Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
als hätte Alicia Kent dem Agenten die Pistole aus dem Holster gerissen, ihn damit erschossen und sich dann auf den Boden gesetzt, um sich selbst das Leben zu nehmen. Kein Abschiedsbrief, keine Erklärungen. Mit etwas Besserem hatte Maxwell in der kurzen Zeit, die ihm blieb, nicht aufwarten können.
    Bosch wandte sich Walling zu. Sie versuchte inzwischen nicht mehr, die Fassade zu wahren. Sie stand nur da und starrte fassungslos den toten Agenten an.
    »Rachel«, sagte Bosch. »Er muss noch hier sein.«
    Er richtete sich auf und ging zur Tür, um das Büro zu verlassen und den Bereitschaftsraum zu durchsuchen. Als er durch das Fenster spähte, sah er eine Bewegung hinter den elektronischen Geräten. Er blieb stehen und hob seine Waffe. Er konnte erkennen, dass sich hinter einem der Gestelle jemand verbarg.
    Im selben Moment kam Maxwell auch schon aus seiner Deckung hervor und rannte auf eine Tür mit der Aufschrift Ausgang zu.
    »Maxwell!«, schrie Bosch. »Halt!«
    Maxwell wirbelte herum und riss seine Waffe hoch. Im selben Moment, in dem sein Rücken gegen die Ausgangstür stieß, begann er zu feuern. Das Fenster zerbrach, und auf Bosch ging ein Regen aus Glassplittern nieder. Er erwiderte das Feuer und gab sechs Schüsse durch die offene Tür ab, aber Maxwell war schon verschwunden.
    »Rachel?«, rief er, ohne den Blick von der Tür abzuwenden. »Alles okay?«
    »Bei mir ist alles klar.«
    Ihre Stimme kam von unten. Er wusste, sie hatte sich auf den Boden geworfen, als die ersten Schüsse fielen.
    »Zu welchem Ausgang führt diese Tür?«
    Rachel stand auf. Bosch ging zur Tür und sah sie kurz an. Ihre Kleider waren mit Glassplittern übersät, und sie hatte einen Schnitt an der Wange.
    »Diese Treppe führt zu seinem Auto hinunter.«
    Bosch rannte durch das Büro zum Ausgang. Im Laufen klappte er das Handy auf und drückte die Schnellwahl für seinen Partner. Ferras ging mitten im ersten Läuten dran. Bosch war inzwischen im Treppenhaus.
    »Er kommt nach unten!«
    Bosch ließ das Handy fallen und begann die Treppe hinunterzustürmen. Er konnte Maxwell auf den Stahlstufen unter ihm laufen hören und wusste instinktiv, dass sein Vorsprung zu groß war.

22
    Bosch nahm drei Stufen auf einmal und hatte bereits drei Stockwerke geschafft, als er hörte, wie ihm Walling folgte. Dann drang von unten ein dumpfes Scheppern herauf. Maxwell hatte die Tür im Erdgeschoss aufgestoßen. Gleich darauf ertönten Schreie, gefolgt von Schüssen. Sie fielen in so rascher Aufeinanderfolge, dass sich unmöglich feststellen ließ, was zuerst eingesetzt hatte oder wie viele Schüsse gefallen waren.
    Zehn Sekunden später erreichte Bosch den Ausgang. Er stürmte auf den Gehsteig hinaus und sah Ferras an der hinteren Stoßstange von Maxwells FBI-Limousine lehnen. Mit einer Hand hielt er seine Pistole, mit der anderen seinen Ellbogen. An seiner Schulter trat Blut aus. Der Verkehr auf der Third Street war in beiden Richtungen zum Erliegen gekommen, und auf den Gehsteigen brachten sich Fußgänger in Sicherheit.
    »Ich habe ihn zweimal erwischt«, brüllte Ferras. »Er ist in diese Richtung gelaufen.«
    Er deutete mit dem Kopf in Richtung Third-Street-Tunnel unter dem Bunker Hill. Bosch trat näher an seinen Partner heran und inspizierte die Wunde in seiner Schulter. Sie sah nicht allzu schlimm aus.
    »Haben Sie Verstärkung angefordert?«, fragte Bosch.
    »Schon unterwegs.«
    Ferras verzog das Gesicht, als er den verletzten Arm fester an seinen Oberkörper drückte.
    »Das haben Sie wirklich gut gemacht, Iggy. Bleiben Sie hier. Ich schnappe mir inzwischen diesen Kerl.«
    Ferras nickte. Bosch drehte sich um und sah Rachel mit einem Blutfleck im Gesicht durch die Tür kommen.
    »Da lang«, rief er ihr zu. »Er ist angeschossen.«
    Sie streuten aus und begannen die Third Street hinunterzulaufen.
    Schon nach wenigen Schritten stieß Bosch auf die Fährte. Offensichtlich war Maxwell schwer verletzt und verlor viel Blut. So wäre er leicht aufzuspüren.
    Doch als sie die Ecke Third und Hill erreichten, verloren sie die Spur. Es war kein Blut mehr auf dem Pflaster. Bosch schaute in den langen Third-Street-Tunnel, sah aber niemanden, der dort zu Fuß unterwegs war. Dann blickte er die Hill Street hinauf und hinunter und entdeckte auch dort nichts Auffälliges, bis plötzlich eine Gruppe von Leuten aus dem Grand Central Market gerannt kam.
    »Da!«, rief er.
    Sie liefen auf den großen Markt zu. Unmittelbar davor setzte die Blutspur wieder ein, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher