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Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Titel: Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)
Autoren: Mary Dean
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wusste es nicht. Ich spürte nur seine Hilflosigkeit und Verzweiflung. »Du musst Geduld mit Miriam haben«, fügte ich daher hastig hinzu. »Es war nicht leicht für sie. Die Zeit wird es ordnen.«
    »Die Zeit!« Er stöhnte auf. »Nichts ist mehr wie vorher. Gar nichts. Es ist alles so fremd und verändert. Ich fühle es und kann es nicht begreifen. Es geschehen Dinge, die niemand versteht. Auch die Kinder scheinen Miriam fremd geworden zu sein. Fremdkörper – jawohl ...«
    Es schien etwas in der Luft hängengeblieben zu sein. Auch ich hing irgendwie in der Luft. Ich spürte ja selbst, dass etwas nicht stimmte. Ich fühlte das Geheimnis auf meiner Haut, in den Haarspitzen, im tiefsten Innern meiner Seele. Aber wo sollte es denn ein Geheimnis geben, da die Dinge doch so offen lagen und als geklärt angesehen werden konnten?
    Ich musste noch einmal mit Milly sprechen! Vielleicht lag dort ein Schlüssel verborgen? Oder auch nur etwas, was meine düsteren Ahnungen endgültig ausräumen konnte, wobei mir die zweite Möglichkeit durchaus angenehmer erschien. Ich fand Milly beim Packen in ihrem Zimmer. Sie hatte es sicherlich lange Jahre bewohnt. Es war ihr Reich, und sie hatte daraus auch etwas sehr Persönliches gemacht. Milly fand ich in Tränen. Sie nahm meinen Eintritt trotz mehrmaligem Anklopfen gar nicht wahr. Als sie mich bemerkte, sah sie mich mit leerem Blick an. Wir kannten einander wenig.
    »Es wird schon wieder«, sagte ich, und das wirkte selbst auf mich sehr blöde und einfältig.
    »Nichts wird mehr«, sagte Milly mit seltsam schnarrender Stimme. Dann sah sie mich an. »Glauben Sie an Seelenwanderung, Miss?«
    »Ich weiß nicht recht«, meinte ich unter holprigem Lächeln. »So etwas soll ja wohl in Indien vorkommen. Aber hier ...?«
    »Sie ist nicht mehr sie«, beharrte Milly. »Da ist etwas anderes. Da sind die Toten zu den Lebenden gekommen.«
    »Das ist doch Unsinn, Milly«, versuchte ich abzublocken, obwohl es mich eiskalt überlief. »Peggy ist tot. Und es war Peggy, die gestorben ist. Daran gibt es doch seit der Obduktion keinerlei Zweifel.«
    Was ich sagte, stimmte unbedingt, denn der vage Verdacht, Peggy und Miriam könnten die Rollen getauscht haben, war dadurch von der Hand zu weisen, dass Miriam bereits zwei gesunden Kindern das Leben geschenkt hatte. Hätte es sich bei der Toten um Miriam gehandelt, wäre das absurd gewesen, denn die Tote war unfruchtbar gewesen. Miriam konnte die Tote nicht gewesen sein. Das war unmöglich.
    »Sie lebt in ihr«, flüsterte Miriams alte Kinderfrau. »Sie hat mich immer gehasst.«
    »Peggy hat Sie gehasst, Milly?«
    »Vielleicht nicht ganz. Aber sie war Miriam neidisch. Miriam konnte ohne mich nicht sein. Wir liebten einander. Und sie sagte immer wieder zu mir: 'Wenn du einmal nicht mehr bist, Milly, weiß ich gar nicht, wie es für mich weitergehen soll.' O ja, das sagte sie. Und es war die Wahrheit.«
    »Miriam ist mit den Nerven herunter«, versuchte ich zu verteidigen.
    »Nein, es muss anders sein«, flüsterte die Alte. »Der Tod kam schon am Abend. Die Kutsche - der Sarg. Sie trugen ihn in ...«
    »Was soll das Geschwätz?«
    Wir fuhren herum. Es war Miriam. Noch niemals vorher hatte ich diesen Blick gesehen. Eiskalt, stahlhart entschlossen und wohl auch sehr böse.
    »Oh, wir haben uns unterhalten«, stammelte ich.
    »Über den Tod und Särge – wie?«, fragte sie. Der Zynismus in ihrer Stimme kam mir fremd vor. Ich witterte Gefahr - ganz instinktiv.
    »Wir sprachen über Peggys Begräbnis«, log ich, streifte Milly mit einem Seitenblick und hoffte flehentlich auf ihren Beistand.
    »Ja, wir sprachen vom Begräbnis«, sagte Milly ruhig. »Ich reise nach Eastwood zu meiner Schwester. Allerdings geht erst morgen ein Zug. Mr. Landsbury will mich zur Station bringen.«
    »Es ist gut, Milly«, sagte Miriam überraschend weich. »Es wird für dich gesorgt werden. Es ist besser, wenn wir uns trennen, glaube mir.«
    Milly nickte nur, während ihr dicke Tränen aus den Augen kollerten und im Kragen der weißen Leinenbluse versickerten.
    Am folgenden Morgen war Milly verschwunden und mit ihr der Schlüssel zum Rätsel auf Highmoral-Castle.
     
     
    *
     
    Ich beschloss, nicht aufzugeben. Mein Verdacht, dass etwas nicht seine Richtigkeit hatte, war durch den Vorfall mit Milly Burton wieder geweckt worden. Neugierde ist mir angeboren. Auch drohende Gefahr konnte mich nie davon abhalten, mögliche Geheimnisse zu ergründen.
    So rang ich mich dazu durch, die
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