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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod
Autoren: Michael Connelly
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Bosch folgte ihr nach drinnen. Der Markt war eine zwei Stockwerke hohe Ansammlung von Imbissbuden und kleinen Lebensmittelgeschäften. In der Luft hing intensiver Fett- und Kaffeegeruch, der jede Etage des Gebäudes über dem Markt durchdringen musste. Es war laut und wimmelte von Menschen, weshalb es für Bosch nicht einfach war, der Blutspur zu folgen und Maxwell aufzuspüren.
    Dann ertönten direkt über ihm aufgeregte Schreie, und jemand schoss kurz hintereinander zweimal in die Luft. Das hatte eine sofortige Massenpanik zur Folge. Dutzende von kreischenden Kunden und Verkäufern strömten in den Gang, in dem Bosch und Walling standen, und stürmten auf sie zu. Bosch merkte, sie würden über den Haufen gerannt und niedergetrampelt werden. In einer einzigen Bewegung wich er nach rechts aus, packte Walling um die Hüfte und zog sie hinter einen der dicken Betonpfeiler.
    Als die Menschenmenge an ihnen vorbeigeströmt war, spähte Bosch hinter dem Pfeiler hervor. Der Markt war jetzt leer. Von Maxwell fehlte jede Spur, doch dann sah Bosch, wie sich hinter einer der Kühlvitrinen vor einer Metzgerei am Ende des Gangs etwas bewegte. Durch die Glasscheiben der Vitrine und über das darin liegende Rind- und Schweinefleisch hinweg konnte Bosch Maxwells Gesicht erkennen. Der FBI-Mann saß auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an einem Kühlschrank auf der Rückseite der Metzgerei.
    »Er ist dort vorn in der Metzgerei«, flüsterte Bosch Walling zu und deutete nach rechts. »Wenn du diesen Gang dort drüben nimmst, kommst du direkt hinter ihm raus.«
    »Und was willst du machen?«
    »Ich gehe diesen Gang runter und lenke seine Aufmerksamkeit auf mich.«
    »Wir können aber auch warten, bis Verstärkung eintrifft.«
    »Ich werde nicht warten.«
    »Hätte mich auch gewundert.«
    »Bist du bereit?«
    »Nein, wir tauschen. Ich gehe den Gang hier runter und lenke seine Aufmerksamkeit auf mich, und du schleichst dich von hinten an ihn ran.«
    Bosch wusste, dass das der bessere Plan war, weil sie Maxwell kannte und Maxwell sie. Es hieß aber auch, dass sie sich der größten Gefahr aussetzte.
    »Willst du das wirklich tun?«, fragte er.
    »Ja. So ist es das Beste.«
    Bosch spähte noch einmal hinter dem Pfeiler hervor. Maxwell hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Sein Gesicht sah rot und verschwitzt aus. Bosch wandte sich wieder Walling zu.
    »Er ist noch da.«
    »Gut. Dann los.«
    Sie trennten sich, und Bosch huschte den nächsten Gang hinunter, der auf der Rückseite der Metzgerei an einem mexikanischen Kaffeeladen mit hohen Wänden endete. Dort war er geschützt, und wenn er um die Ecke spähte, konnte er von der Seite hinter den Ladentisch der Metzgerei sehen. Maxwell war gut fünf Meter von ihm entfernt. Er war gegen die Kühlschranktür gesackt, hielt aber seine Waffe noch mit beiden Händen. Sein Hemd war mit Blut getränkt.
    Bosch zog sich wieder hinter die Ecke zurück, sammelte sich und machte sich bereit, seine Deckung zu verlassen und sich Maxwell zu nähern. Doch dann hörte er Wallings Stimme.
    »Cliff? Ich bin’s, Rachel. Lass mich Hilfe holen.«
    Bosch spähte um die Ecke. Walling stand eineinhalb Meter vor der Verkaufstheke der Metzgerei im Gang, die Pistole hielt sie an ihrer Seite.
    »Für mich kommt jede Hilfe zu spät«, sagte Maxwell.
    Bosch merkte, dass die Kugel durch die vordere und die hintere Scheibe der Vitrine ginge, wenn Maxwell einen Schuss auf Walling abgab. Da die vordere Scheibe schräg angebracht war, wäre ein Wunder nötig gewesen, um sie zu treffen. Aber Wunder passierten.
    Bosch hob seine Waffe, stützte sich an der Wand ab und machte sich bereit, wenn nötig das Feuer zu eröffnen.
    »Komm schon, Cliff«, sagte Walling. »Gib auf. Lass es nicht so zu Ende gehen.«
    »Nur so und nicht anders.«
    Plötzlich wurde Maxwells ganzer Körper von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Auf seine Lippen trat Blut.
    »Hat mich ziemlich übel erwischt, dieser Kerl«, stieß er gepresst hervor, bevor er erneut husten musste.
    »Cliff?«, beschwor Walling ihren Kollegen. »Lass mich zu dir hinter kommen. Ich will dir helfen.«
    »Nein, wenn du hier hinterkommst, werde ich …«
    Seine Worte gingen in einem lauten Krachen unter, als er auf die Vitrine zu feuern begann und mit einer Schwenkbewegung alle Glasscheiben herausschoss. Rachel duckte sich, und Bosch kam aus seiner Deckung und streckte beide Arme durch. Er drückte nicht ab, behielt aber Maxwells Waffe scharf im Auge. Sollte sich ihr Lauf
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