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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
Autoren: Eva Almstädt
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langjähriger Freund Robert Voss einen einflussreichen Posten bei der Hamburger Kripo innehatte. Niemand interessierte sich dafür, dass Robert sich sogar deutlich gegen ihre Pläne ausgesprochen hatte.
    »Den Geruch kriegst du tagelang nicht wieder runter ...«, hatte er lakonisch bemerkt, als Pia ihm von ihrer geplanten Versetzung zur Mordkommission erzählt hatte.
    Kriminalhauptkommissar Wilfried Kürschner nahm die Glückwünsche hinter seinem Schreibtisch stehend entgegen. Pia gratulierte ihm mit einem kräftigen Händedruck, tauschte ein paar höfliche Floskeln aus und hielt dann nach einem freien Platz in dem überfüllten Büro Ausschau. Da alle Sitzgelegenheiten bis hin zu der breiten Fensterbank besetzt waren, stellte sie sich zu Mona vom Kriminaldauerdienst. Sie musste eine Freundin von Wilfried sein, denn eigentlich gehörte sie nicht zu diesem Kreis dazu.
    Mona lächelte sie unsicher an, den Rücken an einen Aktenschrank gelehnt. Wilfrieds Zimmerkollege Heinz Broders hatte es derweil übernommen, den Sekt zu verteilen. Es war nicht seine erste Runde heute. Die meisten der Anwesenden hielten volle oder halb volle Sektgläser in der Hand.
    Pia wunderte sich etwas, denn in ihrer alten Abteilung hatte man sich streng an die Dienstvorschriften gehalten und während der Arbeitszeit überhaupt keinen Alkohol getrunken.
    »Keine Sorge, der soll alkoholfrei sein«, flüsterte ihre Nachbarin ihr zu, so als hätte sie Pias Gedanken erraten.
    Heinz Broders setzte sich in Szene, indem er mit seinem dickenHintern in grauer Polyesterhose wackelte und jeden, dem er gerade einschenkte, mit einem dummen Spruch bedachte. Wenn die Männer überhaupt auf seine Sprüche reagierten, dann nur mit einer sehr gemäßigten Erwiderung. Broders beißender Charme war schließlich bekannt.
    Pias leerer Magen rumorte und ihre Hand, die das Sektglas hielt, zitterte. Sie hatte Heinz Broders schon bei mehreren Gelegenheiten beobachtet. Ihrer Ansicht nach war er ein unzufriedener, streitsüchtiger Polizist, der verbal über Leichen ging. Er hatte keinerlei Hemmungen, auch noch die gemeinste Boshaftigkeit auszusprechen, wenn sie nur ein Körnchen Wahrheit enthielt. In dem Lager, das Pia heimlich »Die alten Vasallen« getauft hatte, war er einer der Fundamentalisten. Als er endlich auf Pia zukam, verzog sich sein bärtiges Gesicht zu einem Grinsen:
    »Na, Engelchen. Deine Hand zittert ja. Hast wohl Schiss vorm bösen Onkel Heinz!« Ein paar der Umstehenden lachten.
    »Ich hab nur Angst, dass du mich mit Sekt bekleckerst, bei dem Tanz, den du hier aufführst!« Sie hielt ihm ihr Glas hin. Viele Kollegen sahen nun mäßig interessiert zu ihnen hinüber. Es war Pia klar, dass Broders das nicht auf sich sitzen lassen würde. Er schenkte ihr ein, aber es kamen nur noch ein paar Tropfen aus der Flasche.
    »Oh, tut mir wirklich Leid, Engel. Aber das Zeug ist wahrscheinlich sowieso nicht nach deinem Geschmack ...«
    Das falsche Lächeln erinnerte Pia an einen Zähne bleckenden Gorilla, es unterstrich seine aggressiven Gefühle mehr, als dass es sie verdeckte. Er beobachtete sie lauernd. Während die anderen Kollegen bisher nur misstrauisch bis ablehnend auf sie reagierten, schien Broders sie aus vollem Herzen zu hassen.
    »Ich heiße nicht Engel«, antwortet sie ihm leise, denn alle anderen Gespräche waren inzwischen verstummt.
    Durch die plötzliche Stille wurde auch Wilfried Kürschner aufmerksam. »He, lasst das Mädel hier nicht verdursten!«, rief er Heinz über seinen Schreibtisch hinweg zu. »Draußen im Kühlschrank steht noch mehr.«
    Doch weder Broders selbst noch einer der anderen machte Anstalten, den fehlenden Sekt zu holen.
    Sekundenlang hatte Pia Korittki das Gefühl, ziemlich dumm dazustehen.
    »Auf dein Wohl, Wilfried!« Sie kippte die Pfütze in ihrem Glas hinunter. Dabei fühlte sie, dass das T-Shirt, das sie unter ihrem Rolli trug, ihr feucht in den Achselhöhlen klemmte. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich zu bewegen, möglichst weit weg von hier.
    Sie schlenderte ans andere Ende des Raumes, wo sich die Kaffeemaschine befand, und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Das anhebende Stimmengewirr zeigte ihr, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Als sie jedoch an Broders vorbeiging, der die Mitte des Raumes für sich beanspruchte, zischte dieser ihr leise zu:
    »Hau bloß wieder ab, Schätzchen! Du wirst es hier nie schaffen.«

2. KAPITEL
    Z urück in ihrem eigenen Büro, das am hintersten Ende des
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