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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
Autoren: Stefan Wolf
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geschultert. Waldi saß drin, locker eingeschnürt, nur sein Kopf
schaute raus. An Gabys Rücken geschmiegt, schien ihm die Fahrt zu gefallen.

5. Das Verbot
     
    Diese Enttäuschung!
    Ich fasse es nicht, dachte Tim.
Was ist los mit Schindler? Sonst flippt er doch aus, wenn irgendwo ein Krümel
gefunden wird, der nach Historie aussieht. Im Sommer, als ein Bauer das kleine
Bronzemesser fand auf seinem Acker — Schindler war dort der erste! Ein
Bronzemesser aus der Bronze-Zeit! Schindler war high. Schindler und deutsche
Geschichte — das gehört zusammen wie Spaghetti und Ketchup. Aber jetzt...
    Die Jungs, zu dritt, befanden
sich jetzt im Pauker-Silo, und dort in Dr. Waldemar Schindlers Apartment.
    Der Klassenlehrer war ziemlich
beliebt bei Schülern und Kollegen — trotz seiner etwas verschrobenen Art. Ein
Einzelgänger, Eigenbrödler, Bücherwurm. Er stammte aus der nahen Großstadt und
aus alter Familie, die ihre Vorfahrenkette bis 1699 zurückreihen konnte, was
Schindler bisweilen mit stolzgeschwellter Hühnerbrust von sich gab. Tja, und da
seien bedeutende Leute darunter gewesen, geniale Erfinder, Großbürger, Stadträte
— was die Vererbung so ansammelt in 300 Jahren.
    Er selbst war etwas blutarm,
jedenfalls wallte es nur — das Blut — bei geschichtlichen Themen. Umso
verwunderlicher sein momentanes Verhalten, dieses Abwürgen, dieses
unbegreifliche Verbot.
    Tim musterte seinen
Klassenlehrer, als sähe er ihn zum ersten Mal.
    Aber es war immer noch derselbe
Schindler: hochgewachsen, lattendürr, mit Pferdezähnen im hageren Gesicht und
großen Augen, dunklen, die immer ein bißchen erschrocken wirkten.
    „Nein!“ sagte er jetzt, zum
dritten Mal. „Ich verbiete es euch! Ihr geht mir nicht nochmal in die Höhle.
Unter keinen Umständen.“

    „Aber Herr Doktor!“ sagte Tim.
„Diese Entdeckung! Der Gang setzt sich fort, tief in den Fels. Diese Mechanik —
Fallen, Todesfällen! Wer auch immer das gebaut hat — er wollte verhindern, daß
irgendwer eindringt.“
    „Eben! Eben drum! Es ist zu
gefährlich. Ich komme in Teufels Küche, wenn euch was passiert. Tim, Klößchen —
ihr seid Internatsschüler. Ich vertrete Elternstelle an euch. Deshalb sage ich
nein.“
    Der muß krank sein, dachte Tim.
    Der TKKG-Häuptling hatte
ausführlich berichtet, auch von der Inschrift. Und er hatte die gereimten
Zeilen — war’s ein Gedicht? — zitiert.
    Mit seltsamer Wirkung.
Schindler war ganz käsig geworden rund um die Nase, hatte dann die Worte wie in
Trance wiederholt, als wäre es ein Zauberspruch, als wirkten die Worte wie eine
Droge auf ihn, einlullend, hypnotisch.
    „Wir dachten“, Tim unternahm
einen letzten Versuch, „Sie kommen mit. Jeder eine Spitzhacke — und dann ran an
das Hindernis, die Felsplatte, meine ich. Wir könnten in den Gang eindringen.
Bestimmt kämen wir irgendwo raus in der Burg. Wäre doch sensationell! Die Heimatforscher
würden uns umarmen.“ Schindler schüttelte den Kopf. „Zum letzten Mal: Ich
verbiete euch, zu dieser Höhle zu gehen. Die Erkundung dort ist Sache des
Landesmuseums. Oder der staatlichen Burgverwaltung. Denen gebe ich Bescheid.
Das war’s.“
    Er setzte sich hinter seinen
Schreibtisch und begann, in Schulheften zu blättern.
    Ihr könnt gehen, hieß das.
    „Wir empfehlen uns, Herr
Doktor“, meinte Tim. Und fügte respektlos hinzu: „Wußten ja nicht, daß Sie
einen so schlechten Tag haben.“
    Ein unfreundlicher Blick
verabschiedete die drei.
    Tim schloß die Tür hinter sich,
Karl hob die Achseln, Klößchen blies die Backen auf.
    „Was der sich traut!“ meinte
Tim. „Desinteresse. Verbot. Dummes Gerede. So habe ich ihn noch nie erlebt.
Hoffentlich ist es kein Virus.“
    Sie sprangen die Treppenstufen
hinunter und ins Freie, wo der Nachmittag braunes Licht über den Hof verteilte,
wo Bienen summten über dem Pauker-Grün, der üppigen Wiese, und ein paar
Mitschüler auf Bänken hockten, kauend oder lesend.
    Tim sah zum Tor, instinktiv.
Denn für Gaby ist sein Instinkt allzeit wach. Und richtig. Da kam sie auf ihrem
Rad, aber jetzt ohne Waldi im Rucksack.
    Sie war erhitzt, was ihr
genauso gut stand wie coole Miene oder jeder andere Ausdruck.
    Zum Abbusseln! dachte Tim, aber
er nahm sich zusammen.
    „Hanna ist überglücklich“,
strahlte sie. „War das eine Freude! Sie hat ihren Waldi wieder. Und der erst!
Es geht doch nichts über das richtige Frauchen. Ich soll euch grüßen.“
    „Von Waldi?“ Klößchen grinste.
    „Klar. Dir läßt er sagen:
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