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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Interesse der Medien an Mercury Medicals altem Häuptling nahm langsam ab.
    Als Morten Mundal wie der Rest der Welt erfahren hatte, dass allem Anschein nach Otto Schultz hinter der Verbreitung des Virus gesteckt hatte, konnte er das wirklich nicht begreifen. Dass Otto selbst ihm einen Umschlag mit einem USB-Stick geschickt hatte, dessen Inhalt Mercury Medical zum größten Schiffbruch aller Zeiten verhelfen könnte, war einfach nicht zu glauben. In dem Fall hätte der Kerl einen Oscar verdient. Verzweiflung und Wut bei der Videokonferenz an dem Tag, an dem Morten geshortet hatte und reich geworden war, hatten so echt gewirkt, dass Morten fast Mitleid mit ihm hatte.
     
    Er konnte es nicht glauben.
    Er hatte es auch nicht geglaubt, erst dann, als die Medien in den Tagen nach der Festnahme die katastrophale Finanzlage des Industriemagnaten ans Licht gebracht hatten. Die von FBI und SEC durchsickernden Informationen verstärkten noch das Bild eines Mannes, der in seiner Verzweiflung bereit gewesen war, sein eigenes Schiff zu versenken, um die Versicherungssumme zu kassieren.
    Jetzt saß er da, der Alte, und berief sich auf das Recht, nicht gegen sich selbst aussagen zu müssen.
    Stumm wie ein Fisch.
    Wenn Otto sich die Sache jemals anders überlegte und doch redete, würde es auch keine Rolle spielen, dachte Morten Mundal. Rein gar keine. Bei den beiden polizeilichen Vernehmungen, die er in Norwegen über sich hatte ergehen lassen, hatte er ruhig seine Beziehung zu Sverre Bakken geschildert. Die war belanglos. Drei-, viermal hatten sie zusammen ein Bier getrunken, und einmal hatte er versucht, den Burschen mit einer ebenfalls alleinstehenden Freundin zusammenzubringen. Die Polizei hatte die Geschichte überprüft, das wusste er. Agnes hatte ihn verdutzt angerufen und gefragt, was in aller Welt die Polizei mit ihrem Liebesleben zu tun habe.
    Wenn Otto irgendwann behauptete, das Virus sei an Morten Mundal geschickt worden, brauchte er nur zu leugnen.
    Alles zu leugnen.
    Vier Monate waren vergangen, und der Mann hatte kein einziges Wort gesagt.
    Im tiefsten Herzen freute Morten Mundal sich vor allem darüber, dass er seine finanziellen Transaktionen besser versteckt hatte als sein ehemaliger Chef. Sehr viel besser: Er war ungeschoren davongekommen. Otto war gierig gewesen, wahnsinnig gierig, wie Ikaros hatte er zu hoch hinausgewollt und war abgestürzt. Morten hatte nur das genommen, was er zu verdienen glaubte.
    Und war damit durchgekommen.
    »Ich weiß schon gar nicht mehr, wann es mir zuletzt so gut gegangen ist«, flüsterte Rebecca.
    »Doch«, sagte Orty. »Gestern warst du genauso glücklich. Und vorgestern. Und am Tag davor.«
    »Und so wird es auch morgen sein«, sagte sie und lehnte den Kopf an seinen Oberarm. »So wird es auch morgen sein, nicht wahr?«
    »Doch«, sagte Orty. »Morgen und übermorgen und an allen Tagen, die dann kommen.«

 
     
     
     
     
     
Nachwort
     
     
    Wir bedanken uns ganz herzlich bei dem Wirtschaftswissenschaftler Øystein Stephansen, der geduldig und interessiert alle erdenklichen und unerdenklichen Fragen nach dem Aktien- und Finanzmarkt beantwortet hat. Wir danken außerdem Dr. Marit Aarønæs am Rikshospital und Dr. Trine Håland am Krankenhaus Asker & Bærum für bereitwilliges Manuskriptlesen und gute Ratschläge.
    Die Vereinfachungen, die wir vornehmen mussten, und die Fehler, die wir trotz ihrer Hilfe sicher gemacht haben, fallen in unsere eigene Verantwortung.
    Viele andere haben ebenfalls zu unserer Arbeit an diesem Buch beigetragen, Verwandte, Freunde und die immer enthusiastische Besetzung des Piratforlagets. Wir danken ihnen allen, insbesondere unserer Lektorin Mariann Aalmo Fredin.
    Unser innigster Dank aber geht an unsere Eltern, Tordis und Olav, von denen wir die Kunst gelernt haben, Geschwister zu sein.
     
    Raasjøen, Romeriksåsen, am 19. Juni 2010
     
    Anne Holt/Even Holt

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