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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond
Autoren: Giles Blunt
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nervös. Bin gleich wieder zurück.«
    Er manövrierte sie an den beiden Leichen vorbei Richtung Hauptgebäude. Dann wandte er sich wieder der schwarzen Nacht des Waldes zu.
    So leise, wie er konnte, stieg Cardinal den Hügel hinter den Hütten hinauf und kam an den Rand einer Felsspalte inmitten einer Gruppe stattlicher Bäume. Hinter sich hörte er das Zuschlagen von Autotüren und laute Stimmen. Szelagy. Delorme.
    Ich sollte auf sie warten, dachte er. Doch die Gefahr war zu groß, dass Beltran ihnen entwischte, ein Boot fand oder sie zu einer endlosen Jagd durch die Wälder zwang. Er konnte noch nicht weit gekommen sein.
    So dünn die Mondsichel auch war, sie warf ein kühles, metallisches Licht auf die Spalte im Fels. Cardinal hielt sich im Schatten und lief um die Lichtung herum. Er fand einen Pfad auf der anderen Seite und folgte ihm in ein Stück Gelände, auf dem Licht und Schatten wechselten. Der Boden unter seinen Füßen war lehmig; er konnte sich fast lautlos bewegen.
    Ein Stück weiter zweigte ein anderer Pfad nach rechts ab. Wenn er sich geradeaus hielt, würde er ans Ufer kommen. Er hielt sich scharf nach rechts, und der Pfad wurde rasch immer schmaler. Das Gelände stieg ein wenig an, und hinter einer Lichtung ragte eine Felswand auf. Der Mond war hinter einer Wolke versteckt. In der plötzlichen Dunkelheit war es schwer, im Granit die Stellen zu sehen, wo die Hände Halt fanden.
    Später hätte Cardinal nicht mehr sagen können, was ihn aufgeschreckt hatte. Ein leichtes Rascheln über sich? Ein Aufblitzen von Metall? Egal, weshalb, trat er zur Seite, so dass Beltran, als er sich aus dem Dunkel über ihm fallen ließ, mit seinem Messer Cardinals Hals verfehlte und nur seine Schulterund seinen Oberarm streifte. Cardinal verlor das Gleichgewicht und stolperte nach vorn, während Beltran hinter ihm auf den Boden krachte.
    Cardinal hatte seine Pistole halb erhoben, als Beltran sich erneut auf ihn stürzte, das Messer blitzend in der Hand. Sie hielten sich umklammert; Beltran hatte Cardinals Pistole gepackt, und Cardinal erwischte Beltrans Handgelenk genau in dem Moment, als das Messer in einem Bogen auf seine Brust niederging. Sie taumelten gegen die Felswand in Cardinals Rücken.
    Beltran legte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Cardinal, und zusammen stolperten sie über einen großen Stein. Eine scharfe Granitkante schnitt Cardinal ins Schulterblatt. Das Messer fiel, mit der Spitze zuerst, und blieb zitternd im Boden stecken. Beltran verdrehte Cardinal mit aller Gewalt den Arm, und die Pistole fiel mit einem dumpfen Geräusch auf die Erde.
    Als sie wieder hochkamen, hatte Beltran das Messer, und Cardinal stand mit leeren Händen da. Beltran brabbelte etwas Unverständliches, mit englischen Brocken versetzt. Er rief immer wieder so etwas wie »Ellegua! Ellegua! Beschütze mich«, und dann folgte ein wahrer Sturzbach in einer Sprache, die Cardinal noch nie gehört hatte. Er konzentrierte sich ganz auf das Messer, das Beltran jetzt in großen Bögen schwang, so dass Cardinal sich gezwungen sah, zurückzuspringen.
    Beltran holte noch einmal aus, und diesmal trat Cardinal mit aller Kraft zu und traf. Das Messer flog an die Felswand und sprühte Funken auf Granit. Beltran fiel nach hinten und krabbelte auf allen vieren, um sich das Messer wiederzuholen. Cardinal riss ihn an der Schulter zurück.
    Wieso erwies sich immer all das, was er in der Polizeischule über Nahkampf gelernt hatte, im Ernstfall als völlig unzulänglich? Wenn es hart auf hart kam, griffen die Polizeitechnikeneinfach nicht und waren alles andere als angetan, jemanden unschädlich zu machen. Nichts bereitete einen in den Kursen auf das Tempo vor, mit dem sich ein Mensch bewegen kann, der sich in die Enge getrieben fühlt. Beltrans Fäuste schienen überall zugleich zu sein, und als Cardinal sich weit genug entfernte, dass sie ihn nicht treffen konnten, trat Beltran ihm so fest in die Magengrube, dass er wie ein lahmer Gaul zu Boden ging.
    Cardinal landete hart auf dem Knie, und der Schmerz schoss ihm den Oberschenkel hoch. Aber er war nicht auf Granit gestoßen, sondern auf Waffenmetall. Er hob in dem Moment seine Beretta auf, als Beltran noch einmal mit seinem Messer zu ihm herumwirbelte.
    Er brüllte, rief Ellegua an, er möge seine Feinde zu Staub zermalmen. Er ging mit blitzendem Messer auf seinen Widersacher los. Cardinal zielte auf die Körpermasse und schoss. Die Kugel traf mit einem seltsamen, einem klirrenden Geräusch. Beltran
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