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Kalter Mond

Kalter Mond

Titel: Kalter Mond
Autoren: Giles Blunt
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Vorgeplänkel auf.
    »Hören Sie. Arbeiten Sie und Cardinal noch mit Alan Clegg an dieser Mordsache?«
    »Ja, wieso?«
    »Arbeiten Sie nicht mit ihm. Er taugt nichts.«
    »Mein Gott, Musgrave, das sagen Sie uns jetzt? Wieso haben Sie nichts erwähnt, als wir das erste Mal bei Ihnen waren?«
    »Wir hatten Clegg schon eine Weile im Visier, aber wir hatten nichts Handfestes gegen ihn. Bis jetzt. Von diesem Brand in der Asservatenkammer gehört?«
    »Ja, von Clegg.«
    »Da waren zweihundertfünfzig Riesen beschlagnahmtes Bargeld aus einer seiner Razzien drin. Jetzt hatten wir den Brand, und die Feuerwehr sagt, diese vielen Scheine könnten sich unmöglich in Rauch aufgelöst haben. Es hätte pfundweise Asche übrig bleiben müssen, aber da ist nichts. Wir haben uns also gerade eben einen Durchsuchungsbefehl für sein Haus besorgt und genügend Barschaft und Drogen gefunden, um damit ein eigenes Kartell zu gründen. Der Kerl spielt der anderen Seite in die Tasche, Lise. Das darf natürlich nicht an die Öffentlichkeit, bis wir ihn uns schnappen, aber ich wollte, dass Sie es jetzt schon wissen.«
    »Was mich betrifft, ich weiß das zu schätzen«, sagte Delorme. »Aber Cardinal sitzt im Moment gerade mit Clegg in einem Wagen.«
    »Gar nicht gut. Tut mir leid, dass ich nicht früher was sagen konnte.«
    »Ich ruf ihn sofort an«, sagte Delorme. Sie legte auf und wählte Cardinals Handynummer.

55
     
    T erri war schon seit einiger Zeit wach – lange genug, um das ganze schreckliche Ausmaß der Situation zu begreifen –, doch dann hatte die Droge, die Leon ihr gegeben hatte, sie erneut überwältigt, und sie dämmerte wieder ein. Inzwischen war der Nagel zum absoluten Mittelpunkt in Kevins Universum geworden. Es war, als lebte er in dem Strick, als wäre er selbst in diese Fasern eingedreht und zählte jeden Strang. An seinen Handgelenken blutete das rohe Fleisch, doch der Knoten war eindeutig lockerer.
    Er arbeitete an dem Rest des Knotens, indem er ihn auf den Nagel spießte und sich dann nach vorne beugte, um ihn mit seinem Gewicht zu lösen. Seine Armmuskeln bereiteten ihm die reinste Qual, und er hatte nichts zu essen gehabt, seit er in diese Zelle geworfen worden war. Vom Nahrungsmangel zitterten ihm die Muskeln. Falls er in die Situation kam, gegen Leon oder Red Bear kämpfen zu müssen, hätte er keine Chance gegen sie.
    Der Knoten löste sich ein wenig. Es wurde schwieriger, am Strick zu ziehen, ohne dass er vom Nagel rutschte. Auf der anderen Seite der dunklen Hütte stöhnte Terri und sah auf. »Oh, mein Gott«, sagte sie leise. »Gnade uns Gott.«
    Kevin lehnte sich vor und spürte, wie der Strick aus der Schleife rutschte. Es war der zweite Knoten, den er aufbekommen hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass es nur noch einen dritten gab. Er wechselte die Stellung und hakte den Strick wieder ein. Er war jetzt direkt an seinem Handgelenk. Falls er die letzte Schlinge nicht lösen konnte, war er vielleicht in der Lage, die Fasern durchzuscheuern.
    »Ich kann mich überhaupt nicht rühren«, sagte Terri. »Es ist zu eng.«
    »Ich glaube, ich krieg den Strick ab«, sagte Kevin. »Dauert nicht mehr lange.«
    Terri nickte. Ihre Augen füllten sich, und die Tränen liefen ihr die Wangen herunter.
    »Ich versuch’s«, sagte Kevin. Mehr gab es nicht zu sagen. »Ich versuch’s.«
    Diesmal griff der Nagel. Kevin fühlte, dass er bei der letzten Schlinge eine gute Hebelkraft hatte. Er legte sein Gewicht nach vorne, und der Strick schnitt ihm bei jeder Bewegung in die wunden Gelenke.
    Stimmen von draußen, dann ein Schlüssel im Schloss. Red Bear kam herein, gefolgt von Leon.
    »Lassen Sie uns laufen«, sagte Terri. »Lassen Sie uns einfach laufen. Wir gehen so weit weg, wie wir können, und Sie hören nie wieder von uns.«
    »Wieso, kleine Prinzessin? Angst?« Red Bear stand lächelnd, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihnen.
    »Bitte«, sagte Terri. »Wir interessieren uns nicht für Ihre Rauschgiftgeschäfte oder irgendwas anderes, was Sie getan haben. Lassen Sie uns einfach gehen.«
    »Du solltest den Mond heute Abend sehen. Eine wunderschöne Sichel. Und er nimmt zu. Das ist das Entscheidende. Er nimmt zu. Das heißt, wir haben die perfekten Bedingungen für ein Opfer.«
    Leon lud ein Bündel auf dem Werktisch ab. Kevin glaubte, das Klirren von Stahl zu hören.
    Red Bear öffnete einen großen Aktenkoffer und zog eine blitzende Klinge heraus, die er zuerst Kevin, dann Terri zeigte. Terri fing zu schreien an,
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