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Kalter Schlaf - Roman

Kalter Schlaf - Roman

Titel: Kalter Schlaf - Roman
Autoren: A J Cross
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Polizei arbeitet nach Regeln und Vorschriften, mit denen ich nicht sehr gut klarkomme. Und wie du manchmal sagst, Bernie, fühle ich mich auf theoretischem Gebiet sicher. Keine Emotionen, klare Grenzen. Und damit wären wir wieder bei dem ersten Problem …«
    »Verdammt, das sind zehn vergeudete Minuten! Kommt da noch mehr?«
    »Du hast dir nichts vorzuwerfen, Kate«, sagte Joe. »Wer hätte gedacht, dass hier ein Insider am Werk ist? Außer dir niemand. Nur du warst auf der richtigen Fährte. Dabei hatten wir alle die gleichen Informationen. Als wir zuletzt in Ganders Dienstzimmer waren, habe ich mir die Erinnerungsfotos angesehen, um Furman nicht zuhören zu müssen und mich selbst daran zu hindern, ihm eine zu scheuern. Ich habe das Foto von Creed mit Pferdeschwanz gesehen, es aber nicht mit dem in Verbindung gebracht, was Bernie über die vergewaltigte französische Studentin gesagt hat. Siehst du? Im Nachhinein sind wir alle klüger.«
    Er machte eine Pause, dann fuhr er fort: »Was du getan hast, war verdammt mutig, Kate. Du hast dich für Maisies Freundin echt reingehängt – was nicht leicht ist, wenn man kaum einen Meter sechzig groß ist.« Er grinste sie an. »Eine taffe Mieze. Wie taff, hat keiner geahnt.«
    »Ich auch nicht«, sagte Kate erschaudernd.
    Bernie stemmte sich vom Sofa hoch und sah aus dem Fenster. »Ich hab in der Rose Road noch einiges zu erledigen. Sieht so aus, als wäre der Sommer vorbei.«
    Joe sah Kate mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie schüttelte den Kopf und lächelte.
    Kate war erschöpft.
    »Wo ist Maisie?«, fragte sie.
    »Backt mit Phyllis Kuchen«, antwortete Joe, der leise auf seiner Gibson-Gitarre L5 übte. Er hatte das Instrument zu Beginn von Kates Genesungszeit mitgebracht, besuchte sie seither täglich und wartete geduldig darauf, dass sie wieder gesund wurde.
    »Joe?«
    »Kate?«
    »Weißt du noch, wie ich mal gesagt habe, dass du wahrscheinlich froh bist, dass du keine Kinder hast? Und du hast gesagt …«
    Er hörte zu spielen auf und sah sie einige Sekunden lang an. »Ist es wichtig, dass du das weißt?«
    Kate sah zu ihm auf. »Ja … nein.«
    »Schade, dass Bernie nicht mehr hier ist. Das hätte ihm sicher Spaß gemacht.«
    Als er die kleine senkrechte Falte zwischen Kates Augenbrauen sah, setzte er sich zu ihr aufs Sofa. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter, und er fragte ruhig: »Wie geht’s dem Bein?«
    »Gut … Versuch bitte nicht, das Thema zu wechseln. Erzähl es mir.« Sie gähnte.
    »Okay. Also, wo soll ich anfangen? In alten Hippiezeiten war ich einst an der Universität. Und sie war auch dort. Ich war damals noch echt jung und unerfahren. Wir haben geheiratet. Jetzt kommt schneller Vorlauf: Nach ungefähr fünf Jahren wussten wir, dass das Einzige, was uns noch verband, unser …« Er sah auf Kate hinunter, die fest schlief.
    »Na schön, Fortsetzung ein andermal«, sagte Joe leise. Er hörte Kate im Schlaf etwas murmeln, das ihn grinsen ließ.
    Es klang wie »begriffsstutzig«.

Epilog
    Einige Wochen nach den Trauergottesdiensten für Janine und Molly wurden die Angehörigen der KUF zu einem gemeinsamen Gedenken an das Leben der beiden jungen Frauen eingeladen. Auf der Einladung stand ausdrücklich: »Farbige Kleidung erwünscht.« Kate hatte mit ihrer Zusage gezögert, bis feststand, dass die Medien ferngehalten werden würden.
    Sie betrat die kleine Kirche in einem cremeweißen Mantel, denn sie hatte keinen farbigen. Maisie hatte ihr einen langen lapislazuliblauen Schal mit Fransen und Pailletten geliehen. Begleitet wurde sie von Joe, Bernie und Julian, die identische hellblaue Krawatten mit winzigen dunkelblauen Blüten trugen.
    Das Innere der Kirche glich einem Meer aus kunstvoll angeordneten, rosa Rosen. Während die Gäste sich versammelten, erklang »In Paradisum« aus Faurés Requiem, und während der Gedenkfeier hallte »Nimrod« von Elgar durchs Kirchenschiff. Kate biss die Zähne so fest zusammen, dass ihr Unterkiefer schmerzte. Danach gab es viel zu lächeln, als Eltern, Angehörige und Freunde der beiden jungen Frauen von ihren Erinnerungen an sie erzählten.
    Zum Schluss wurden die Gäste darüber informiert, dass der Song, der sie aus der Kirche begleiten würde, von den beiden Müttern ausgewählt worden war. Erstaunte Ausrufe und allgemeines Lächeln begleiteten die vertrauten ersten Takte von »Here Comes the Sun«. Eine heiter gestimmte Menge strömte ins Freie und stand noch einige Zeit in kleinen Gruppen beisammen.
    Kate und
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