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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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war wortkarg und ganz heiß im Gesicht und gab ihr einen krampfhaften Abschiedskuss, den die Prinzessin sofort abwischte. Die Autotür schlug mit einem Knall zu.
    Sie kamen niemals im Harvestehuder Weg an.
    Vor einer Stadt, deren Namen sie nicht kannte, wurden sie angehalten. Soldaten nahmen ihr das Gepäck weg und verschleppten Nanna in den Wald, und dem Fahrer schossen sie in den Kopf, so dass der Mantel der Prinzessin Flecken bekam.
    Außer ihrem Mantel, ihrer Puppe Anna und dem Kleid, das sie am Leib trug, besaß sie nichts, als sie nach Gudagården kam.
    Denn auf dem Schild um ihren Hals stand die Adresse von Onkel Gunnar und Tante Helga, Gudagården in Sörmland, Schweden , und dorthin wurde die Prinzessin geschickt, als es niemanden mehr gab, der sich um sie kümmern konnte.
    Ich selbst erinnere mich nicht daran, aber man hat es mir erzählt.
    Wie Onkel Gunnar ihr schönes Kleid und die Puppe auf den Hofplatz legte, Petroleum darübergoss und dann ein Feuer entzündete, dessen Widerschein durch die Jahrzehnte fortleuchten sollte.
    »Möge der Sünder in der Hölle schmoren«, soll er gesagt haben, und das ist sicherlich wahr.

Presseagentur TT, 09.13 Uhr
    Eilmeldung
    Generalstaatsanwältin beantragt Wiederaufnahmeverfahren
in Dreifachmord
    Stockholm ( TT ) Generalstaatsanwältin Lillian Bergqvist wird am kommenden Montag die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den sogenannten Axtmörder, Finanzmann Filip Andersson, beantragen.
    Filip Andersson war wegen dreifachen Mordes im Stockholmer Stadtteil Södermalm zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
    »Im Dezember letzten Jahres, als die tatsächliche Mörderin ums Leben kam, konnte Filip Andersson endlich die Wahrheit ans Licht bringen«, sagte sein Anwalt Sven-Göran Olin. Die Morde waren von Anderssons Schwester Yvonne Nordin verübt worden.
    Vor gut vier Jahren war Filip Andersson sowohl vor dem Amtsgericht als auch vor dem Landgericht zur Höchststrafe für dreifachen Mord, Nötigung, Erpressung sowie Störung der Totenruhe verurteilt worden.
    Die Beweislage gegen Filip Andersson wurde bereits im Zuge der früheren Verfahren als dürftig eingeschätzt. Der Angeklagte wurde aufgrund von Indizien verurteilt, darunter DNA -Spuren eines Opfers an Anderssons Hosenbein, ein Fingerabdruck an einer Türklinke sowie unbezahlte Schulden.
    Das Schreiben der Generalstaatsanwältin an den Obersten Gerichtshof wird eine Zusammenfassung des Beweismaterials beinhalten, auf das sich die Anklage beruft.
    (wird fortges.)
    © Presseagentur TT bzw. Verfasser des Artikels

Montag, 3 . Januar
    Annika Bengtzon steckte den Kopf durch die halboffene Glastür des Chefredakteurs und klopfte an den hölzernen Türrahmen. Anders Schyman stand mit dem Rücken zu ihr und sortierte Stapel von losen Blättern, die über Schreibtisch und Fußboden verstreut lagen. Als es klopfte, drehte er sich um, sah ihren fragenden Gesichtsausdruck und deutete auf den Besucherstuhl.
    »Machen Sie die Tür zu und setzen Sie sich«, sagte er, ging um den Schreibtisch herum und ließ sich auf seinen Stuhl fallen, der unheilverkündend knackte.
    Sie zog die Schiebetür zu, warf einen misstrauischen Seitenblick auf die Blätter zu ihren Füßen und entdeckte etwas, das wie eine Planskizze der Redaktionsräume aussah.
    »Sagen Sie nicht, dass hier schon wieder umgebaut werden soll.« Sie setzte sich.
    »Ich möchte Sie etwas fragen«, sagte Schyman. »Wie sehen Sie Ihre Zukunft hier bei der Zeitung?«
    Annika blickte hastig auf und begegnete dem Blick des Chefredakteurs.
    »Wieso?«
    »Um es auf den Punkt zu bringen: Wollen Sie die Redaktionsleitung übernehmen?«
    Ihr Hals schnürte sich zusammen, sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und blickte auf ihre Hände.
    »Sie übernehmen die Verantwortung für das gesamte Nachrichtengeschehen eines Tages«, fuhr Schyman fort. »Sie arbeiten fünf Tage und haben fünf Tage frei. Sie koordinieren Sport und Unterhaltung mit Leitartikel, Kommentar und Nachrichten. Entscheiden anhand der Nachrichtenlage über den Aufmacher. Die Linie in den verschiedenen Ressorts legen Sie zusammen mit den anderen Ressortchefs fest. Keine Onlinegeschichten oder so ein Mist. Sie nehmen an den Vorstandssitzungen teil und haben die Budgetplanung und die Marketingstrategien in der Hand. Ich will, dass Sie so schnell wie möglich anfangen.«
    Sie räusperte sich, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    Die Redaktionsleitung war eine große, schwere Aufgabe. Damit wäre sie
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