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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift
Autoren: Nigel McCrery
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erinnern würde.
    »Essex Police, was kann ich für Sie tun?«
    »Superintendent Rouse bitte«, sagte er.
    »Ich verbinde.«
    Wenige Augenblicke später sagte eine neue Stimme: »Büro
Detective Chief Superintendent Rouse.«
    »DCI Lapslie hier. Wäre es möglich, den Superintendent zu
sprechen?«
    »Er ist noch nicht hier. Darf ich fragen, um was es geht?«
    »Ich bin anscheinend auf Befehl des Superintendenten aus dem
Urlaub abberufen worden. Ich habe mich gefragt, warum.«
    Die Stimme am anderen Ende klang einen Moment gedämpft, als
habe Rouses Sekretärin die Hand über den Hörer gelegt, während sie
Instruktionen einholte. Nach ein paar Sekunden war sie wieder da. »Ich
kann den Superintendent bitten, Sie später zurückzurufen. Hat er Ihre
Nummer?«
    »Das würde mich nicht wundern«, erwiderte Lapslie mürrisch und
kappte die Verbindung.
    Er steckte das Handy wieder in die Jacke, ging zu dem Zelt
hinüber und schlug die Eingangsplane zurück. Der Innenraum war groß
genug, um eine Hochzeitsgesellschaft oder einen Wochenmarkt zu
beherbergen. Das Team von der Spurensicherung, in papierartige gelbe
Overalls gehüllte Gestalten, bildete zwei Gruppen, fotografierte und
suchte den Boden nach Spuren ab. Auch eine Frau stand dabei und redete.
Ihr Haar war kurz und stachelig, ihr Make-up betonte die scharfen
Wangenknochen. Ihr Atem fuhr wie Zigarettenqualm in die kalte
Morgenluft. Als sie Lapslie sah, wandte sie sich ab und kam auf ihn zu.
    »DS Bradbury?«, fragte er.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte sie. Zitrone, wie am Handy, aber
jetzt mit einem Hauch Grapefruit. Sie trug einen Designeranzug,
allerdings sah er aus, als habe sie darin geschlafen, als der Anruf
wegen des Unfalls kam. »Tut mir leid, Sie so früh aus dem Bett zu
holen.«
    »Kein Problem. Bin froh, wieder was zu tun zu haben. Der
Krankenstand wird mit der Zeit sehr langweilig.«
    Bradbury brannte sichtlich darauf, ihn zu fragen, warum er
krankgeschrieben sei – dieser wundervoll dehnbare Begriff, der
bedeutete, dass jemand zu Hause herumsaß und dafür bezahlt wurde, ohne
genau anzugeben, weshalb –, doch sie war zu höflich oder zu
korrekt dafür. Um die entstandene Lücke in der Unterhaltung zu
überbrücken und in Anspielung auf Bradburys Kommentar am Handy über das
Ende des Hochleistungsautos, deutete Lapslie mit dem Kopf dorthin, wo
draußen vor dem Zelt der Wagen lag. »Mein Beileid«, frotzelte er.
    Sie seufzte. »Porsche. Wundervolles Auto. Verdammt, absoluter
Totalschaden. So ein Stümper.«
    »Anhand der Reifenspuren vermute ich, dass er die Kontrolle
verloren hat, als er in die Kurve kam. Der Zusammenstoß mit der
Bordsteinkante hat den Wagen in die Luft geschleudert, und der Aufprall
gegen die Bäume hat ihm dann den Rest gegeben.«
    »So sehe ich das auch. Kein Anhaltspunkt dafür, dass noch
andere Wagen beteiligt waren. Das Wrack wird natürlich untersucht, aber
es gibt noch keinen Grund, mechanisches Versagen anzunehmen.« Sie
schüttelte traurig den Kopf. »Manche Leute verdienen es einfach nicht,
tolle Autos zu haben.«
    Lapslie sah zu den zwei Gruppen von der Spurensicherung
hinüber. »Was ist mit dem Fahrer passiert?«
    »Hat sich aus dem Fenster gehievt und ist zwischen die Bäume
gekrochen. Da haben wir ihn dann gefunden.«
    »Tot?«
    »Wie 'ne Dover-Seezunge in der Auslage beim Fischhändler.«
    »Was ist passiert?«
    Emma Bradbury lächelte und zeigte kleine weiße Zähne. »Der
muss der größte Unglücksrabe der Geschichte sein. Selbst bei der
Geschwindigkeit hätten ihm sein Sitzgurt und sein Airbag das Leben
retten müssen, aber ein kurzer Ast an einem von den Bäumen ist auf der
Fahrerseite durch die Scheibe gekracht und ihm direkt durch den Hals
gefahren. Er ist beim Kriechen verblutet.« Sie deutete auf die linke
Ermittlergruppe. »Da drüben, das ist er. Wir warten darauf, dass die
Gerichtsmedizinerin auftaucht. Ist anscheinend aufgehalten worden.«
    »Wissen wir, wer er war?«
    Sie suchte in ihren Taschen und zog einen Plastikbeutel mit
einer Brieftasche darin hervor. »Sein Name ist Sutherland. Anscheinend
Geschäftsmann. Mitte vierzig, wohnt in der Nähe von Chelmsford. Sieht
aus, als wäre er auf dem Heimweg gewesen, nach einem späten Meeting
oder so was. Ich hab jemanden losgeschickt, um seine Frau zu
benachrichtigen.«
    Ein spätes Meeting. Ein hastiges Essen irgendwo in einem
Restaurant oder einem Steakhaus vor der langen Heimfahrt, geblendet von
entgegenkommenden Scheinwerfern.
    Lapslie erinnerte sich gut
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