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Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"

Titel: Kampf um das Zauberschwert "Drachenauge"
Autoren: Stefan Wolf
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Inschrift zerbröselt war.
    Alle Splitterchen, auf denen
Schriftspuren waren, wurden umgedreht. Tim — als einziger der Alt-Schrift
mächtig — setzte die Teile zusammen.
    „Puzzeln“, knurrte er, „wird
nie meine Leidenschaft. Das merke ich jetzt. Das ist Beschäftigung für
Winterschläfer, wenn die an Schlafstörung leiden. Hm — kommt noch was?“
    „Alles andere ist Staub“, sagte
Gaby. „Das könnte nur ein Computer ordnen, aber nicht mal Computer-Karl.“
    Karl grinste geschmeichelt.
    „Jedenfalls sind wir
weitergekommen“, sagte Tim. „Hier steht also: Im tiefen Felsen ruht der Schatz,
bewacht von Tod und Menschentücke. Zwei Wege führen an den Platz, der Erde —
nein, die Erde öffnet sich zur Lücke. Suchst du die Nische mit drei Beinen...
nein, Steinen, erkenne Höhe, Glas und Licht... Tja, und hier verläßt uns das
Glück. Aber das Gedicht war noch länger. Ich weiß es genau.“
    „Hört sich geheimnisvoll an“,
meinte Karl. „Wie ein Worträtsel.“
    „Au!“ sagte Klößchen. „Da piekt
mich was.“
    Er griff unter sich und zog
einen länglichen Steinsplitter hervor.
    „Uiiih! Da ist Schrift drauf.“

    Tim nahm ihm den Splitter weg.
    „Das heißt... Krachwall...
Krachweg... nein, Krachwang! Hm. Seltsames Wort. Vielleicht... Moment mal!
Jetzt entsinne ich mich. Das stand unter der Inschrift, rechts unten.“
    „Dann ist es ein Name“, sagte
Gaby. „Der Name des Verfassers.“
    Tim nickte. „Du hast recht.
Krachwang? Sagt mir nichts. Vielleicht ein unbekannter Dichter, dessen Werke
niemand wollte. Deshalb hat er sich hier an der Felswand verewigt.“
    „Aber Klößchen“, sagte Gaby,
„hat dafür gesorgt, daß heute die Ewigkeit endet. Armer Krachwang. Er muß schon
lange tot sein.“
    „Andernfalls“, sagte Klößchen,
„werde ich mich bei ihm entschuldigen. Oder ich stelle ihm einen Kaktus aufs
Grab.“
    Tim öffnete die Brusttasche
seines Jeanshemdes und schob den Krachwang-Splitter hinein.
    „Freunde, ich glaube, wir sind
einem düsteren Geheimnis auf der Spur. Hier unten ist irgendwas — dort im Gang,
hinter der Felsplatte. Ein Schatz? Vielleicht. Bewacht von Tod und
Menschentücke? O weh! Jedenfalls hatte dieser Krachwang seine Finger im Spiel.
Wir müssen erfahren, wer er war, was er trieb. Bestimmt hilft uns das weiter.
Vielleicht war er ein großer Macher im vorigen Jahrhundert und hatte hier sein
Büro. Vielleicht war er nur ein Spinner, ein Hofnarr; und die gereimte
Inschrift stammt aus ‘ner Büttenrede. Dann können wir diese Höhle vergessen.“
    Gaby stand auf. „Ich friere.
Hier ist Eiszeit, draußen Sommer. Also los! Abflug.“
     
    *
     
    Eigentlich mochte er ihn nicht,
diesen Hirnvogel. Aber in der Not frißt der Teufel bekanntlich Fliegen; und
Schindlers Not bestand darin, daß er nicht immer auskam mit seinem
Studienrats-Gehalt, sondern zusätzlich Geld brauchte.
    Deshalb hatte er die meisten
Bände seiner zwölfbändigen Schiller-Gesamtausgabe (von 1815!) verkauft — an den
Antiquitätenhändler Ludwig Hirnvogel.
    Was für ein schrecklicher
Fehler! Wahnsinn! Hätte ich doch, dachte Schindler, die Bücher abgesucht,
aufgerissen — meinetwegen — mutwillig oder versehentlich zerstört wie Band
vier. Dann wäre ich schon weiter, hätte den ganzen Schatzplan und wüßte, wo’s langgeht
zum Schwert — zu Drachenauge. Verdammt!
    Hirnvogels Geschäft lag in
einer düsteren Nebenstraße, etwas versteckt. Der Antiquitätenhändler hatte oft
Sonderangebote im Schaufenster: indianische Totenschädel — angeblich so alt wie
Kolumbus, chinesische Opiumpfeifen — den Stoff dazu gab’s im Hinterzimmer,
Wohnzimmermöbel aus dem 16. Jahrhundert — echt gefälscht, aber auf jeden Fall
wurmstichig. Und andere Kunstschätze. Bei ihm mußte man Kenner sein.
    Mit einem nervösen Gefühl im
Magen betrat Schindler den Laden.
    Hirnvogel kam aus dem
Hinterzimmer, das ölige Standard-Lächeln auf dem Gesicht. Er war ein aalglatter
Typ, noch nicht alt, mit bulligem Kahlschädel. Eisaugen. Maßgeschneidertes
Outfit. Ein Dämon, hatte Schindler gedacht bei der ersten Begegnung, ja, der
Mann hat eine dämonische Ausstrahlung.
    „Hallo, Herr Doktor! Schön, Sie
zu sehen.“

    Schindler lächelte unsicher.
    „Heute komme ich mal als
Kunde.“
    „Sie wollen nicht — verkaufen?
Sondern kaufen?“
    „Ich möchte die Schiller-Bände
zurückkaufen.“
    Hirnvogel hob die Brauen.
„Weshalb? Haben Sie jemanden, der Ihnen mehr bezahlt?“
    „Nein, nein. Es war
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