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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
Autoren: Stefan Wolf
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nahe. Gleich bin ich daheim.
     
    *
     
    Springt sein Herz aus der Brust
und durch den Harnisch? Geht die Welt unter? Stürzt die Burg ein?
    Albrecht von Zährensteyn ist
wie versteinert. Doch dann steigt die Wut in ihm auf; und Blutdurst scheint ihm
die Kehle zu trocknen — jedenfalls fühlt sie sich so staubig an wie bei der
Schlacht vor Jerusalem. 48 Grad betrug dort im Schatten die Außentemperatur —
innen, nämlich in der Kreuzritter-Rüstung, war es noch beträchtlich heißer.
Weshalb auch etliche von Albrechts Kollegen nicht durch Feindeshand starben,
sondern am Hitzschlag.
    Daran fühlt sich der Ritter
erinnert, als er jetzt in seinem Schlafgemach steht.
    Eine Überraschung sollte es
sein. Auf die Nasenspitze wollte er die schlafende Trauthilde küssen, ihr den
juwelenbesetzten Stirnreif ins güldene Haar drücken, ihr ins rosige Ohr
flüstern: „Viel edles Weib, dein Herr und Gemahl ist zurück.“
    Statt dessen brüllt er auf vor
Empörung.
    Und der stechende Blick aus
bärtigem Antlitz durchbohrt den Nebenbuhler, den frechen, der eben vor Schreck
aus Trauthildes Bett gefallen ist. Betrug! Ehebruch! Schande!

    Und nicht nur das. Der Mistkerl
trägt auch noch eins von Albrechts reichbestickten Nachthemden.
    Natürlich! Lothar, der
Minnesänger! Der war schon immer ein Aufreißer-Typ. Mit seinen säuselnden
Anmache-Songs zur Laute. Allen Burgfräuleins dieser Gegend hat er die Köpfe
verdreht. Aber jetzt ist er zu weit gegangen. Für diese Hinterlist wird er
sterben.
     
    *
     
    Und so geschieht es denn auch.
    Trauthilde wirft sich auf die
Knie, bettelnd um Gnade für den Geliebten — vergebens.
    Mit seinem Schwert — schon
versehen mit dem Drachenauge, weshalb es fortan diesen Namen trägt —
vollstreckt Albrecht das Urteil, das er selbst gefällt hat: Tod durch
Enthaupten.
    In der Hinrichtungskammer der
Burg, einem muffigen Gewölbe, wird Lothar um einen Kopf kürzer gemacht.
Trauthilde, die anwesend ist, fällt in Ohnmacht — wie der Chronist glaubwürdig
überliefert — , aber nicht aus Schwäche, sondern nur, um Mitleid zu erregen.
Mit Weiberlist rettet sie sich aus bedrohlicher Lage, doch Albrechts Wut ist
noch nicht verraucht. Trauthilde wird in den Kerker geworfen.
    Indes — die Hinrichtung hat den
Ritter ermüdet, der lange Kreuzzug sowieso. Voller Enttäuschung über die
Treulosigkeit seiner Lebensgefährtin zieht er sich zurück in eines der
Gästezimmer, wo er alsbald einschläft, laut schnarchend.
    Ein Erdbeben erschüttert die
Burg in dieser Nacht. Doch das regt niemanden auf. Und es ist auch bald wieder
still. Nur die Pferde scharren im Stall; und der Wächter am Tor gähnt in seinen
Eisenhandschuh, den sogenannten Gantelet. Niemand ahnt: Das Naturereignis hat Trauthildes
Kerkertür geöffnet. Auf leisen Sohlen verläßt die Burgherrin den unerfreulichen
Ort und schleicht durch die Gänge. Nur Fackeln an den Wänden erleuchten den
Weg. Das Gästezimmer! Die Tür knarrt, als Trauthilde sie öffnet. Aber Albrecht
schnarcht weiter.
    Ein Mondstrahl fällt zum
Fenster herein und trifft den Rubin am Schwertknauf. Wie das Drachenauge glüht!
Auch Trauthildes Augen scheinen zu glühen — sie ist nicht mehr sie selbst,
sondern verwandelt zur Rachegöttin.
    Mit beiden Händen ergreift sie das
Schwert; und Albrecht von Zährensteyn teilt sein Schicksal mit Lothar —
enthauptet und tot.
    Trauthilde aber flieht samt dem
Schwert, ist von Stund an verschwunden und taucht nie wieder auf.
    Wo ist sie geblieben — sie und
Drachenauge, das Schwert?
    Nur eines kann der Chronist mit
Sicherheit überliefern: Trauthilde hat die Burg nicht verlassen in jener Nacht.
Der Wächter am Tor war seinem Herrn ergeben und hätte die Ehebrecherin nicht
passieren lassen — um keinen Preis der Welt.

1. Bei Schratt
     
    Auf den Tag genau 800 Jahre
später kauerte die TKKG-Bande hinter einer bröckligen Backstein-Mauer.
    Sie umfriedete ein Gelände
außerhalb der Stadt. Für einen Schrottplatz hätte man’s halten können, aber Tim
und seine Freunde wußten es besser.
    Erwin Schratt hauste hier,
zusammen mit Otto, seinem Gehilfen, Handlanger, Komplicen.
    Diese Typen! dachte Tim. Reif
für fünf Jahre Knast. Pro Nase, natürlich. Aber keiner klopft ihnen auf die
Finger. Außer uns.
    „Verdammte Hitze!“ murmelte
Klößchen, der hinter ihm hockte. „Meine Schoko wird weich, meine Füße schlafen
ein. Wann geht’s endlich los?“
    „Gleich!“ Tim flüsterte. „Den
Kasten mit leeren Bierflaschen hat er schon in
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