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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
Autoren: Eva Almstädt
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man hier der Ansicht war, sie hätte keinen Humor. Kurze Zeit später befand sie sich zusammen mit Unruh im Büro des Chefs.
    Kriminalrat Gabler griff sich einen Zettel von seiner Schreibtischunterlage und wandte sich an Marten Unruh: »Sie müssen die Ermittlungen im Fall »Wilkenburg« abgeben, Gerlach kann das allein weiter verfolgen. Ich brauche Sie sofort für einen neuen Fall. Ein dreifacher Mord in Grevendorf, kam eben erst rein. Das ist wirklich das Letzte, was wir noch gebrauchen können ...«
    Dann blickte er zu Pia, als sähe er sie zum ersten Mal und müsse sich erst erinnern, was sie hier wolle.
    »Wissen Sie, wo Grevendorf ist, Frau Korittki?«, blaffte er sie unfreundlich an.
    »Wenn ich eine entsprechende Landkarte habe, schon«, antwortete Pia gelassen.
    »Na bitte, das ist Ihre neue Mitarbeiterin, Unruh. Ich habe zurzeit zu viele Mordfälle oder zu wenig Leute, ganz wie man es nimmt. Die junge Kollegin muss sich also ab heute freischwimmen.Weitere Unterstützung bekommen Sie von den Kollegen vor Ort. Ich habe denen klar gemacht, dass wir momentan völlig unterbesetzt sind. Setzen Sie sich dort mit Kriminalkommissar Weber in Verbindung. Der ist zuständig für den abschließenden Bericht über den Sicherungsangriff. Alles Weitere werden wir dann sehen.«
    Pia wollte schon aufstehen. Die Personalknappheit schien sich endlich zu ihren Gunsten auszuwirken und für Gabler war die Angelegenheit hiermit offensichtlich geregelt. Da beugte sich Unruh vor und sagte, ohne sie dabei anzusehen, zu Gabler:
    »Ich halte das für keine gute Idee. Wenn das wirklich eine größere Sache ist, wird sich die Presse darauf stürzen. Wir stehen dann ziemlich unter Beobachtung. Ich brauche Mitarbeiter, die eingearbeitet sind, keine Anfängerin.«
    Pia spürte, wie ihre Ohren vor Ärger ganz heiß wurden. Eine Anmaßung, sie als Anfängerin zu bezeichnen, nur weil sie noch nicht lange bei der Mordkommission war. Als ob in anderen Abteilungen nicht ebenso ernsthaft gearbeitet würde.
    Gabler klickerte angespannt mit seinem Kugelschreiber und sah ebenfalls an Pia vorbei. »Ich verstehe Sie ja, Unruh. Mir ist es auch nicht recht, aber zurzeit habe ich niemanden außer ihr, also ...«
    »Holen Sie Friedrichs aus dem Urlaub zurück. Der sitzt eh nur in seiner Bude und langweilt sich. Er hat vor seinem Urlaub zu mir gesagt, wir sollten ihn anrufen, wenn was los ist«, sagte Marten eindringlich.
    Pia spürte, wie wichtig es ihm war, seinen Willen durchzusetzen. Zuerst reagierte sie nur überrascht und wütend auf seine Bemerkung. Doch dann fühlte sie sich zunehmend unbehaglich. Vielleicht war es wirklich nicht günstig, gleich voll verantwortlich in so wichtige Ermittlungen einzusteigen, flüsterteeine aufdringliche Stimme in ihrem Kopf. Es wäre immerhin ihr erster Mord, kein Vermisstenfall oder gefährliche Körperverletzung. Es würde von ihrer Arbeit mit abhängen, ob ein Mörder gefasst würde oder nicht.
    Gabler schien einen Moment zu überlegen. Das fortwährende Klickern war das einzige Geräusch im Büro.
    »Nein, Friedrichs braucht auch mal Urlaub. Der Mann ist seit anderthalb Jahren ununterbrochen im Einsatz. Dass ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, ist sein Problem. Ich möchte keinen Ärger bekommen, wenn er uns eines Tages einfach zusammenklappt«.
    »Unsinn«, widersprach Marten, »rufen Sie ihn an, der freut sich und wir sind aus dem Schneider«.
    Pia sah, dass Kriminalrat Gabler unschlüssig war. Sie wusste intuitiv, dass die richtige Bemerkung von ihr zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung bringen würde. Doch angesichts der offenen Ablehnung von Marten Unruh fühlte sie sich wie gelähmt. Ihre Wangen brannten und der Schweiß brach ihr zum zweiten Mal an diesem Morgen aus den Poren. Sollte sie sich besser noch etwas zurückhalten, bis sie mit Ermittlungen betraut wurde, bei denen sie nicht ausgerechnet mit Marten Unruh zusammenarbeiten musste? Ein falscher Einstieg konnte alles verderben. Die Auswahl an vorurteilsfreien, offenen Kollegen war in dieser Abteilung allerdings begrenzt.
    Gabler räusperte sich. Pia musste entscheiden, wie sie sich verhalten sollte. Sie hob das Kinn und sagte mit fester Stimme: »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich hier den Job mache, für den ich eingestellt wurde. Auch wenn Kriminalhauptkommissar Unruh das nicht passt, weil er lieber mit einem seiner Kumpels zusammenarbeiten möchte.«
    Marten Unruh blickte sie völlig überrascht an. Dann kniff er die Augen zusammen und
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