Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen?
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
atemberaubenden Blick auf die hügeligen Wiesen, die so gleichmäßig grün wie Fußballfelder waren, weil sich Whattelly Halls Chefgärtner Bob Cleverly seit vierzig Jahren liebevoll um sie kümmerte. Also, vierzig minus drei natürlich, während derer der Texaner das Anwesen an sich gerissen und wieder abgestoßen hatte.
    Alice und Andrew fuhren an dem von Säulen flankierten prächtigen Haupteingang vorbei und parkten hinter dem Gebäude bei den Stallungen, um den Hintereingang oder, wie Andrew ihn im Scherz nannte, den »Lieferanteneingang« zu benutzen. Diese unauffällige Tür wurde am meisten frequentiert, war also der eigentliche Haupteingang zu dem großen Haus, da sie von so gut wie jedem benutzt wurde – außer von Nathan, der immer die mächtige doppelflügelige Tür am Portal durchschritt.
    Andrew schnupperte sofort anerkennend, als der Duft von Bellas Shepherds-Pie sie an der Tür umfing.
    Â»Danke, Alice. Das Essen im Pub ist ja wirklich gut, aber jedes Mal, wenn ich ohne Flo da auftauche, versucht Anton, mich anzumachen.«
    Â»Das macht er nur, um Sebastian zu ärgern.«
    Â»Ich weiß, aber ich finde es trotzdem unangenehm, ist halt so. Und ich weiß auch, dass ich mich als Mann sicher genug fühlen sollte, um mit Homosexualität und dem ganzen Kram umgehen zu können, aber mal ehrlich: Wenn die Mehrzahl der Männer so aussehen würde wie ich, wären sie sich ihrer Männlichkeit auch nicht besonders sicher … Also, danke, dass du mir das heute ersparst.«
    Â»Gern geschehen«, entgegnete Alice herzlich. »Obwohl du nach allem, was Flo so erzählt, ja wirklich ein ganzer Mann zu sein scheinst, und so gesehen sollte ich dir danken, dass du heute mit uns isst, denn wer weiß, was du mir ersparst …«
    Alices Motive, Andrew zum Abendessen einzuladen, waren nämlich nicht rein altruistischer Natur.
    Bella Gorse, die seit zwölf Jahren als Haushälterin für Nathan arbeitete, zog in Andrews Gegenwart ihre scharfen Krallen ein und schnurrte wie eine süße Miezekatze. So war nun mal seine Wirkung auf andere – er war selbst ein so freundlicher, gütiger Mensch, dass seine Anwesenheit allein ausreichte, um sein Gegenüber freundlicher und gütiger zu stimmen.
    Â»Jetzt sag nicht, dass die herzensgute, knuffige Bella dich immer noch wie Unkraut in ihrem heiß geliebten Rosengarten behandelt!« Andrew wirkte überrascht.
    Â»Herzensgute, knuffige Bella!«, rief Alice und schlug sich dann selbst die Hand vor den Mund, weil sie bemerkte, wie ihre Stimme den Flur entlang bis zu den hinteren, in die Küche führenden Türen hallte.
    Herzensgut und knuffig waren nun beileibe keine Eigenschaften, die Alice mit Bella in Verbindung bringen konnte – sie und Flo nannten sie insgeheim Belladonna, weil sie Alice gegenüber Gift versprühte und ihr mit spitzer, distanzierter Geringschätzung begegnete. Anfangs hatte das Alice aufgeregt, aber inzwischen fand sie es eher faszinierend. Sie hatte keine Ahnung, was Bella eigentlich gegen sie hatte. Alice war immer freundlich zu ihr, immer höflich, brachte ihr Anerkennung entgegen für alles, was sie machte, sie besorgte Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke für sie und erkundigte sich stets nach ihrer Tochter und deren Familie, die im fünfundzwanzig Kilometer entfernten Whattelly Nether lebten.
    Und doch behandelte Bella sie wie einen unerwünschten Hausgast, der deutlich länger blieb, als den Hausherren recht war. Und zwar ungefähr sechs Jahre länger.
    Flo witzelte, das komme sicher daher, dass Bella Nathan für sich haben wollte – aber die Frau war doppelt so alt wie Nathan, und wenn sie jemals Gefühlsregungen ihm gegenüber zeigte, waren diese mehr ehrerbietiger als lustvoller Art. Alice dachte, es liege vielleicht daran, dass sie bloß eine von vielen war, die mit Nathan Master Tisch und Bett geteilt hatten, aber dann wäre die frostige Bella doch wohl mit der Zeit ein wenig aufgetaut … Aber leider gab sie sich immer noch genauso unfreundlich und unnahbar wie am Anfang.
    Jedenfalls Alice gegenüber.
    Als sie und Andrew die riesige Küche betraten, die von der Abwärme des 4-Ofen- AGA und dem Duft nach Essen erfüllt war, schaffte Bella es doch tatsächlich, Alice einen finsteren Blick zuzuwerfen und gleichzeitig Andrew anzulächeln. Das war wirklich ein faszinierendes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher