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Kalter Tod

Kalter Tod

Titel: Kalter Tod
Autoren: Michael Connelly
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Tür zu öffnen. Walling stieß ihn zurück und hob zum Zeichen ihrer Kapitulation die Hände.
    »Also schön«, sagte sie. »Was willst du wissen?«
    »Diesmal will ich die Wahrheit wissen. Die ganze Wahrheit.«

3
    Bosch drehte sich auf dem Autositz herum und sah Walling direkt an. Er war fest entschlossen, nicht eher weiterzufahren, bis sie mit der Sprache herausrückte.
    »Ganz offensichtlich wusstest du, wer Stanley Kent war und wo er wohnt«, sagte er. »Du hast mich belogen. Also, war er ein Terrorist oder nicht?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er keiner war, und das ist die Wahrheit. Er war ein ganz normaler Bürger. Er war Physiker. Er stand auf dieser Liste, weil er mit radioaktivem Material zu tun hatte, das – wäre es in die falschen Hände geraten – dazu hätte verwendet werden können, der Öffentlichkeit Schaden zuzufügen.«
    »Was soll das heißen? Wie hätte das gehen sollen?«
    »Durch Verstrahlung. Es ließe sich auf unterschiedlichste Weise machen. Ein individueller Anschlag – erinnerst du dich noch an vergangenen Herbst, als in London dieser Russe mit Polonium umgebracht wurde? Das war ein Anschlag auf ein ganz spezielles Ziel, obwohl dabei auch einige Personen im unmittelbaren Umfeld des Opfers in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das Material, zu dem Kent Zugang hatte, hätte auch in wesentlich größerem Maßstab eingesetzt werden können – in einem Einkaufszentrum oder in der U-Bahn, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das hängt alles von der Menge ab und natürlich von der Verteilungsvorrichtung.«
    »Von der Verteilungsvorrichtung? Meinst du damit eine Bombe? Könnte jemand mit dem Zeug, mit dem Kent zu tun hatte, eine schmutzige Bombe bauen?«
    »In einigen Anwendungsbereichen, ja.«
    »Ich hielt das immer für eine dieser modernen Legenden und war fest davon überzeugt, dass es so etwas wie eine schmutzige Bombe in Wirklichkeit gar nicht gibt.«
    »Die offizielle Bezeichnung dafür lautet USBV – unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung. Und wenn du so willst, bleibt so etwas nur bis zu dem Moment eine moderne Legende, bis die erste davon hochgegangen ist.«
    Bosch nickte und kehrte wieder zum Thema zurück. Er deutete auf das Haus vor ihnen.
    »Woher wusstest du, dass das nicht Kents Haus ist?«
    Walling rieb sich die Stirn, als hätte sie Kopfschmerzen und die Nase voll von seinen lästigen Fragen.
    »Weil ich schon mal in seinem Haus war. Zufrieden jetzt? Ende letzten Jahres waren mein Partner und ich bei Kent zu Hause, um ihn und seine Frau über die potenziellen Gefahren seines Berufs aufzuklären. Wir unterzogen ihr Haus einem Sicherheits-Check und rieten ihnen, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Den Auftrag dazu hatten wir vom Department of Homeland Security erhalten, vom Heimatschutz. Okay?«
    »Ja, okay. Und war das seitens der Tactical Intelligence Unit und des Department of Homeland Security eine reine Routinemaßnahme, oder hatte eine konkrete Drohung gegen ihn vorgelegen?«
    »Eine speziell gegen ihn gerichtete Drohung nicht, nein. Aber wir vergeuden hier wirklich nur …«
    »Gegen wen dann? Gegen wen gab es eine Drohung?«
    Walling setzte sich in ihrem Sitz zurecht und ließ genervt den Atem entweichen.
    »Es gab keine Drohung gegen irgendjemand Speziellen. Wir trafen lediglich Sicherheitsvorkehrungen. Sechzehn Monate zuvor war jemand unter Umgehung strengster Sicherheitsvorkehrungen in eine Krebsklinik in Greensboro, North Carolina, eingedrungen und entwendete zweiundzwanzig kleine Ampullen eines Radioisotops, das sich Caesium einhundertsiebenunddreißig nennt. Eigentlich war dieses Material in dieser Umgebung für die Behandlung von Gebärmutterkrebs bestimmt. Wir wissen nicht, wer damals in diese Klinik eingedrungen ist und warum, nur, dass das Material entwendet wurde. Als der Vorfall publik wurde, ordnete jemand von der Joint Terrorism Task Force hier in L. A. an, die Sicherheit dieser Materialien in den lokalen Krankenhäusern zu überprüfen und diejenigen Personen, die Zugang dazu hatten und damit zu tun hatten, zu warnen, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und auf der Hut zu sein. Können wir jetzt bitte fahren?«
    »Und das hast du gemacht?«
    »Ja. Ganz richtig. So zu sagen die Pferdeäpfeltheorie auf FBI-Verhältnisse übertragen. Es fiel mir und meinem Partner zu, loszuziehen und mit Leuten wie Stanley Kent und seiner Frau zu sprechen. Wir suchten sie in ihrem Haus auf, um bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Sicherheits-Check
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