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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut
Autoren: Andreas Franz
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»Gehen Sie, und lassen Sie uns in Ruhe!«
    »Wir bestimmen, wann wir gehen. Also, haben Sie beschlossen, sich räumlich zu trennen, weil Sie, Frau Kaufmann, sich mehr zu Frauen hingezogen fühlen, Sie aber dennoch als Ehepaar weiter zusammenleben, wegen Ihres Sohnes zum Beispiel?«
    »Ja.«
    »Und es fand in den vergangenen sechs Jahren kein Intimverkehr zwischen Ihnen statt?«
    Verschämtes Kopfschütteln.
    »Ist das hier das einzige Haus, das Sie besitzen?«
    »Ja«, antwortete Sonja Kaufmann, deren Gesicht immer mehr zu einer Maske wurde.
    »Dann würden wir uns gerne einmal umschauen, und zwar in sämtlichen Räumen. Julia, ruf die Kollegen an.«
    »Was gibt Ihnen das Recht, mit dieser Impertinenz mit uns umzuspringen?«Achim Kaufmann war aufgestanden und auf dem Weg zur Terrassentür.
    »Herr Kaufmann, bitte setzen Sie sich wieder, es ist in Ihrem eigenen Interesse.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl? Sie können hier nicht einfach alles auf den Kopf stellen.«
    »Doch, bei Gefahr im Verzug können wir das. Hören Sie gut zu, Frau Kaufmann, es dürfte auch Sie interessieren. Herr Kaufmann, ich werde Ihnen jetzt erzählen, wie sich alles abgespielt hat. Sie und Ihre Frau haben vor sechs Jahren beschlossen, getrennte Wege zu gehen. Nach außen die heile Fassade, hinter die nicht einmal Ihre Schwester blicken konnte. Sie hat sogar gesagt, Sie beide brauchen sich wie die Luft zum Atmen. In Wirklichkeit hat es dahinter nur noch gebrodelt. Im Winter 96/97 haben Sie Ihren ersten Mord begangen, und zwar an Kerstin Grumack, deren Leiche Sie im Baggersee versenkt haben. Sie wurde gestern am späten Nachmittag von Spezialtauchern geborgen. Ihren zweiten Mord wollten Sie an Silvia Maurer begehen, doch Mischner kam Ihnen in die Quere. Sie haben sich sein Schweigen erkauft und ihm den guten Freund vorgegaukelt, dafür ist er für Sie in den Knast gegangen, obwohl er überhaupt nichts gemacht hat. Dann haben Sie ihn letzte Woche überredet, einen verhängnisvollen Anruf zu tätigen. Da Sie für ihn der gute Freund waren, hat er sich natürlich nichts weiter dabei gedacht. Aber er hat das mit dem Mord erfahren und sich, obwohl er nicht gerade der Hellste war, seine Gedanken dazu gemacht. Er hat sie erpresst, denn mit einem Mord wollte er nichts zu tun haben, also mussten Sie ihn beseitigen.«
    »Muss ich mir diesen Schwachsinn noch länger anhören? Sie sind doch verrückt, total übergeschnappt!«, brüllte Kaufmann Hellmer an.
    »Mag sein, aber ich bin noch nicht fertig. Für Sie war die Tatsache, dass Ihre Frau lesbisch ist, eine Unfassbarkeit. Sie sind Ihr Leben lang zurückgestoßen worden, von Ihrem Vater oder Ihrer Mutter,wer weiß, Ihre Schwester hingegen wurde Ihrer Meinung nach immer bevorzugt behandelt …«
    »Lassen Sie bitte meine Schwester aus dem Spiel, Emily hat damit nichts zu tun!«
    »Aber sie bekam den Reiterhof und nicht Sie, obgleich Sie älter sind. Sie haben auch nie beruflich mit den andern mithalten können, dazu waren Sie zu unstet. Wir haben eine Liste, aus der hervorgeht, dass Sie nach dem abgebrochenen Studium der Meteorologie kurz beim Deutschen Wetterdienst gearbeitet haben, dann auch wieder nur kurz als Sachbearbeiter in einer Unternehmensberatung, Sie haben sich als Schriftsteller versucht und sind kläglich gescheitert, und schließlich sind Sie bei diesem Institut gelandet, wo Sie aber auch nur einen minderwertigen Posten zugewiesen bekamen. Ihre Qualifikation war einfach nicht ausreichend. All dies haben wir von einem Herrn aus Ihrem Institut erfahren …«
    »Ich bin qualifizierter als die meisten dieser hirnrissigen Deppen! Aber keiner merkt es!«
    »Und als sich auch noch Ihre Frau von Ihnen losgesagt hat, zumindest körperlich, und Sie den Grund dafür herausgefunden haben, sind Sie völlig durchgedreht. Statt Ihnen die Liebe zu geben, die Sie für sie empfanden, hat sie es mit Frauen gemacht. So ist es doch, Frau Kaufmann?«
    Sonja Kaufmanns Gesicht war nur noch eine starre, undurchdringliche Maske. »Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch sagen soll. Ich habe doch nicht ahnen können, dass …«
    »Nein, das haben Sie nicht, aber Sie sind seit zwölf Jahren mit Ihrem Mann verheiratet und müssten eigentlich wissen, wie sensibel er reagiert. Doch das tut jetzt nichts zur Sache. Herr Kaufmann, Sie haben einen Plan ausgeheckt, der beinahe perfekt war. Das Problem ist nur, Sie wohnen in einem winzig kleinen Kaff und hätten damit rechnen müssen, bald geschnappt zu werden. Die
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