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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)
Autoren: Kirstin Warschau
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»Genial.«
    Paul-Walter hob stolz den Kopf. »Wir tauchen heute Nacht nach Kartuschen mit Nervengift, die noch in einem Wrack vor Bülk liegen.«
    »Bloody shit!«, gab Henna Franzen von sich, die die ganze Zeit reglos dagelegen hatte. »Bloody fucking shit.«
    »Okay«, rief Island. »Ich werde jetzt deine Eltern anrufen, Paul-Walter. Und ihr beide werdet nicht auf uns schießen, wenn wir langsam hier rausgehen, um etwas zu trinken und Insulin aufzutreiben. Ist das klar?«
    Sie griff nach ihrem Handy und wählte Dutzens Nummer.
    Im selben Moment gab es einen ohrenbetäubenden Knall, und ihnen flogen Schrotkörner um die Ohren. Entschlossen packte sie Henna am Arm und riss sie hoch. Nun erst sah Island, dass von dem Rohr, durch das sie hergekommen war, weitere Nebenrohre abzweigten. Unterirdisch entpuppte sich das Gelände zwischen den Öltanks als ein einziges Labyrinth aus Rohrleitungen.
    Island zog Henna Franzen in das erstbeste dunkle Rohr hinein. Franzen zitterte am ganzen Körper. Ihre Lippen waren blau. Island durchwühlte ihre Handtasche und fand die Serviette mit dem letzten Brötchen vom Frühstück. Sie riss kleine Stücke davon ab und schob sie Franzen zwischen die Lippen, denn sie vermutete, dass die Diabetikerin vor allem an Unterzuckerung litt.
    »Ich hab so einen verdammten Durst«, brachte Henna Franzen mühsam hervor.
    »Versuch, etwas davon runterzuschlucken«, sagte Olga Island. »Ich habe noch einen sauren Fruchtbonbon in meiner Handtasche. Der regt den Speichelfluss etwas an.«
    Der Fruchtbonbon, an dem noch Strandsand haftete, war schon etwas in der Auflösung begriffen. Hauptsache, etwas Süßes, dachte Island und stopfte ihn in Franzens Mund.
    Im großen Tank hallten weitere Schüsse pfeifend von den Wänden wider. Aber offenbar fiel den Angreifern das Schießen schwerer als das U-Boot-Fahren. Jedenfalls war keine der beiden Polizistinnen verletzt. Während sie nebeneinander im dunklen, engen Rohr hockten, riss Island das Handy aus der Handtasche und wählte noch einmal Dutzens Nummer.
    »Was ist los?«, fragte er leicht genervt.
    »Ich habe Henna gefunden«, schrie Island ins Telefon. »Wir sind im Öllager. Bitte, lass Theodor oder Stefanie Tüx oder beide sofort herbringen. Es ist dringend. Ihr Sohn Paul-Walter und seine Freunde drehen völlig durch. Sie sind bewaffnet und schießen auf uns. Das Notfallpack für Franzen ist in meinem Wagen, aber der steht vorne am Tor.« Sie kam nicht dazu, mehr zu erzählen, denn da tauchte am Ende des Rohrs schon das Gesicht des Jungen auf. Er grinste, als er die beiden sah, aber mit der Waffe machte er Island unmissverständlich klar, dass sie das Handy sofort fallen lassen sollte.
    »Wenn eine von euch versucht zu fliehen oder uns angreift, geht drüben in der Halle die Munition hoch.«
    »Hoffentlich wird euch nachher der Hintern versohlt«, murmelte Island und trat mit erhobenen Händen aus dem Rohr heraus.

48
    H er mit der Handtasche!«
    Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste tun, was er verlangte. Sobald er die Tasche in den Händen hatte, zog er den Reißverschluss auf, durchsuchte sie und zog die Pistole heraus. Er pfiff durch die Zähne.
    »Schon entsichert«, sagte er und zwang die beiden Frauen mit vorgehaltener Waffe, zurück in die Halle zu gehen. Island spürte, wie schwach Henna war und wie sehr sie sich zusammenreißen musste, um sich überhaupt aufrecht zu halten.
    Oben in der Halle wartete schon das Mädchen mit dem Jagdgewehr. Sie sagte kein Wort, hielt aber die Flinte unmissverständlich auf sie gerichtet und bedeutete ihnen, sich an der gegenüberliegenden Hallenwand neben den Haufen mit der Munition auf den Boden zu setzen. Der künstliche Nebel hatte sich verzogen, das Fass war vollständig entleert. Island hatte einmal gelesen, dass man im Krieg solche Behälter an strategisch günstigen Orten aufgestellt hatte, um den feindlichen Fliegern mit dem Nebel die Orientierung zu erschweren. Dass die Nebelfässer nach all den Jahren im Wasser noch völlig funktionsfähig waren, war erstaunlich und erschreckend.
    In einiger Entfernung heulte ein Motor auf.
    War es Paul-Walter, der den Dodge Nitro anwarf?
    Island zwang sich zur Ruhe. Es musste doch möglich sein, dieses Mädel da in seinem dünnen Röckchen und ärmellosen Top außer Gefecht zu setzen.
    »Hey«, sagte Island, »Grit?«
    Keine Reaktion.
    »Marthe?«
    Die Augen der Frau verengten sich.
    »Hey, Marthe, nimm doch mal die Waffe runter. Wir hauen schon nicht ab, aber
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