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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut
Autoren: Andreas Franz
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kommst du mich ja mal besuchen.«
    »Das verspreche ich dir, heiliges Indianerehrenwort. Weißt du noch, wie wir das früher immer gesagt haben? Heiliges Indianerehrenwort«, sagte sie mit feuchten Augen.
    »Das war früher«, antwortete er emotionslos und mit stumpfem Blick. »Ich muss jetzt gehen. Mach’s gut.«
    Sie fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss nicht, sondern sagte nur: »Dafür ist es jetzt zu spät. Ich muss los. Tschüs, meine Schöne.«
    Er ging zu den Kommissaren, und gemeinsam begaben sie sich zum Auto. Kullmer und Seidel standen vor der Tür, Durant sagte: »Bringt ihn ins Präsidium. Und gebt der Spurensicherung Bescheid. Auf die wartet ’ne Menge Arbeit.«
    »Und was machst du?«, fragte Hellmer.
    »Ich hab noch was zu erledigen. Ich komm aber gleich nach. Und lass mir bitte den Wagenschlüssel hier.«
    Hellmer reichte ihr den Autoschlüssel. Sie ging zu Sonja Kaufmann, die mit versteinertem Gesicht dastand und mit ansah, wie ihr Mann in den dunkelblauen Lancia stieg. Als er aus dem Blickfeld verschwunden war, kehrten sie ins Haus zurück, wo Sonja Kaufmann sich ein großes Glas Cognac einschenkte und es sofort leerte.
    »Es ist alles meine Schuld. Mein Gott, was habe ich nur angerichtet?!«
    »Es stimmt, es hätte nicht so weit kommen müssen. Haben Sie denn nie eine Veränderung an Ihrem Mann bemerkt? Sie können doch angeblich mit Tieren sprechen, aber mit Ihrem Mann konnten Sie es offensichtlich nicht. Sechs Menschen, Frau Kaufmann, sechs Menschen hat er auf dem Gewissen. War es das alles wert?«
    Sonja Kaufmann schien durch die Kommissarin hindurchzusehen, als hätte sie die Worte gar nicht wahrgenommen. Schließlich sagte sie doch, indem sie Julia Durant direkt ansah: »Nein, das war es nicht. Ich habe unser Leben zerstört. Er konnte nichts dafür.«
    »Nicht Sie haben Selina, Miriam und die andern getötet …«
    »Doch, ich bin genauso schuld. Ohne mich hätte er das nie getan. Ich habe immer nur an mich gedacht und nicht daran, wie es Achim ging. Im Grunde seines Herzens ist er der gutmütigste Mensch, den ich kenne. Aber ich habe ihn zerstört.«
    »Kümmern Sie sich um Ihren Sohn. Er wird eines Tages fragen, was mit seinem Vater ist. Und er wird fragen, warum sein Vater das getan hat. Was werden Sie jetzt tun?«
    Sonja Kaufmann zuckte mit den Schultern. Ein plötzlicher Weinkrampf schüttelte sie, sie rannte durchs Zimmer, alle Verzweiflung brach aus ihr heraus, sie schrie und schrie und schrie, bis sie erschöpft zu Boden sank und an die Couch gelehnt nur immer wieder stammelte: »Was hab ich bloß angerichtet, was hab ich bloß angerichtet?!«
    Julia Durant wählte die Nummer von Gerber und bat ihn, sofort zu kommen. Nur fünf Minuten später hielt er vor dem Haus.
    »Was ist passiert?«, fragte er, als er seine Schwägerin sah, die wie ein Häufchen Elend wimmernd auf dem Boden kauerte.
    »Wir haben ihren Mann festgenommen.«
    Gerbers Augen waren nur noch winzige Schlitze. »Sagen Sie das noch einmal. Achim? Er soll das alles gemacht haben?«
    Durant nickte nur.
    »Hat er es gestanden?«
    »Ja.«
    »Du meine Güte, Achim wäre der Letzte gewesen, den ich verdächtigthätte. Wann immer man ihn um etwas bat, er war zur Stelle. Es ist unbegreiflich. Wenn Emily das erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie waren ein Herz und eine Seele.«
    »Und Sie haben nie etwas bemerkt?«
    »Nein. Er war gestern noch bei mir in der Sprechstunde. Er hat über Migräne geklagt, aber … Ausgerechnet Achim«, sagte er sichtlich erschüttert.
    »Geben Sie ihr was. Kann sich jemand um Frau Kaufmann kümmern? Ich will nicht, dass sie sich etwas antut.«
    »Ich werde bei ihren Eltern anrufen. Sie wohnen in Hofheim.«
    »Ist Ihre Frau zu Hause?«
    »Ja. Sie ist noch völlig durcheinander wegen letzter Nacht.«
    »Können Sie hier bleiben, bis die Eltern kommen, ich möchte mit Ihrer Frau sprechen.«
    »Gehen Sie ruhig, ich warte hier.«
     
    Emily Gerber war ungeschminkt und wirkte übernächtigt, ein Anblick, der sich Durant schon bei Sonja Kaufmann geboten hatte.
    »Frau Gerber, ich müsste kurz mit Ihnen sprechen.«
    »Kommen Sie rein. Es ist aber nicht aufgeräumt.«
    Sie setzten sich ins Wohnzimmer, Durant redete nicht lange um den heißen Brei herum.
    »Frau Gerber, wir haben den Täter gefasst. Ich muss Ihnen aber auch leider mitteilen, dass es jemand ist, den Sie gut kennen – es ist Ihr Bruder.«
    »Bitte was? Achim? Nein«, stieß sie mit grimassenhaft verzerrtem
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