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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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Schlimmstenfalls war es eine schwedische Schulklasse auf dem Rückweg vom Tivoli.«
    »Lillian Bergqvist beantragt eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Filip Andersson«, sagte sie und schaltete den Laptop neben Patriks Oberschenkel ein.
    »Uninteressant«, sagte Patrik. »Dass sie das tun würde, wussten wir doch schon, als wir herausgefunden haben, dass der wirkliche Mörder seine Schwester war. Berit kann eine Kurzmeldung schreiben.«
    Als ich den wirklichen Mörder gefunden habe, dachte Annika, sagte jedoch nichts.
    »Der Gasmord scheint eine ziemlich brutale Angelegenheit zu sein«, fuhr er fort und gab ihr die Zettel. »Eine ganze Familie tot, inklusive Hund. Sieh mal zu, ob du da was organisieren kannst, möglichst ein Foto von allen zusammen und dazu Name und Alter des Hundes. Die Leute interessieren sich ja für Spanien, das ist wohl immer noch das beliebteste Urlaubsziel der Schweden.«
    »Haben wir keinen Korrespondenten da unten?«, fragte Annika, die sich an eine Verfasserzeile mit dem Foto eines sonnengebräunten, verkniffen lächelnden Mannes erinnerte.
    »Der ist auf Weihnachtsurlaub zu Hause in Tärnaby. Das Feuer in Hallunda reißt auch keinen vom Hocker, aber vielleicht mussten die Leute ja evakuiert werden und Tante Hedvig ist mit dem Rollstuhl nicht runtergekommen, oder irgendwas anderes, was die Chose aufpeppt.«
    »Okay«, sagte Annika und dachte, dass er den Jargon ja schnell gelernt hatte.
    Was die Chose aufpeppt, du lieber Gott.
    »Ich wollte noch ein paar andere Sachen abchecken«, sagte sie und strengte sich an, ruhig und beherrscht zu klingen. »Ich habe einen Tipp bekommen, dass die Regierung in einen fragwürdigen Gefangenenaustausch verstrickt war, und außerdem treffe ich mich um zwei mit einer Frau, woraus vielleicht ein Interview …«
    Aber Patrik war schon aufgestanden und unterwegs zur Feature-Redaktion.
    Annika sah ihm lange hinterher, beschloss dann aber, sich nicht zu ärgern. Wenn er meinte, seinen … hm … Untergebenen nicht zuhören zu müssen, war das seine Sache.
    Sie lehnte sich zurück und ließ den Blick durch die Redaktion wandern.
    Sie war praktisch die Einzige hier.
    Schyman hatte sie schon um acht Uhr morgens angerufen und zu sich bestellt, und sie hatte gleich angenommen, dass er wieder mal versuchen wollte, sie zu einem der Führungsposten zu überreden. In der Regel vergingen immer ein paar Jahre zwischen derartigen Angeboten, aber das hier war etwas anderes. Die Posten als Nachrichtenchefin und Chefin vom Dienst hatte er ihr schon früher aufschwatzen wollen, und tatsächlich hatte sie sogar mal für kürzere Zeit das Kriminalressort geleitet, aber mit der Redaktionsleitung hatte er bisher noch nie gewinkt.
    Na ja. Sie seufzte. So wie er den Job beschrieben hatte, mit fünf Tagen Dienst und fünf Tagen frei, hätte sie ihn sowieso mit jemandem teilen müssen, vermutlich Sjölander. Sie hätte nicht nur für sämtlichen Mist, der bei der Nachrichtenarbeit unausweichlich passierte, ihren Kopf hinhalten müssen, sondern wäre auch gezwungen gewesen, endlose Besprechungen über Budgets und Marketingpläne und langfristige Personalfragen durchzustehen.
    Dann lieber Brände in Hallunda, dachte sie und wählte die Durchwahl des Wachhabenden der Notrufzentrale.
    »Im Bett geraucht«, sagte er, »ein Frührentner tot. Feuer gelöscht. Begrenzte Rauchschäden. Keine Evakuierung.«
    »Und wer war der Tote?«, fragte Annika.
    Er blätterte in irgendwelchen Unterlagen.
    »Die Wohnung gehörte einem … ich hatte es doch hier irgendwo … einem Jonsson oder so … egal, jedenfalls kein Prominenter.«
    Kein Promi = mausetote Story.
    Sie legten auf.
    Das Busunglück betraf tatsächlich eine Gruppe von Jugendlichen, keine Schulklasse, sondern eine Hockey-Mannschaft auf dem Weg zu einem Hallenturnier in Aalborg. Der Bus war auf einer schnurgeraden Landstraße in Jütland langsam von der Fahrbahn abgekommen und seitlich in den Graben gekippt. Die Kinder hatten durch das Fahrerfenster hinausklettern müssen.
    Annika mailte die Angaben an die Bildredaktion und bat darum, Ausschau nach dramatischen Bildern von geschockten Kindern zu halten. Etwas anderes als eine Bildunterschrift war die Meldung nicht wert.
    Der Gasmord in Spanien war schon etwas schwieriger zu recherchieren.
    Patriks Wisch war ein Telegramm von TT -Ausland. Die Nachrichtenagentur meldete in drei Zeilen, dass eine Familie mit zwei Kindern und einem Hund tot aufgefunden worden war, vermutlich nach einem
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