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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)
Autoren: Kirstin Warschau
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verpflasterte Nase.
    »Hier sind wir«, schrie Island, so laut sie konnte. Die beiden drüben hoben ruckartig die Köpfe.
    Marthe zückte erneut die Waffe.
    »Ich schieß euch platt«, rief sie.
    »Bleib ruhig, dir wird nichts geschehen, wenn du uns jetzt einfach gehen lässt«, meinte Island beschwichtigend.
    »Nein, ihr bleibt!«
    Island ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen. Eine Welle aus Empörung stieg in ihr auf. Diese selbst ernannte Edel-Öko-Kriegerin hätte ein paar Backpfeifen verdient.
    »Ich will einen Wagen als Fluchtfahrzeug«, schrie das Mädchen.
    Island nickte. Na warte, dachte sie, na warte.
    Sekunden verrannen, die zu Minuten wurden.
    »Einen Wagen!«, kreischte Marthe immer wieder. »Los, einen Wagen.«
    »Schon gut«, sagte Island schließlich. »Das lässt sich sicher einrichten.«
    Plötzlich machte es Plopp, und drei kleine, stabartige Kartuschen rollten über den Boden. Der Rauch war blau und rot und gelb, und jeder Fußball-Hooligan mit den entsprechenden Vereinsfarben hätte einen Freudentanz aufgeführt. Drei wunderschöne Rauchbomben des 21.Jahrhunderts vernebelten die Sicht in der Halle.
    Professionell und mit schnellen Bewegungen hatten die Mitarbeiter des SEKs die junge Frau auf den Boden geworfen, entwaffnet und in Handschellen gelegt. Noch als sie abgeführt wurde, schrie und trat sie um sich.
    Es dauerte noch zwei Minuten, bis der Notarzt bei Henna Franzen war, und weitere vier Minuten, bis die Sanitäter sie aus der vernebelten Halle gebracht hatten, um mit der Notversorgung zu beginnen.
    Währenddessen stand Stefanie Rubi-Tüx immer noch vorne zwischen den Gleisen und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Island machte sich auf den Weg zu ihr. Diese riesige Halle war ein öder Ort. Sie dachte plötzlich an die Menschen, die dieses Ungetüm gebaut hatten. Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, KZ-Insassen. Die Vergangenheit schien zwischen den Mauern konserviert. Sie erinnerten an die Gigantomanie des nationalsozialistischen Bauwahns, die Unmenschlichkeit des Krieges und seine Sinnlosigkeit.
    »Wo ist Ihr Sohn?«, fragte Island.
    »Ich weiß nicht, wo er steckt«, sagte die Frau aufgeregt und hielt sich ihre verpflasterte Nase.
    »Aber Sie wissen schon, was er in seiner Freizeit treibt?«
    »Nein, wieso?«
    »Weil Sie doch alle hier zusammen Urlaub machen auf Ihrem Schloss.«
    »Es ist ein Gutshaus, kein Schloss.«
    »Danke für die Belehrung«, sagte Island schroff. »Was ist eigentlich mit Ihrer Nase passiert?«
    »Kleiner Unfall.«
    »Oh, ist es schlimm?«
    »Nein, das ist nur oberflächlich, eine Kleinigkeit.«
    »Ihr Mann hat Ihnen das Nasenbein gebrochen.«
    Die Frau schnappte nach Luft und schien etwas sagen zu wollen, hatte sich aber sofort wieder im Griff.
    »Was sollen solche haltlosen Anschuldigungen?«, fuhr sie Island an.
    »Ich muss Sie leider mit etwas weitaus Schlimmerem konfrontieren. Es besteht der dringende Verdacht, dass Ihr Sohn sich gerade auf dem Weg in die Ostsee befindet. Und zwar mit dem Spielzeug Ihres Gatten, dem Hightech-Unterseeboot, um auf dem Meeresgrund nach scharfer Munition zu tauchen und sie hierher in die Halle zu bringen. Er hat damit gedroht, Nervengift zu bergen. Giftgas, wenn Ihnen das etwas sagt.«
    Stefanie schüttelte ungläubig den Kopf und lachte gekünstelt. »Das haben Sie sich ausgedacht. Für eine Polizistin haben Sie eine blendende Phantasie.«
    »Sie glauben es also nicht?«
    »Nein.«
    »Dann nehmen Sie bitte trotzdem Ihr iPhone, iTouch oder was auch immer Sie da in Ihrem Täschchen haben, zur Hand. Wir müssen versuchen, zu Ihrem Sohn Kontakt zu bekommen.«
    Widerstrebend öffnete die Frau ihre Gucci-Handtasche.
    »Man kann doch mit diesem Gerät skypen?«
    »Sie meinen, mit meinem Sohn? Ja, das geht, wenn er es zulässt. Wenn er nicht will, dann funktioniert es natürlich nicht. Die Kinder wissen ja immer, wie sie einen austricksen.«
    Island beobachtete die Gutsherrin, wie sie dastand und mit der Spitze ihres manikürten Zeigefingers die Symbole antippte und darauf wartete, dass sich die Verbindung aufbaute. Man konnte sehen, dass sie mit dieser Technik nicht aufgewachsen war. So bitter es war, aber auch eine Stefanie Rubi-Tüx konnte ihr wahres Alter nicht verstecken.
    Aus dem Gerät erklang die Stimme von Paul-Walter und riss Island aus ihren Gedanken.
    »Was ist denn, Mama?«, fragte er unwirsch.
    »Wo steckst du, Paul-Walter?«
    »Warum interessiert dich das?«
    »Ich höre gerade unglaubliche Sachen über
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