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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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beobachtete, wie sie ins Haus liefen. Kurze Zeit später trugen die Sanitäter die weiße Frau auf einer Bahre heraus. Sie wurde ins Heck des Krankenwagens geschoben, dann fuhren sie fort. Das Blaulicht war eingeschaltet, die Sirene jedoch blieb stumm.
    Benny Mongrel wartete. Verwirrt. Wo waren die Gangster? Und wo waren die Cops?
    Dann wurde das Garagentor geöffnet, und der kräftige Kerl setzte den Jeep rückwärts heraus. Das Garagentor schloss sich automatisch wieder. Als der Jeep unter ihm vorbeifuhr, konnte Benny sehen, dass das Kind angeschnallt auf der Rückbank saß.
    Benny erhob sich aus der Hockstellung und trat an den Rand des Balkons. Er schaute auf den roten BMW hinunter, dann wanderte sein Blick wieder zu dem Haus nebenan. Bessie tauchte neben ihm auf und leckte seine Hand.
    Er tätschelte ihren Kopf und flüsterte: »Ich glaube, die sind vor ihre toten Mütter getreten, Bessie.«
    Inspector Rudi Barnard, auf den Flats bekannt unter dem Spitznamen Gatsby, durchquerte mit seinem weißen Toyota die Welthauptstadt von Vergewaltigung und Mord, die dunkle Kehrseite der bunten Ansichtskarte des Touristen-Kapstadt. Die Nacht war erfüllt von der üblichen Musik der Cape Flats: Sirenen, Fetzen von Schreien und Gelächter, Schüsse und wummernder Hiphop. Die Flats waren der Ort, wohin in den Zeiten der Apartheid jeder, der keine weiße Hautfarbe hatte, entsorgt worden war, weit weg von den reichen Vororten, die sich wie Edelsteine an den Tafelberg schmiegten. Die Flats waren ein trostloser, öder Landstrich, heimgesucht von Wind und Staub.
    Obwohl es gar nicht mal so heiß war, schwitzte Barnard, und an diesem Januarabend tropfte es von seinen Wangen; das Hemd klebte an seinem Bauch, der einem Sumoringer alle Ehre gemacht hätte. Die Fenster des Toyotas waren offen, während er fuhr, doch die Luft lag drückend und schwer wie eine tote Hure über den Cape Flats.
    Rudi Barnard liebte drei Dinge: Jesus Christus, Gatsbys und Leute umzulegen. Und hier draußen auf den Flats spürte er diese Liebe am intensivsten.
    Die schlichte Stoßstangenaufkleber-Welt wiedergeborener Christen passte gut zu Barnard. Er stand jeden Morgen auf und betete. Anschließend spreizte er seine airbaggroßen Arschbacken und schmierte Preparation-H auf seine Hämorrhoiden, zog Jeans und ein kariertes Hemd an, das er aus dem Big ’n’ Tallhatte, einem Laden für Übergrößen, schnallte seine Z 88 9 -mm-Dienstpistole um und machte sich auf den Weg, um im Namen des Herrn Jesus Christus im Grenzland dem Recht Geltung zu verschaffen.
    Ungebeten kam ihm das Bild von Carmen Fortunes Körper in den Sinn, ihre Brüste und Schenkel kaum bedeckt von dem kurzen Nachthemd. Er schob es beiseite. Barnard konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal mit einer Frau Sex gehabt hatte. Irgendwann bevor diese Schlampe von seiner Frau ihn schließlich verlassen hatte. Er vermisste weder sie noch die Vögelei. Er hatte diesen Akt schon immer ekelhaft gefunden. Wenn der Drang zu stark wurde, um durch Gebete gebändigt zu werden, verbrachte er einige von Schuldgefühlen gepeinigte Augenblicke in Zwiesprache mit seiner Hand und einer Ausgabe des Hustler .
    Um sich von dem Bild der braunen Schenkel der Mischlingsbraut abzulenken, schnappte er sich das Mikro seines Funkgeräts und bellte eine Fahndungsanforderung nach Rikki Fortunes rotem BMW in das Gerät. Gab durch, der Wagen könne sich in der Gegend um Sea Point befinden. Er war nicht direkt auf die fünf Riesen angewiesen, die Rikki ihm schuldete. Sein Netzwerk aus Laster und Korruption stellte eine konstante Einnahmequelle dar, die für seine bescheidenen Bedürfnisse völlig ausreichte. Aber einem kleinen Arsch wie Rikki konnte er nicht alles durchgehen lassen.
    Furcht war die Basis seiner direkt von Gott gegebenen Macht. Bei dem geringsten Anzeichen von Schwäche würde man Gatsbys Leiche eher früher als später irgendwo draußen auf einem offenen Stück Veld finden.
    Das Gesetz des Dschungels.
    Im Wartezimmer einer Privatklinik in einem grünen Vorort von Kapstadt schritt Burn unruhig auf und ab, während sein Sohn auf einem Stuhl schlief, seine junge Frau und ihre gelöste Plazenta sich irgendwo hinter einer Schwingtür befanden und zwei Leichen in seinem Wohnzimmer kalt wurden.
    Als sie vor drei Monaten die Vereinigten Staaten fluchtartig verlassen hatten, war nur wenig Zeit gewesen, sich für ein Ziel zu entscheiden. Asien kam nicht in Frage, denn dort wären sie zu sehr aufgefallen, und
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