Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: Even Anne; Holt Holt
Vom Netzwerk:
den Nachrichten zu erklären versuchen.«
    Er zeichnete mit beiden Händen ein wüstes Bild in die Luft. »Diesen ganzen Aktienkram habe ich noch nie kapiert«, sagte er. »Aber logisch gesehen müsste doch eine solche Anklage beinhalten, dass Otto Schultz das Virus verbreitet hat. Ich meine, damit es illegal wird, diesen Putzu setzen, muss er doch gewusst haben, dass die Aktien fallen würden.«
    Sara setzte sich bequemer hin und legte die Füße auf den Tisch. »Das nehme ich an«, sagte sie. »Ich bin ja keine Juristin, und von Aktienhandel und dessen Regeln weiß ich nicht viel mehr als du, aber ich gehe davon aus, dass SEC und FBI und alle anderen, die zu dieser von Barack Obama eingesetzten ... Financial Fraud Enforcement Task Force gehören, gute Möglichkeiten haben, alles zu klären. Sie haben sich Otto Schultz nun gekrallt und können offenbar beweisen, dass er mit Aktienstürzen spekuliert hat. Dass zwei Kopien des Virus plötzlich aufgetaucht sind ...«
    »In Durban und Hongkong«, sagte Ola, als sie zögerte.
    »Ja. Dass beide bei den lokalen Mercury-Medical-Niederlassungen aufgetaucht sind, beweist natürlich nicht, dass Otto Schultz sie geschickt hat. Aber es gibt den Ermittlern Material, nehme ich an.«
    »Aber falls«, sagte Ola und betonte das letzte Wort, »falls Otto Schultz das Virus verbreitet hat, dann ...«
    »Natürlich hat er es verbreitet«, fiel Sara ihm ins Wort. »Du weißt ja, dass ich keine übertriebenen Erwartungen an die Kompetenz der Polizei stelle, aber die Leute vom SEC wissen offenbar, was sie tun. Sie werden das herausfinden, Ola. Wir müssen eben abwarten.«
    »Wie gut kennst du Otto Schultz eigentlich? Ich habe den Eindruck, dass du ...«
    »Du bist ganz schön frech geworden«, unterbrach sie ihn. »Hör auf damit, Ola. Vergiss es.«
    Ola wurde rot, ohne so recht zu wissen, warum.
    »Aber Sara«, sagte er nach einer kleinen Pause. »Wie hat Sverre Bakken das Virus in die Finger gekriegt? Ein Mann wie Otto Schultz würde sich doch nicht an einen schnöden Ingenieur wenden und ...«
    »Das kann er sehr wohl getan haben«, unterbrach Sara ihn abermals. »Wir wissen doch jetzt, dass Sverre Bakken dauernd in Geldnot war, und zu Recht und Unrecht hatte er ein, gelinde gesagt, unklares Verhältnis.«
    Alle Fernsehnachrichten hatten den Fall früher an diesem Abend ausführlich vorgestellt. Ein tiefernster Morten Mundal musste zugeben, dass ihr unlängst verstorbener leitender Ingenieur Sverre Bakken sich auch schon früher strafbar gemacht hatte, als er seine doppelten Gehaltsüberweisungen nicht gemeldet hatte. Mundal übte Selbstkritik angesichts der fehlenden Sicherheitsmaßnahmen, die dadurch ans Licht gekommen waren, dass Bakken nach diesem Vergehen weiterhin eine Stellung hatte bekleiden dürfen, zu der das volle Vertrauen der Firmenleitung unabdingbar war. Auf die Frage, ob Morten Mundal als Folge des Skandals auch seine eigene Stellung infrage stelle, nickte er.
    »Natürlich«, hatte er gesagt. »Aber im Moment ist meine wichtigste Aufgabe, den Behörden bei der vollständigen Klärung dieses Falles zu helfen, der mit etwas begonnen hat, was die meisten von uns offenbar schon vergessen haben. Zwei Menschen wurde das Leben genommen.«
    Sara drehte ihr Glas in der Hand. »Ein Mann wie Sverre Bakken muss doch genau das sein, was Otto Schultz gesucht hat«, sagte sie leise. »Amoralisch, pleite und verbittert. Seine arme Familie.«
    »Es wird die pure Antiklimax, jetzt wieder arbeiten zu müssen«, sagte Ola und grinste. »Nach einer Doppelfolge von CSI wird die Herzmedizinische Abteilung des GRUS ein wenig zu ... Entenhausen, sozusagen.«
    »Ich freue mich für dich«, sagte Sara aufrichtig.
    »Für mich? Ich habe doch gesagt, dass die Beurlaubung für uns beide aufgehoben worden ist. Es gibt Gerüchte über politische Einmischung, niemand wollte, dass ...«
    »Ich weiß verdammt noch mal nicht, ob ich zurückwill«, sagte Sara.
    »Nicht zurück? Nicht zurück? Bist du ...«
    Sie hob die rechte Hand, um ihn zum Verstummen zu bringen. »Morgen sieht das sicher anders aus«, sagte sie müde. »Im Moment kommt es mir einfach nicht ...«
    Die Türklingel ertönte. Sara schaute auf die Uhr. »Sicher hat Thea ihren Schlüssel vergessen«, sagte sie und erhob sich. »Sie hat versprochen, vor zehn zu Hause zu sein.«
    Ola blieb sitzen. Eine behagliche Wärme hatte sich in seinem Körper ausgebreitet, die Champagnerflasche war leer. Er legte den Kopf in den Nacken und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher