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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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Patrik befördern.«
    »Gut. Sie arbeiten also Tagschicht von Montag bis Freitag«, sagte Schyman und erhob sich. »Keine Überstunden und keine Erschwerniszuschläge. Da wir im ganzen Land die Lokalredaktionen dichtgemacht haben, können Sie jederzeit überall hingeschickt werden, auch ins Ausland. Patriks geplante Artikelserie über die Kokainküste werden Sie übernehmen, zum Beispiel. Sie können sich an den Newsdesk setzen, dann gibt Patrik Ihnen Ihre Aufgaben.«
    »Dieses Schreibtischprodukt?«, sagte sie. »War das nicht nur ein Alibi, damit Patrik in den Badeurlaub fliegen kann?«
    »Da irren Sie sich. Die Kokainküste ist eine exklusive Artikelserie, die Initiative geht von der Redaktionsleitung unserer Zeitung aus. Wir arbeiten mit der Polizei und mit dem Justizministerium zusammen und erhalten Zugang zu einzigartigen Informationen. Die Serie wird gemacht.«
    »Was passiert mit dem Desk der Tagesreporter?«, fragte sie und blickte zu ihrem Arbeitsplatz mit Computer, Jacke, Tasche und den ganzen verstreuten Papieren.
    »Wird Feature-Abteilung«, sagte Schyman und deutete auf die Planskizze zu seinen Füßen. »Wo jetzt das Polizeiressort ist, kommt die Redaktion der Kommentarseite hin.«
    Sie stand auf und verließ das gläserne Büro des Chefredakteurs, ohne sich umzudrehen.
    Ihr war vollkommen egal, auf welchem Stuhl sie saß oder welche Artikel sie schrieb. Ihr Mann hatte sie verlassen und die Kinder waren die Hälfte der Zeit bei ihm, ihr Haus war abgebrannt und die Versicherung wollte nicht zahlen. Sie wohnte in einem Haus der Polizeigewerkschaft, in einer Dreizimmerwohnung in der Agnegatan, die Kommissar Q auf höchst zweifelhaften Wegen organisiert hatte und aus der sie jederzeit wieder rausfliegen konnte.
    Sie raffte ihre Siebensachen zusammen und balancierte alles hinüber zu einem der engen Plätze am Newsdesk. Auf dem Tisch war kaum Platz für den Laptop, also ließ sie Jacke und Tasche und alle Notizen einfach auf den Fußboden neben dem Bürostuhl fallen. Sie setzte sich, stellte den Stuhl höher, stöpselte den Laptop ans Netz und schickte eine Mail an Kommissar Q: »Ich bin in die Wohnung gezogen, hab aber noch keinen Mietvertrag gesehen. Zu Ihrer Info: Ich habe vor, die Auslieferung der Miezekatze unter die Lupe zu nehmen./A«
    Jetzt hatte er was zum Nachdenken.
    Dann streckte sie die Hand nach einem der Telefone aus, wählte die Nummer des Ministeriums und bat, mit der Pressesprecherin des Justizministers verbunden zu werden. Die Frau meldete sich genervt, während der Wind in ihr Handy pfiff.
    Annika sagte, wer sie war und wo sie arbeitete.
    »Ich hätte gern einen Kommentar des Ministers zur Auslieferung einer amerikanischen Auftragsmörderin, die unter dem Namen ›das Kätzchen‹ bekannt ist«, sagte sie.
    »Einer was?«, fragte die Pressesprecherin.
    »Ich weiß, dass sie an die USA ausgeliefert wurde. Im Gegenzug hat Schweden den verurteilten Polizistenmörder Viktor Gabrielsson aus dem Gefängnis in New Jersey bekommen. Ich würde gern den Grund und die näheren Umstände erfahren.«
    »Der Minister gibt keine Kommentare zu Fragen, die die Sicherheit des Staates betreffen.« Die Pressesprecherin versuchte, mechanisch und desinteressiert zu klingen.
    »Wer hat denn was von Sicherheit des Staates gesagt?«, entgegnete Annika. »Ich möchte nur wissen, was Sie mit dem Kätzchen gemacht haben.«
    »Kann ich Sie zurückrufen?«
    Annika ratterte ihre Handynummer und ihre Durchwahl he-runter. Als würde das Ministerium jemals zurückrufen. Vielen Dank auch. Als Nächstes wählte sie die Mobilnummer ihrer Kollegin Berit Hamrin, die sofort abnahm.
    »Bist du auch degradiert worden?«, fragte Annika.
    »Mit Patrik als Chef«, bestätigte Berit.
    Im Hintergrund war Verkehrslärm zu hören.
    »Wo bist du jetzt?«
    »Eben auf die E 18 gefahren.«
    Annika sah Patrik mit einem Stapel Zettel in der Hand auf den Newsdesk zugerauscht kommen und hielt sich den Hörer dichter an den Mund.
    »Der Boss ist im Anmarsch«, flüsterte sie. »Jetzt wird’s interessant.«
    Sie legte im selben Moment auf, als Patrik sich auf ihren Schreibtisch setzte. Schnell rückte sie den Laptop beiseite.
    »Jetzt passiert endlich mal was«, sagte der frischgebackene Nachrichtenchef und blätterte in seinen Papieren. »Wir haben einen Wohnungsbrand in Hallunda, einen Mord durch Gas an der spanischen Costa del Sol und ein Busunglück in Dänemark. Fang mit dem Bus an und versuch rauszukriegen, ob Schweden drinsaßen.
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