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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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Gasüberfall.
    Sie begann damit, die Website der einzigen spanischen Zeitung aufzurufen, deren Namen sie kannte, El País . Ihr Blick fiel auf die Schlagzeile España es el país europeo con más atropellos mortales de peatones.
    Sie starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm. Das sollte sie wohl hinkriegen, zwei Jahre Spanisch am Gymnasium waren nicht viel, aber ein Zeitungstext war schließlich keine Atomspaltung. Spanien ist das Land in Europa, in dem die meisten Fußgänger totgefahren werden, musste es wohl heißen. Sechshundertachtzig Leute im letzten Jahr.
    Sie klickte den Artikel weg und suchte weiter. Familia muerta Costa del Sol oder so was Ähnliches sollte da wohl stehen.
    Nada, ninguno, vacío .
    Allerdings war El País ja eine überregionale Zeitung, vermutlich saß die Redaktion in Madrid. Vielleicht gaben die sich gar nicht mit Vorfällen ab, die weit im Süden kurz vor Afrika passierten.
    Aber eine ganze Familie tot, so was sollte doch wohl eine Meldung wert sein, zumindest in der Onlineausgabe?
    Sie stand auf und holte sich einen Kaffee aus dem Automaten. Am Becher verbrannte sie sich den linken Zeigefinger. Er war schon lächerlich empfindlich, seit man ihn ihr beinahe abgeschnitten hatte …
    Sie setzte sich wieder und überlegte. Gasüberfall? Das Wort hatte sie noch nie gehört. Gab es so etwas überhaupt?
    Vorsichtig blies sie in ihren Kaffee und trank ängstlich einen Schluck. Man sollte es nicht für möglich halten, aber der schmeckte tatsächlich noch grausamer als gestern.
    Sie tippte versuchsweise »gasüberfall« bei Google ins Suchfeld, und tatsächlich bekam sie etliche Ergebnisse.
    »Fahrer bei Überfall mit Gas betäubt«, lautete der vierte Treffer. Der Text stammte von Sveriges Radio, veröffentlicht am 13 . Dezember 2004 . In der Nacht zum Luciatag waren mehrere Paletten mit Flachbildschirmen von einem Lastwagen gestohlen worden, an der Shell-Tankstelle bei Västra Jära am Riksväg 40 westlich von Jönköping. Weder der Fahrer noch sein Hund, der neben ihm im Führerhaus lag und schlief, hatten etwas von dem Diebstahl mitbekommen. Als der Fahrer aufwachte, hatte er Kopfschmerzen und litt unter starker Übelkeit. Die Polizei vermutete, dass man ihn mit irgendeinem Gas betäubt hatte. Man hatte ihm eine Blutprobe entnommen, um sie auf Spuren zu untersuchen.
    Da kann man mal sehen, dachte Annika und scrollte weiter.
    »Diebe betäubten Hund mit Gas – Deutlicher Anstieg der Villeneinbrüche in Stockholm«, las sie. Der Artikel stammte aus der Metro und war erst wenige Wochen alt.
    Sie loggte sich ins eigene Zeitungsarchiv ein und setzte ihre Suche fort.
    »Diebe setzten K.o.-Gas gegen Touristen ein – Vier Personen in Wohnwagen betäubt – Hexangas in großen Mengen kann ernsthafte Gesundheitsschäden hervorrufen« und »Actionregisseur mit Gas ausgeraubt – Es war furchtbar«.
    Der Artikel handelte von einem schwedischen Regisseur, der in seinem Haus an der Costa del Sol überfallen worden war. Als seine Freundin und er morgens aufwachten, standen alle Türen sperrangelweit offen, und das ganze Haus war ausgeräumt.
    »So, das Fußvolk ist zurück«, sagte Berit und stellte ihre Handtasche auf den Platz gegenüber von Annika.
    »Gutes Neues und so«, sagte Annika.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Berit und drapierte ihren Mantel auf dem Stuhlrücken.
    Annika ließ ihre Hände auf der Tastatur ruhen.
    »Danke der Nachfrage. Richtig gut«, erwiderte sie. »Dieses Jahr wird auf jeden Fall besser als das letzte, schlechter kann’s nämlich nicht mehr werden …«
    Berit stellte ihren Laptop auf den Schreibtisch und sah sich um.
    »Sind nur noch wir beide übrig?«, fragte sie. »Haben sie die anderen alle wegrationalisiert?«
    Annika ließ den Blick durchs Großraumbüro schweifen.
    Patrik stand drüben beim Sport und sprach exaltiert in sein Handy, ein paar Online-Typen waren in der ehemaligen Unterhaltungsredaktion zu sehen, wo jetzt Material für den Cyberspace produziert wurde, und ein Tagesredakteur der Sonntagsbeilage stand am Desk der Bildredaktion und trat von einem Bein aufs andere. Hausmeister Tore, der Mann, der dem Missmut ein Gesicht gab, stand an der Pinnwand und brachte gerade mit schwerfälligen Bewegungen die Verkaufsplakate des Tages an.
    »Der Zeitungskrieg ist wie alle anderen Kriege«, sagte Annika. »Man reduziert die Bodentruppen und setzt auf Technik und schlaue Bomben. Wann hat Schyman mit dir gesprochen?«
    Berit Hamrin zeigte auf
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