricht ihnen sogar tonisierende Wirkung zu. Dafür vernichten sie die Lebensmittel im Handumdrehen.
    »Onkel Walnoga«, rief jemand. »Gibt’s zum Mittagessen auch Zwieback?«
    Der Direktor konnte nicht sehen, wer das gefragt hatte, weil alle, die an den Tischen saßen, das Gesicht Onkel Walnoga zuwandten und zu kauen aufhörten. Die ungemein sympathischen jungen Gesichter waren fast alle tief gebräunt und schon ein wenig eingefallen. Oder schien es nur so?
    »Zu Mittag gibt es Suppe«, antwortete Onkel Walnoga.
    »Herrlich!«, sagte jemand. Wer – das konnte der Direktor wieder nicht sehen.
    Er ging zu einem Tisch und setzte sich. Walnoga kam mit dem Servierwagen, und der Direktor nahm sich sein Frühstück: einen Teller mit zwei Zwiebäcken, eine halbe Tafel Schokolade und eine gläserne »Birne« mit Tee. Obwohl er sehr geschickt hantierte, hüpften die dicken weißen Zwiebäcke hoch und blieben in der Luft hängen. Das birnenförmige, oben geschlossene Glas blieb stehen, weil es einen Magnetstreifen am Fuß hatte. Der Direktor ergriff einen Zwieback, biss ab und hob das Glas an den Mund. Der Tee war kalt.
    »Suppe«, sagte
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