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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
Autoren: Stefan Wolf
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ein...
Notverkauf. Aber jetzt bin ich bei Kasse und möchte sie zurückhaben. Für mich.
Sie wissen doch: Diese Erstausgabe gehörte einem meiner Vorfahren, dem
berühmten Büchsenmacher Leonhard Krachwang.“
    „Tja, Sie bringen mich da in
eine dumme Situation. Ich habe nämlich einen Käufer. Morgen wird er die Bücher
abholen.“ Schindler spürte eisigen Schreck. „Bitte, Herr Hirnvogel! Ich habe
Vorrang.“
    „Damit verliere ich einen
Stammkunden. Na gut, weil Sie’s sind. Augenblick!“
    Er verzog sich ins
Hinterzimmer. Schindler wartete. Der Antiquitätenhändler kam mit einem Stapel
Bücher zurück.
    Schindler schluckte. „Das sind
nicht alle. Das sind nur... acht.“
    „Drei habe ich schon verkauft.“
    „Schon... An wen denn?“
    „Keine Ahnung. Das war
Laufkundschaft.“
    Hoffentlich, dachte Schindler,
ist der andere Teil des Plans nicht ausgerechnet in diesen drei Bänden.
    Hirnvogel hatte Block und
Bleistift genommen und rechnete.
    „Macht genau 3000 Mark, Herr
Doktor.“
    „Wie bitte? Das ist ja das
Doppelte von dem, was Sie mir bezahlt haben.“
    „Aber nur die Hälfte von dem,
was mein Kunde bietet. Also: ja oder nein?“
    Seufzend holte Schindler seine
Brieftasche hervor.
    Und dabei passierte es: die
gleiche ungeschickte Bewegung wie in seinem Internatszimmer. Mit dem Ellbogen
stieß er gegen die gestapelten Bücher. Sie türmten sich auf dem Verkaufstisch,
aber jetzt polterten sie zu Boden. Und das Schicksal wollte es: Einige der
morschen Folianten prallten auf mit dem Buchrücken.
    Zertrockneter Leim, vergilbtes
Papier, dem Zerfallen nahe — mit Knicken und Knacken platzten drei Buchrücken
auf.
    „Sie...“
    Hirnvogel hielt zurück, was er
auf der Zunge hatte. Ein Kosename war’s nicht.
    Schindler schluckte, und sein
Adamsapfel wölbte sich wie ein Ping-Pong-Ball.
    Zwei Augenpaare starrten auf
die beschädigten Bücher.
    „Was... ist denn das?“
    Hirnvogel bückte sich.
    Dummer konnte es nicht ausgehen
— nicht für Schindler. Aus jedem der Einbände ragte — knittrig und alt —
gelb-braunes Papier, gefaltet, behandschriftet und gezeichnet mit
Federkiel-Tinte: der Rest des Schatzplans, die fehlenden Teile.
    Hirnvogel hatte einen
herausgezogen und entfaltete ihn. Blitzlichter schienen über seine Visage zu
huschen.
    „Sieh einer an! Ein alter Plan!
Und hier der zweite Teil. Und der dritte!“
    Er entfaltete, glättete, las,
schob die Teile auf dem Verkaufstisch zusammen.
    „Schatzkammer... Trauthilde...
Drachenauge.“
    Eisaugen richteten sich auf
Schindler, der sich so mutlos fühlte wie damals in der Nacht vor seinem
Staatsexamen an der Uni — als er geglaubt hatte, es nie zu schaffen.
    „Jetzt verstehe ich, Herr
Doktor. Darum geht’s. Nicht um die Bücher. Aber um diesen Plan. Besteht
offenbar aus vier Teilen. Einen haben Sie. Stimmt’s? Und hier — wie schön! —
ist der Rest.“
    Schindler schluckte. „Die...
Bücher sind mein Eigentum.“
    „Nein, nein!“ Hirnvogel
schüttelte langsam seinen glänzenden Kahlschädel. „Noch habe ich sie nicht
zurückgegeben.“
    „Aber... ich habe ein Anrecht
darauf. Verstehen Sie doch! Ein Traum seit meiner Kindheit. Einer meiner
Vorfahren — ja, Leonhard Krachwang — wußte, wo das Zauberschwert verborgen ist.
Aber er hat das Geheimnis mit ins Grab genommen — damals vor mehr als 150
Jahren. Ich will das Schwert finden. Damit verewige ich meinen Namen in den
Geschichtsbüchern. Wenn auch nur als Fußnote.“
    Fassungslos sah ihn der
Antiquitäten-Händler an. „Heißt das, Sie wollen das Schwert — falls Sie’s
finden — abliefern beim Staat, beim Landesmuseum oder wo auch immer?“
    Schindler nickte.
    „Mann!“ Hirnvogels Finger stieß
gegen Schindlers Brust wie der pickende Schnabel eines Raubvogels. „Dieses
Schwert ist wertvoll. Unermeßlich wertvoll! Es gibt private Sammler, die dafür
ein Vermögen bezahlen. Sechsstellig, siebenstellig, Schindler! Wir werden
reich. Ich sage: wir!“
    „Aber darum geht es mir nicht.
Ich...“
    „Lassen wir das mal“, fiel ihm
Hirnvogel ins Wort. „Es ist müßig, über die Beute zu reden, solange wir sie
nicht haben. Einen Schritt nach dem andern. Und der erste heißt: das Schwert
finden. Wir beide, mein Lieber. Denn nun bin ich dabei. Ich bin Ihr Partner.
Das ist Ihnen hoffentlich klar.“
    O Gott! dachte Schindler. Jetzt
habe ich diesen Geier im Nacken. Wie der mich anstarrt! Ich die Maus — er der
Geier. Aber ich habe keine Wahl. Dritte einschalten? Die Polizei?
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