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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen?
Autoren: Sarah Harvey
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Kunststück, das sie mittlerweile – jahrelange Übung! – perfekt beherrschte.
    Â»Mr. Andrew!«
    Abgesehen von Bob Cleverly, der es irgendwie geschafft hatte, Bella davon zu überzeugen, ihn beim Vornamen zu nennen, redete Bella jeden ausgesucht förmlich an. Von daher war ihre Anrede für Andrew ein echtes Kompliment.
    Â»Ciao bella , Bella!« Andrew schlich sich neckisch an sie heran und nahm sie gespielt verstohlen in den Arm, was sie zum Kichern brachte wie einen Backfisch. »Ich bin gekommen, um mir Ihr Herz und ein paar Ihrer großartigen Shepherds-Pies einzuverleiben. Wenn’s recht ist.«
    Â»Sie sind so willkommen wie ein Regenschirm bei einem Wolkenbruch, Mr. Andrew.«
    Alice hatte das Gefühl, dass sie selbst in etwa so willkommen war wie eine Hundehinterlassenschaft, die man unter der Schuhsohle mit ins Haus trägt.
    Alice war daran gewöhnt, Whattelly Hall nicht alleine zu bewohnen. Bob Cleverly war, so lange sie denken konnte, für die Gärten zuständig gewesen. Sein Domizil war seit eh und je ein kleines Cottage jenseits der Stallungen gewesen.
    Es hatte auch immer eine Haushälterin gegeben, die sagenhafte Bess Lively. Sie war verstorben, kurz bevor William Whattelly Hall beim Poker verlor. Und noch so einige andere Angestellte, die nötig waren, um ein Anwesen dieser Größenordnung in Schuss zu halten. Es hatten also immer auch andere, nicht der Familie angehörige Menschen in und um Whattelly Hall gewohnt, und Alice war das als Einzelkind immer sehr angenehm gewesen.
    Sie war allerdings nicht daran gewöhnt, auf Whattelly Hall mit jemandem zusammenzuleben, der kein Geheimnis daraus machte, dass sie dort nicht besonders willkommen war.
    Â»Schleimer.« Sie grinste Andrew zu, als er sich ihr gegenüber an den langen Holztisch in der Mitte der großen Küche setzte.
    Andrew erwiderte ihr Grinsen und streckte ihr die Zunge heraus.
    Â»Wer so leckeres Essen machen kann, kann nicht durch und durch schlecht sein«, war Andrews Motto, wenn es um Bella ging.
    Um Andrews Herz zu erobern, musste man sich insbesondere liebevoll um die zwischen Becken und Zwerchfell liegenden anderen Organe kümmern, hatte Flo einst über ihren Mann sinniert.
    Alice hätte so gerne gewusst, wie sie Bellas Herz erobern könnte.
    Falls sie eines hatte.

    Zwar wollte Bella sich nicht zum Essen zu ihnen setzen, aber irgendwie brachte Andrew, der Zauberer, sie dazu, zumindest ein Glas Wein mit ihnen zu trinken, bevor er ging. Kaum saß sie, verwickelte er sie mit der Leichtigkeit eines Talkshow-Moderators in ein immerhin sehr angeregtes Gespräch. Bella lachen und scherzen zu sehen löste zwiespältige Gefühle in Alice aus. Einerseits freute es sie, andere Seiten an der kalten, kratzbürstigen Bella zu entdecken – andererseits schmerzte es sie, dass Bellas ruppige Art ihr gegenüber folglich einer gegen sie persönlich gerichteten Feindseligkeit entsprang. Für jemanden, der sonst eher daran gewöhnt war, dass ihm Zuneigung zuteil wurde, war das ziemlich harter Tobak.
    Wie zur Bestätigung ihrer Beobachtung und Schlussfolgerung kühlte die Atmosphäre in der Küche genauso dramatisch ab wie die Außentemperatur, kaum dass Andrew sich mit Küsschen und mehrfach ausgesprochenem Dank von den beiden Frauen verabschiedet hatte. Man hätte meinen können, der Winter habe Einzug gehalten und sich die Küche von Whattelly Hall als erste Station ausgesucht.
    Bella war wieder ganz die Alte – die schöne glatte Kastanie zog sich wieder in ihre stachelige Hülle zurück. Alice wusch ihr eigenes Geschirr ab und flüchtete sich ins Bett.
    Gott sei Dank kam Nathan morgen wieder.
    Nicht, dass Bella netter zu ihr wäre, wenn Nathan am Wochenende aus London da war. Aber die Gemeinheiten eines Menschen waren einfach besser zu ertragen, wenn man jemanden an seiner Seite hatte, der nett zu einem war.
    Und Nathan hatte sie stets wie eine Prinzessin behandelt.

    Das Telefon klingelte.
    Ein verschlafener Blick auf die Uhr verriet Alice, dass es drei Uhr morgens war.
    Sie war sofort hellwach.
    Wenn Nathan weg war, machte sie sich bei nächtlichen Telefonanrufen immer gleich furchtbare Sorgen.
    Aber es war Flo.
    Zumindest vermutete sie das.
    Am anderen Ende der Leitung hörte sie nämlich nur ein Schniefen und Schluchzen.
    Â»Florence? Weinst du?«
    Â»Nein … ja … nein …
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