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Kalter Weihrauch - Roman

Kalter Weihrauch - Roman

Titel: Kalter Weihrauch - Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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immer die Knappen aus den Bergwerken ihre Bittgottesdienste abgehalten haben.«
    Und endlich begriff er. »Du meinst …«
    »Genau. Die Agota hat total erbittert auf einen Mann eingeredet, der ausgeschaut hat wie der Heilige Nepomuk in der Kapelle im Schatten. Draußen vor dem Kloster. Die Schwester Agnes hat das nur für einen Augenblick mitbekommen, weil gerade so viele Touristen im Laden waren. Dort hat ihr die Agota nämlich ausgeholfen an diesem Freitag. Sie wollte sie auch noch fragen, was da passiert ist. Aber am nächsten Morgen war sie schon verschwunden.«
    »Ich verstehe. Lisa, du musst unbedingt …«
    »Genau, ich muss jetzt aufhören. Die Vesper fängt gleich an, und da will ich heute dabei sein. Die Schwester Agnes hat gesagt, dass sich alle freuen würden, wenn ich komme. Na ja, bis auf diese Benedikta, die schaut immer drein, als ob sie gerade auf eine Zitrone gebissen hätte.«
    »Aber …«
    »Tschüss, Artur. Mach dir keine Sorgen, ja? Morgen bin ich wieder zurück, versprochen. Und fahr vorsichtig. Du fährst doch jetzt zu dieser Kapelle, nicht wahr? Also dann!«
    Die Verbindung wurde unterbrochen, er stand eine Zehntelsekunde lang wie betäubt da. Dann sprintete er los. Zurück ins Schlafzimmer und hinein in die Klamotten. Die Frau im Bett hatte sich auf ihre Unterarme gestützt und sah ihm dabei mit einem ironischen Lächeln zu. »Das ist ja wie im Kino«, sagte Henriette Gleinegg. »Der Kommissar lässt seine Geliebte im zerwühlten Bett zurück und begibt sich auf Verbrecherjagd.«
    »Tut mir leid.« Er beugte sich über sie und drückte einen kurzen Kuss in ihr Haar, das nach Parfüm und der Hitze der vergangenen Stunde roch. Dann raste er davon, die geschwungene Treppe hinab und aus dem Haus hinaus, durch den Park zu seinem alten Volvo, der unter einem Alleebaum parkte. Hoffentlich würde der anspringen, bei dieser Kälte! Aber alles lief glatt, er startete und wendete, zum Glück war der Tank voll. Ob er den Leo benachrichtigen sollte? Andererseits, die Geschichte klang so unglaublich, allmählich beruhigte er sich wieder und bekam einen klaren Kopf. Eine alte Klosterschwester, die bestimmt schon schlecht sah, hatte einen Mann gesehen, noch dazu aus großer Entfernung, der angeblich aussah wie der Heilige Nepomuk. Na Prost! Diesem Hinweis würde er lieber ganz allein nachgehen, davon brauchte niemand etwas zu wissen, nicht einmal der Leo.
    Hinauf nach Hof und weiter nach Fuschl. An St. Gilgen und Strobl vorbei. Weiter Richtung Ischl. Die Tankstelle und das Café vom Hallwang waren wie gleißende Ufos in der Finsternis. Die Stelle, wo sie sich den Steinfeldt geschnappt hatten. Dann kam auch schon Bad Ischl, aber er nahm die Umfahrung und ließ die Stadt hinter sich, wo eine alte Frau in einer hochnoblen Seniorenresidenz saß und auf ihren Sohn wartete, der nie wieder kommen würde. Lauffen, die alte Bergwerkssiedlung. Das düstere, tiefe Tal, in dem er sich immer ein wenig unbehaglich fühlte, wenn er durchpreschte. In dem sein Handy immer Probleme mit dem Empfang hatte. Und natürlich rief Leo ausgerechnet an dieser Stelle an.
    »Ja, Leo, was gibt’s?« Er presste sich das Handy ans Ohr.
    »Chef, du musst … kommen. Ich bin da auf … gestoßen. Also, der Oslip hat doch mit Hotels zu tun, in Un… Und weißt du, dass es da im Vorjahr einen … gegeben hat? In Budapest? Und weißt du, wer da noch dabei war? Du … es nicht! Einen Tag, bevor der Bruder von der Agota …« Leos Stimme drang nur in Fetzen zu ihm, jetzt war sie ganz weg. Er umklammerte das Handy so fest, dass es ein Wunder war, dass es nicht in Stücke brach. »Leo, ich kann dich nicht hören! Aber ich fahre gerade zu einer Kapelle hinter Goisern. Zur Kapelle im Schatten. Ich habe nämlich auch einen Hinweis bekommen. Klingt irgendwie seltsam, aber ich schau einfach mal hin. Zur Sicherheit. Wir sehen uns dann im Präsidium, okay?« Er warf das Handy auf den Beifahrersitz, höchstwahrscheinlich hatte auch Leo ihn nicht verstehen können. Egal, jetzt würde er die Sache durchziehen, und sich dann um die Neuigkeiten kümmern, die Leo da herausgefunden hatte. So viele Spuren, irgendwann musste doch eine einfach mal zum Täter führen, Herr da oben, der du uns angeblich Zeichen gibst! Beinahe hätte er laut gelacht.
    Goisern tauchte auf und blieb zurück, schon zeichneten sich mattschwarz die Bergriesen ab, die es zu überwinden galt, wenn man hinüber nach Aussee wollte. Aber irgendwo hier musste vorher noch die
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