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Kalteis

Kalteis

Titel: Kalteis
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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zu den Gärten geradelt.
    Den Mann, den konnte ich nirgends sehen, aber die Lücke im Zaun, die ist mir aufgefallen. Und die Tritte im Schnee, die sah ich erst, als ich vom Rad abgestiegen bin.
    Durch die Lücke im Zaun haben die geführt.
    Dagestanden bin ich mit meinem Rad, nicht gewusst hab ich, was ich jetzt machen soll. Unschlüssig war ich, ob ich durch den Zaun durch soll und das Radl einfach liegen lass. Zum Glück ist die Schreiber hinter mir hergeradelt. Mit dem Arm hat sie in der Luft herumgefuchtelt. Gerufen hats, das ich auf sie warten soll. Sie wollte mich nicht alleine gehen lassen und deshalb ist sie mit dem Radl umgekehrt.
    Auch die Schreiber sah die Spur im Schnee.
    »Der ist da durch. Der kann nur durch den Zaun rein sein. Der Garten, das ist der Garten von der alten Glas. Die ist zur Zeit nicht da, die ist bei ihrer Tochter«, hat sie ge sagt.
    Mit der Schreiber zusammen bin ich dann durch das Loch im Zaun rein in den Garten. Die Räder, die ließen wir einfach im Schnee liegen.
    Hinterm Gartenhaus haben wir ihn gefunden. Mit dem Rücken stand er zu uns. Es sah so aus, als machte er sich seinen Mantel sauber, als wischte er ihn mit dem Schnee ab.
    Er hörte uns nicht kommen, denn wie ihn die Schreiber ansprach, was er hier mache, da ist er zusammengezuckt, mit einem Ruck drehte er sich um. Erschrocken starrte er uns an, hat sich aber gleich wieder gefangen, weil er doch sah, dass wir nur zwei waren und zwei Frauen noch dazu.
    »Nichts mach ich hier, gar nichts.«
    Vorbeidrängeln wollte er sich an uns. Wegschubsen mit der Schulter und vorbeidrän geln. Da ist der bei der Schrei ber aber an die Falsche gekommen. Nicht zugelassen hat sie das. Dagestanden ist sie. Die Arme in die Hüften gestemmt, so ist sie dagestanden mit breiten Beinen. »Bleibens stehen  und sagen Sie mir, was Si e hier machen!«, hat sie ihn an geschnauzt.
    »Nichts mach ich, gar nichts!«
    Er, der Mann, der war fast einen Kopf größer als die Schreiber. Einen Rempler gab er ihr, die Schreiber ist nach hinten in den Schnee gestürzt und raus ist er aus dem Grundstück.
    Gelaufen ist der jetzt, gelaufen, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Richtung Schmied.
    Auch ich bin raus aus dem Grundstück. Zurück zu meinem Radl, so schnell ich konnte, und beim Zeiler, da hatte ich ihn dann eingeholt.
    Ganz außer Atem war er, fast nicht mehr laufen konnte der. Ich bin ein ganzes Stück neben ihm auf meinem Fahr rad hergefahren. Angst hatte ich keine, nur diese Wut, und mit jedem Meter ist sie gewachsen.
    Verschwinden soll ich, hat er mich angezischt. Was ich von ihm wolle, nichts getan hat er. »Nichts! Nichts!«
    Stur bin ich auf dem Fahrrad sitzen geblieben, nicht aus den Augen hab ich ihn gelassen. Die ganze Zeit bin ich ganz langsam neben ihm hergefahren.
    »Redens doch keinen Blödsinn! Ich hab doch gesehen, was Sie gemacht haben. Drehens um. Gehens mit mir zur Polizei! Erwischen tun die Sie sowieso! Machens deshalb keinen Unsinn und kommens mit mir mit.«
    Über mich selbst hab ich mich noch gewundert, so ruhig bin ich geblieben. Innerlich, da hab ich gezittert, aber die Stimme, die war ganz fest.
    »Da brauch ich Sie nicht dazu. Ich gehe selber zur Polizei.«
    »Ich möchte aber mit. Ich möchte sehen, wie Sie zur Po lizei gehen. Ich hab ge sehen, was Sie mit dem Mädel ge macht haben!«
    »Ich weiß selber, was ich gemacht habe. Lassens mich in Ruhe! Ich weiß selber, was ich tue. Ich geh schon zur Poli zei.«
    Wie er das gesagt hat, keuchend vor Anstrengung, genau in dem Augenblick hörte ich die Schreiber rufen. Ein ganzes Stück hinter uns ist sie mit dem Rad hergekommen.
    Da habe ich mich zu ihr umgedreht und für einen Mo ment den Mann aus den Augen gelassen. Und der hat gleich gemerkt, dass ich nicht aufpasse. Einen Haken hat er geschlagen, wie ein Hase, und abgehauen ist er, noch bevor ich reagieren konnte. Vorbei am Schmied-Anwesen und über die Wiese Richtung Freilandkolonie. Rennen konnte der auf einmal wieder. Und ich, ich hab geschrien, so laut ich konnte.
    »Bleibens stehen! Hilfe, der haut uns jetzt ab!«
    Die Lunge habe ich mir aus dem Leib geschrien, so dass der Schmied aus seinem Haus rausgelaufen ist, nur wegen dem Geschrei. Warum ich so laut brülle? Ob ich ganz när risch bin?, hat er mich angefahren.
    Und ich, ich hab nur gerufen: »Da haut er ab! Haltens den Mann auf, der hat ein kleines Mädchen in den Schnee gedrückt! Aufhalten müs sens den, um Himmelswillen, auf halten! Der darf nicht abhauen! Der
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