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Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Kap der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Kap der Finsternis: Roman (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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gewissermaßen entschärft. In einer normalen Welt hätte Burn die Bullen gerufen und es den Ordnungsbehörden überlassen zu tun, wozu sie da waren.
    Doch Jack Burn lebte nicht mehr in einer normalen Welt, und die Polizei zu rufen war keine Option gewesen. Also hatte er den dürren Mann ermordet. Und es wurde auch nicht einfacher, wenn er sich sagte, dass er gar keine andere Wahl gehabt hatte.
    Benny Mongrel beobachtete das Haus nebenan.
    Er hörte das Zuschlagen von Autotüren und das Lachen eines Mannes. Die Party ein Stück weiter die Straße hinauf war immer noch in vollem Gang. Bessie war den ganzen Abend über nervös gewesen, nach diesem Schuss und der lauten Musik und den weißen Leuten, die wie Pferde lachten. Hauptsächlich aber wegen des Essens, denn der Geruch des über offenem Feuer bratenden Fleischs hatte sie fast wahnsinnig gemacht. Sie saß neben ihm, rutschte immer wieder auf ihren schmerzenden Hüften, die Schnauze immer noch in der Luft, nach dem Geruch von Lamm am Spieß schnuppernd.
    Er streichelte ihr filziges Fell. »Keine Angst, altes Mädchen«, flüsterte er. »Morgen wird’s für uns was in den Mülltonnen geben.«
    Auch Benny Mongrel war nervös. Wieder und wieder dachte er über die Bedeutung der Tatsache nach, dass die Gangster in diesem Haus verschwunden waren.
    Die Americans.
    Als Benny Mongrel achtzehn war, hatte ein Mitglied der Americans, ein gewisser Bowtie April, mit einer Axt auf ihn eingeschlagen, wodurch er sein linkes Auge verloren hatte und sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn eingedrückt wurde. Mongrel hatte Bowtie getötet, hatte ihm mit bloßen Händen die Kehle herausgerissen, bevor er sich von den Bullen ins Krankenhaus abführen ließ. Die Ärzte hatten sich einen Scheißdreck interessiert für einen kleinen kriminellen Wichser wie ihn. Auf den Cape Flats war plastische Chirurgie nicht im Angebot. Sie hatten ihn auf die Schnelle zusammengenäht und anschließend ins Gefängnis gesteckt.
    Er war ein Mitglied der Mongrels. Sein Name und die Tattoos, die seinen Körper überzogen, bezeugten das. Als er zum ersten Mal ins Gefängnis kam, wusste er genau, welcher der Zahlen-Gangs er sich anschließen musste. Die Zahlen-Gangs des Gefängnisses: die 26 er, die 27 er und die 28 er. Die beherrschten den Knast. Wer dumm genug war, sich dem Gesetz der Zahlen zu widersetzen, war früher oder später tot.
    Oder Schlimmeres.
    Die Americans sind immer die 26 er. Die Mongrels sind immer 28 er. Kein Mensch fragt, warum. Es ist einfach so. Und sie hassen sich. Daher hatten die Männer, die heute Abend vor ihre toten Mütter getreten waren, auch kein Mitleid von Benny Mongrel zu erwarten.
    Er schaute zu, wie das Garagentor sich erneut öffnete. Fast Mitternacht. Der Jeep setzte rückwärts raus, das Tor schloss sich wieder. Wieder kamen der Kerl und sein Sohn unter ihm vorbei, als sie fortfuhren.
    »Na ja, die haben ja auch ’ne Schweinerei aufzuräumen, Bessie.«
    Barnard, der sich zum letzten Mal in dieser Nacht ums Geschäft kümmern wollte, aß immer noch sein Gatsby, als er durch Paradise Park fuhr. Ein Mischling, ein Tik-User, der an Barnard Schutzgeld zahlte, dealte mit Schulkindern aus den reichen Vororten. Die Schulkinder interessierten Barnard einen Furz, aber die Sache an sich sorgte für Aufregung. Andere Dealer wurden sauer. Lokalpolitiker stellten Fragen nach den Lieferanten des Tik. Und nach dem Schutz, den sie genossen.
    Nach seinem Besuch bei Carmen Fortune hatte er seinen fetten Arsch ins Golden Spoon gewuchtet, Heimat des besten Gatsby in Kapstadt. Was bedeutete, der ganzen scheiß Welt.
    Kaum hatte die Muslimin hinter der Theke ihn erspäht, brüllte sie auch schon nach hinten: »Einmal Masala Steak mit allem für den Inspector.« Ohne zu fragen, reichte sie ihm ein Pine Nut Double O aus dem Kühlschrank, hielt sich dabei so weit wie möglich von seinem Gestank fern.
    Er grunzte, setzte die Flasche an und gluckerte den größten Teil des künstlichen Ananasgebräus in einem Schluck weg. Dann steckte er sich unter dem Rauchen-verboten -Schild eine Zigarette an. Sollte das Miststück doch was sagen.
    Ohne ein Wort stellte die Frau sein Gatsby auf die Theke.
    Der Gatsby ist für Kapstadt, was der Hotdog für New York ist, und der Gatsby mit allem war Barnards bevorzugter Festschmaus: ein Baguette so groß wie ein Football, gefüllt mit Steakfleisch, Ei, geschmolzenem Käse und Fritten, das Ganze mit einer dicken Schicht Mayonnaise und scharfer Chilisoße
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