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Kaltes Blut

Kaltes Blut

Titel: Kaltes Blut
Autoren: Andreas Franz
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verloren gegangen,das müssten Sie als Polizisten doch am besten wissen. Und so, wie die Menschen immer mehr degenerieren, so geschieht es auch mit dem Klima. Es ist alles ein großer Kreislauf. Deshalb würde ich meine Hand für Werner nicht ins Feuer legen. Sorry, Schatz.«
    »Und was meinen Sie dazu, Frau Kaufmann?«
    »Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch denken soll. Als ich das heute erfahren habe, habe ich mir die Augen aus dem Kopf geheult. Ich könnte schon wieder anfangen, wenn ich dran denke, wie lange Helena und ich uns schon kennen … Sie war keine schlechte Frau …«
    Hellmer schaute auf die Uhr. »Also gut, wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir müssen Sie, wie alle andern auch, fragen, wo Sie gestern zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht waren.«
    »Hier zu Hause«, antwortete Sonja Kaufmann. »Ich hab doch schon gesagt, dass ich früh zu Bett gegangen bin. Mein Mann sogar schon vor mir, weil er sich nicht gut fühlte.«
    »Sie haben also neben Ihrem Mann geschlafen.«
    »Nein, wir haben getrennte Schlafzimmer.«
    »Herr Kaufmann, wann genau sind Sie ins Bett gegangen?«
    »Was soll das?«, fragte er grinsend. »Stehe ich etwa unter Verdacht …«
    »Beantworten Sie bitte nur meine Frage.«
    »Gegen halb neun. Ich hatte starke Kopfschmerzen und konnte kaum noch aus den Augen schauen. Ich war deshalb auch gestern Nachmittag bei Dr. Gerber.«
    »Und Sie, wann sind Sie schlafen gegangen?«, fragte er Sonja Kaufmann.
    »Neun, Viertel nach neun.«
    »Und Sie sind zwischendurch nicht mehr aufgestanden?«
    »Soll das ein Verhör werden?«, fragte Kaufmann, dessen Gelassenheit allmählich schwand.
    »Nein, wir stellen lediglich Fragen. Noch mal, Frau Kaufmann, sind Sie zwischendurch noch einmal aufgestanden?«
    »Ja, als Emily angerufen hat«, antwortete sie leicht ungehalten.
    »Und da war Ihr Mann zu Hause?«
    »Natürlich war er das! Ich begreife nicht, was Sie eigentlich von uns wollen!«
    »Waren Sie in seinem Zimmer?«
    »Nein, aber er hatte sich doch hingelegt, weil er solche Kopfschmerzen hatte.«
    »Aber Sie können nicht bestätigen, dass er in seinem Zimmer war, richtig?«
    »Nein, aber …«
    »Herr Kaufmann, Sie sind Klimaforscher, wie Sie behaupten. Und Sie haben uns glauben gemacht, Sie wären in exponierter Stellung in Ihrem Unternehmen tätig. Nun, wir haben ein wenig recherchiert, genau genommen hat es uns nur einen Telefonanruf gekostet, und herausgefunden, dass Sie lediglich eine Art Sachbearbeiterfunktion innehaben. Sie geben die Zahlen in den Computer ein, die man Ihnen auf den Tisch legt. Sie waren nie auf einem Symposium oder gar einem Klimagipfel, dazu fehlt Ihnen einfach die nötige Ausbildung. Und von einer Promotion sind Sie so weit entfernt wie ich davon, Bundeskanzler zu werden. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Sonja Kaufmann sah ihren Mann ungläubig an und sagte: »Stimmt das etwa? Jetzt tisch mir bitte keine Lügen auf, nicht heute. Stimmt das?«
    »Und wenn? Bin ich deshalb gleich ein Mörder? Aber gut, es stimmt, ich bin kein Klimaforscher im klassischen Sinn. Aber ich steck die alle in die Tasche, wenn ich will. Die haben doch keine Ahnung, was wirklich los ist, die Statistiken werden getürkt, weil ein paar hohe Herren das so bestimmen …«
    »Herr Kaufmann, haben Sie gestern Abend das Haus noch einmal verlassen, nachdem Ihre Frau sich schlafen gelegt hatte?«
    »Nein.«
    »Frau Kaufmann, wenn Sie getrennte Schlafzimmer haben, wie können Sie dann sagen, wo Ihr Mann zum Beispiel in der Nachtvon Mittwoch auf Donnerstag und am Freitagabend war? Oder am Sonntagabend oder Montagnacht?«
    Sonja Kaufmann verengte die Augen zu Schlitzen und sah ihren Mann durchdringend an. »Achim, bitte sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Das ist totaler Blödsinn, Schatz. Die saugen sich da was aus den Fingern, weil sie unbedingt einen Erfolg vorweisen müssen«, erklärte Kaufmann, der mit einem Mal wieder ganz ruhig wirkte. »Was wollen Sie mir beweisen?«
    »Im Moment noch gar nichts. Ich will nur die Wahrheit hören«, sagte Hellmer scharf. »Seit wann schlafen Sie in getrennten Zimmern?«
    »Seit etwa sechs Jahren«, antwortete Sonja Kaufmann zaghaft.
    »Seit sechs Jahren also. Warum schläft ein junges Ehepaar wie Sie so lange schon getrennt? Liegt es vielleicht daran, dass Sie mit Männern nichts mehr anfangen können, in dem Fall mit Ihrem Mann, weil Sie lesbisch sind?«
    »Das geht Sie gar nichts an! Und jetzt verschwinden Sie bitte aus meinem Haus!«, schrie Kaufmann erregt.
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