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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)
Autoren: Kirstin Warschau
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Petersen wollte dann Geld von Ihnen?«
    »So war es.«
    »Und da haben Sie ihn getötet?«
    »Ich musste dafür sorgen, dass er schweigt.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Es war so furchtbar, wie er starb. Entsetzlich. Ich werde diese Bilder nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Ich bin mit Schuld besudelt bis an mein Lebensende.« Sie war den Tränen nahe.
    »Hat Ihr Mann von Ihrem Verhältnis mit Jon Theissen gewusst?«
    »Ich sagte ja schon, dass mein Mann in seinem privaten Bereich völlig blind ist. Er beachtet weder mich noch Paul-Walter. Er hat seine wichtigen Aufgaben. Wir existieren, wenn überhaupt, nur am Rande seines Gesichtsfeldes. Trotzdem betrachtet er mich als seinen Besitz. Seit er geahnt hat, was am See geschehen ist, war ich für ihn wertlos.«
    Völlig unvermittelt rannte die Frau los. Sie erreichte den Haufen Munitionsschrott, es schien, als ob sie zögerte, aber dann begann sie hinaufzuklettern. Island riss sich die Hände vors Gesicht. Starr vor Schreck und Entsetzen trat sie den Rückzug an. Sie keuchte, als sie den Ausgang der Halle erreichte. Jemand kam hinter der Backsteinwand hervorgesprungen und legte einen Arm um ihre Schulter. Es war Jan Dutzen. Sie schmiegte sich an seinen warmen, festen Körper und schloss für kurze Zeit die Augen. Dann war sie wieder klar im Kopf.
    »Zurück!«, schrie sie den vermummten Gestalten zu, die mit ihren Sturmgewehren hinter einem Stapel Holzbohlen das Geschehen in der Halle beobachteten und nun zurückwichen.
    »Olga«, sagte Dutzen. »Komm jetzt weg hier. Alles andere machen die SEKler.«
    Nur widerstrebend ließ sie sich von ihm wegführen. Aber Dutzen hatte recht. Sie hatte getan, was sie konnte.
    Gerade als sie und Jan Dutzen den Wohncontainer am Tor erreicht hatten, erschütterte eine gewaltige Explosion die Luft. Im selben Moment schlang Jan Dutzen schützend seine Arme um Olga Island und zog sie in die sichere Deckung. Es folgten mehrere heftige Detonationen. Ein riesiger apokalyptischer Rauchpilz stieg über den Büschen auf, Feuer schoss in den Himmel.
    Später sagten die Leute, dass die Explosionen bis nach Kiel zu hören gewesen seien. Es war der Tag, als die Ölhalle am Flemhuder See vom Erdboden verschwand.
    »Die Liebe einer Frau kann sehr zerstörerisch sein«, sagte Jan Dutzen, sah Island besorgt ins Gesicht und zog dann eine seiner Grimassen. Doch Olga war nicht einmal mehr zum Lächeln zumute.

50
    D ie Abendsonne tauchte den Schönberger Strand in ein goldenes Licht. Olga Island lag ausgestreckt auf ihrem Badelaken und blickte an ihrem Bauch vorbei auf das Wasser, in dem sich Männer, Frauen und Kinder tummelten. Weiter draußen dümpelte ein vor Anker liegendes Fischerboot in der seichten Dünung. Die leichte Brise, die vom Meer her wehte, kühlte angenehm die Haut, die trotz des sorgfältigen Eincremens am Nachmittag nun doch schon ein bisschen spannte.
    Nicht weit von Island entfernt hockte ein Mann in azurblauer Badehose im Sand vor einem Einweggrill und war damit beschäftigt, Schweineschnitzel und kleine Bratwürstchen zu wenden. Auf einer alten, aber sorgfältig gebügelten Tischdecke hatte er Plastikschüsseln mit Kartoffel-, Nudel- und Reissalat, Senf und diverse Flaschen mit Grillsoßen verteilt. Daneben, halb in den Sand eingebuddelt, befand sich eine Kühltasche mit Mineralwasser, Apfelsaft und Bier.
    Der Mann in der Badehose summte ein Lied, und Island hatte alle Zeit der Welt, ihn zu betrachten. Die Bewegungen, die er am Grill vollführte, waren absolut gekonnt, so als täte er nie etwas anderes, als sich um Fleisch und Würstchen zu kümmern.
    Zuvor hatte der Mann ihr den Rücken eingecremt und ihr fürsorglich ein Nackenkissen aufgeblasen. Überhaupt hatte er sich schon den ganzen Tag von seiner sonnigen Seite gezeigt und sich in der Fähigkeit geübt, Wünsche von ihren Lippen abzulesen.
    »Das Essen ist fertig«, gab Jan Dutzen in Form eines Singsangs von sich und grinste herausfordernd.
    Mit einem zufriedenen Seufzen wuchtete Island sich hoch in den Schneidersitz.
    Jan Dutzen hatte eigens bei einem der wenigen Supermärkte, die sonntags geöffnet hatten, Fleischwaren, Holzkohle und den Grill besorgt. Es waren also nicht nur die Reste von Hennas Hochzeitsfeier am Vortag, die er für sie beide aufgedeckt hatte. Das war ein rauschendes Fest gewesen. Henna und Swantje hatten einen ganzen Zeltplatz am Falckensteiner Strand gemietet. Beeindruckend viele Kollegen aus den verschiedensten Dezernaten und
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