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Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)

Titel: Kalter Hauch (Ladykrimi) (German Edition)
Autoren: Mary Dean
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Bekanntschaft dieses Ronald Hornsbury zu machen, auch wenn mir augenblicklich nicht ganz klar war, wie ich das bewerkstelligen konnte. Es gab für mich, als entfernte Verwandte von Kendal Landsbury, keinen Grund, mich bei den Hornsburys anmelden zu lassen. Die Familie lebte, wie ich erfuhr, nicht sehr weit von hier. Die Ländereien grenzten aneinander.
    Ich beschloss, einen Trick anzuwenden, der mir, mit einigem Glück, zu dem erhofften Treffen mit Ronald Hornsbury verhelfen konnte. Ich wusste, dass im Stall von Highmoral mehrere Pferde standen. Mit dem Reiten hatte ich es, im Gegensatz zu Kendal, nie so recht gehabt. Ich war tollpatschig und sehr ungeübt. Dennoch ließ ich mir an jenem sonnigen Vormittag ein Pferd satteln.
    Der Stallbursche, er hieß James, versicherte mir, die Stute sei lammfromm und fände sogar allein zum Stall zurück, falls ich den Weg verfehlen sollte. Das konnte mir nur mehr als recht sein.
    Reitkleidung hatte ich nicht mit. Also zog ich mir Jeans und eine Bluse an, hielt mein Haar mit einem Band zusammen und fand mich, den Umständen entsprechend, sportlich genug. Mit gemischten Gefühlen kletterte ich auf die Stute, dabei bedacht, dass man meine Ungeschicklichkeit nicht beobachten konnte.
    Dann ritt ich los. Es ging sogar ziemlich gut, und ich fand Spaß daran. Die Landschaft war sehr schön. Unterhalb des karstigen Hügels, auf dem Highmoral lag, dehnten sich grüne Wiesen aus. Dazwischen gab es Birken- und Ulmenhaine, die mich immer wieder mal verweilen und nachdenken ließen. So genau wusste ich nicht, was ich wollte. Doch es war ein Drang in mir, dem ich nachgehen musste. Ein Forscherdrang vielleicht, ich weiß es nicht.
    Der Stallbursche hatte mir die Richtung gewiesen. Ich musste noch einen kleinen Bach überqueren und war dann auf dem Gelände der Hornsburys. Das Schloss, so sagte man mir, stammte aus dem späten achtzehnten Jahrhundert, wodurch diese Familie in England zu den so-genannten »Neureichen« zählte und keinen allzu hohen Stellenwert innehatte.
    Das Schloss war hübsch, wie ich aus der Ferne erkennen konnte. Es war schneeweiß, und die Fenster blickten viel freundlicher auf einen herab, als jene von Highmoral. Ich war kurz vor dem Bach, konnte aber bereits die großen Wiesen einsehen, die sich von den Schlossterrassen bis zum Bach spannte. Dort gab es ein weißes Sommerzelt, und ich roch den Duft von gegrilltem Fleisch. Auch drangen Musikfetzen an mein Ohr, und ich hörte Mädchenlachen.
    Jetzt oder nie, dachte ich, ließ die Stute wie demonstrativ über den Bach springen und war der Überzeugung, dass man es gesehen haben musste. Und ich sah auch tatsächlich ein paar Leute aufspringen.
    Da nahm ich all meinen Mut zusammen und ließ mich mit einem Aufschrei von meinem lammfrommen Pferd fallen. Ich platschte am Rand des Grabens in den Schlamm, der mir ins Gesicht spritzte. Aber eine fürchterliche Verfassung würde sicherlich glaubwürdiger erscheinen.
    Das Ohr an den Boden gedrückt, hörte ich, wie sich Schritte näherten. Ich stellte mich nicht gerade tot, tat aber wie benommen, als man mich ansprach.
    »Alle Heiligen, Miss, sind Sie gestürzt?«
    »Heruntergesprungen«, hätte ich am liebsten vergnügt geantwortet. Aber ich versuchte, mich ächzend zu erheben und griff mir an den Knöchel, der, ich schwöre es, nicht im geringsten schmerzte.
    Eine starke Hand hob mich hoch, und ich blickte in ein Augenpaar, dessen Blicke mich wie ein Blitz ins Mark der Seele trafen. Bernsteinfarbene Augen mit einer Vielzahl winziger brauner Pünktchen darin. Ich sah einen Mund mit vollen Lippen, eine hohe Stirn und dunkelbraunes, lockiges Haar, dessen Farbe an reife Kastanien erinnerten.
    Das musste Ronald Hornsbury sein!
    »Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte mich seine tiefe Männerstimme. Ihr Klang ging mir, ich muss es gestehen, unter die Haut, erzeugte etwas zwischen den Schulterblättern, das ich nicht mehr beschreiben kann.
    »Danke«, sagte ich. »Ich glaube, es geht schon wieder. Ich - oh, dieses dumme Pferd. Himmel, und wie ich aussehe!«
    Der braunhaarige Mann lachte amüsiert.
    »Wie soll man denn anders aussehen, wenn einen das Pferd in den Morast wirft?«, fragte er und schüttelte sich vor Lachen. Ich hätte ihn in diesem Augenblick erwürgen können. Doch ich riss mich zusammen und rief mir meinen Plan zurück ins Gedächtnis.
    Er half mir endgültig auf.
    »Woher kommen Sie überhaupt?«
    »Ist es nicht üblich, dass sich ein Herr der Dame vorstellt?«, fragte ich
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